Читать книгу Adventmörder - Joachim Koller - Страница 12
1. Dezember
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»Guten Morgen Chef. Immer noch so gut gelaunt?«
Gabriele betrat das kleine Büro, wie immer elegant angezogen. Ihre blonde, schulterlange Haarpracht hatte sie zu einem Zopf geflochten.
»Grüß Dich. Da ich schon die Unterlagen der Spurensicherung durchgesehen habe, nicht mehr ganz so gut. Kaffee ist schon fertig.«
Gabriele füllte sich eine Tasse ein und setzte sich an den Computer, um ihre E-Mails zu sichten.
»Willst Du die E-Mails mit den Bildern ...«
»Nicht!«, rief Hans Martin plötzlich, als ihm einfiel, dass Gabriele nicht genau wusste, was sie erwartete. Doch sein Aufschrei kam zu spät, auf Gabrieles Bildschirm war das erste Bild des Tatorts. Sie blickte schockiert auf die Leiche des Mannes, in dem das Schwert steckte, und rutschte erschrocken vom Bildschirm zurück.
»Oh mein Gott, das ... Wie ...?«
Sie wurde blass.
»Jetzt weißt Du, warum ich Dich nicht in die Wohnung geholt habe und ich gestern nicht darüber reden wollte. Geht’s wieder?«
»Schlimmer als jeder Horrorfilm. Mein Frühstück meldet sich.« Sie schloss die E-Mail wieder.
»Die Bilder sind inzwischen bei der Mordkommission, Du musst sie nicht durchsehen«, beruhigte Hans Martin sie und fasste den Bericht für sie zusammen.
»Wir haben nicht viel herausgefunden. Keine Fingerabdrücke auf der Waffe, dafür Fasern eines Lederhandschuhs. Das Schwert stammt aus der Wohnung, in die nicht gewaltsam eingebrochen wurde. Der Todeszeitpunkt ist klar, er passt mit unserer Überwachung überein. Beweise, dass wir richtig gelegen sind, gibt es zuhauf. Die Wohnung gleicht einem Museum für Freunde des Nationalsozialismus. Hakenkreuzfahne, einschlägige Literatur, Souvenirs, ... Die Computer werden untersucht, sicherlich gibt es da noch mehr Beweise. Soweit ist die Operation ‚Braune Freunde‘ abgeschlossen. Was die Morde betrifft, wird sich eine andere Abteilung damit rumschlagen dürfen. Ach ja, der Mörder hat eine Nachricht hinterlassen. Remember Yvonne, geschrieben mit dem Blut der Opfer.«
Gabriele lauschte seinen Ausführungen mit einer Mischung aus Ekel und Neugier. Kaum hatte Hans Martin fertig gesprochen, tippte sie auf ihrer Tastatur.
»Remember Yvonne, da gibt es eigentlich nur eines, was auf die Schnelle erscheint. Ein Lied aus den 80ern.«
»Danke Gabriele, das Lied kenne ich. Nicht ganz Deine Musikrichtung, so wie ABBA, dafür mehr mein Geschmack. Es handelt aber weder von Mord, Nazis oder sonstigen kriminellen Handlungen.«
Gabriele griff nach ihrem Lieblingsspielzeug, einen Tablet-PC, der mit dem Standcomputer synchronisiert war.
»Und nun?«
»Nun, werte Frau Kollegin, warten wir auf einen gewissen Herrn Tobias Iger, der den Fall übernimmt. Er sollte gegen elf Uhr auftauchen. Damit haben wir auch die Medienarbeit abgegeben.«
Gabriele verzichtete darauf, die restlichen Bilder der Bluttat anzusehen. Vielmehr interessierte es sie, wie der Abend für Hans Martin verlief, nachdem er mit Camilla und Juliana gegangen war.
»Ich habe die Damen heimgebracht. Und bevor Du noch genauer fragst, ja, ich habe bei ihr übernachtet und mehr gibt es nicht zu sagen.«
Gabriele grinste.
»Das freut mich für Dich, Hans Martin. Camilla tut Dir richtig gut.«
»Wenn Du das sagst.«
»Darf ich Dich etwas fragen? Seit ... Seit Du Deine Tochter damals ...«, Gabriele wusste, dass dieses Thema sehr heikel war.
Hans Martin hatte ihr vor einem Jahr erzählt, wie seine Tochter aufgrund eines missglückten Einsatzes umgebracht wurde. Das war auch das Ende seiner Ehe gewesen.
»Wenn Du wissen willst, ob sie die erste ernsthafte Beziehung seit damals ist, lautet die Antwort ja. Deshalb werde ich nichts überstürzen. Erstens weiß Camilla nichts Genaues über die Umstände von damals. Zweitens zählt im Moment nur, dass wir beide glücklich sind und drittens ist mir wichtig, dass Juliana keine ... nennen wir es Einwände hat.«
»Die Kleine scheint Dich sehr zu mögen. Das war gestern eindeutig zu spüren.«
»Sie ist ohne Vater aufgewachsen, was bei diesem Mann auch gut ist. Womit wir wieder bei der Arbeit sind.«
Hans Martins freudiges Gesicht verschwand und er setzte eine ernste Miene auf.
»Gabriele, Du darfst Deine Fähigkeiten mit diesem Wunderding in Deiner Hand beweisen. Ich will alles über Radu Alexandru Rusescu wissen. Angefangen bei der Geburt bis zu seinem derzeitigen Aufenthaltsort. Vorstrafen, Finanzen, sein Umgang einfach alles, was Du zusammentragen kannst. Natürlich vertraulich und nur für meine Augen.«
»Jawohl Chef. Beruflich oder privates Interesse?«
»Privat.«
Hans Martin hatte Gabriele als Sekretärin eingestellt, da er sich nie mit Computern anfreunden hatte können. Sie war auf diesem Gebiet eine Klasse für sich und gelangte selbst an gut gesicherte Daten. Mit der Rückendeckung durch ihren Chef, konnte sie dabei auch manches Mal weiter gehen als gesetzlich erlaubt war.