Читать книгу Adventmörder - Joachim Koller - Страница 14
11:15 Uhr
ОглавлениеDer Dienstwagen von Tobias, ein dunkelblauer Skoda Octavia, stand einsam neben dem Eingang des Ministeriums auf dem ansonsten autofreien Platz vor der Minoritenkirche. Gabriele nahm auf der Rückbank Platz, Hans Martin holte aus dem Handschuhfach das Magnetblaulicht und befestigte es am Dach.
»Wir müssen in die Nussdorfer Straße, Ecke Pulverturmgasse. Omar hat seine Wohnung im zweiten Stock«, informierte er Tobias.
»Ich kenne mich aus, festhalten.«
Er trat aufs Gaspedal, dass der Wagen mit einem Ruck davonschoss. Gabriele wurde in den Sitz gedrückt, ihr Tablet fest umklammert. Sie hatte noch kein Wort gesprochen, seit sie die Nachricht erhalten hatte.
»Wie geht es Dir Gabriele?«, fragte Hans Martin ernsthaft besorgt.
»Ich ... Ich verstehe das nicht. Warum sollte jemand Omar ... Wer hat Dich angerufen?«
»Lisa Paschke, seine Kollegin aus der Abteilung. Sie hat versucht ihn zu erreichen und ist dann zu ihm gefahren. Ich habe sie nicht richtig verstanden, entweder hat sie einen Schlüssel oder die Tür war offen.«
»Ja, das Gerücht, dass zwischen den beiden etwas läuft, gibt es schon länger. Aber warum er? Und warum soll es derselbe Mörder sein?«
Tobias riss den Wagen um eine Kurve und beschleunigte wieder.
»Was könnt ihr mir über euren Kollegen erzählen?«, fragte er, während er auf den Straßenbahngleisen an der stehenden Wagenkolonne vorbeizog. Die schrille Sirene schreckte die Passanten vor ihnen auf, im Wageninneren war das Geräusch erträglicher.
»Konzentrier Dich aufs Fahren.« Hans Martin klang leicht nervös am Beifahrersitz.
»Ich bin zwar keine Frau, aber trotzdem multitaskingfähig«, gab ihm Tobias als Antwort. Gleichzeitig bremste er hart ab und lenkte den Wagen quer über die Kreuzung. Hans Martin schüttelte den Kopf missmutig und fuhr fort.
»Omar El Ahmadi, 36 Jahre, unverheiratet. Er ist gebürtiger Marokkaner, EDV-Spezialist und Experte für ausländische Internetseiten. Er kann ... konnte perfekt Deutsch, Englisch, Französisch und einige afrikanische Sprachen. Bei der letzten Operation hatte er den Telefon- und E-Mail-Verkehr unter seiner Kontrolle. Privat galt er als sehr verschlossen ...«
»Straßenbahn!«, schrie Gabriele plötzlich auf.
Tobias war gerade dabei eine Straßenbahn zu überholen, als ihm eine Garnitur entgegenkam. Anstatt abzubremsen, beschleunigte er noch mehr und wechselte nur wenige Meter vor der Straßenbahn die Spur. Der Fahrer der entgegenkommenden Straßenbahn gestikulierte wild und schien laut zu fluchen.
»Bist Du wahnsinnig?«, stieß Hans Martin heraus. Tobias lenkte den Wagen nochmals scharf nach links in eine Gasse und stoppte den Wagen auf dem Gehsteig.
»Wir sind da.«
»Und wie durch ein Wunder sogar noch am Leben«, stellte Gabriele zynisch fest.
Zu dritt eilten sie zum Hauseingang, wobei Gabriele ihr Tempo nicht mithalten konnte. Hinkend folgte sie den beiden Männern, die unterdessen die Eingangstür öffneten.
»Praktisch, dass sich fast alle Hauseingänge mit einem Universalschlüssel aufsperren lassen«, sagte Tobias und ging die Namen auf der Gegensprechanlage durch.
»Türnummer 12, zweiter Stock. Eure Kollegin wird vermutlich oben warten«, mutmaßte Tobias und lag damit richtig. Vor der angelehnten Tür hockte Hans Martins Kollegin Lisa kreidebleich am Boden und zitterte am ganzen Körper. Ihre verheulten Augen blickten ins Leere, ihre Hände hatte sie fest um sich geschlungen.
Sie schien nicht zu realisieren, dass ihr Vorgesetzter, Gabriele und Tobias vor ihr standen.
»Sie ist katatonisch, eindeutig im Schockzustand«, stellte Tobias fest, »Wir benötigen die Rettung, eine Befragung ist im Moment vermutlich sinnlos.«
»Ich kümmere mich darum und bleibe bei ihr«, entschied Gabriele. Sie ging neben Lisa auf die Knie und legte behutsam einen Arm um ihre Kollegin, die ihren Kopf an Gabrieles Schulter legte und stumm weinte.
Tobias ging voran in die Wohnung. Als erstes fiel ihm die Dose Pfefferspray auf, welche im Vorzimmer auf dem Boden lag.
»Die Tür zeigt keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens«, stellte Hans Martin fest, »Genauso wie bei den drei Nazifreunden. Wenn es wirklich dieselbe Person war, müssen wir herausfinden, wer sowohl Omar als auch die Gruppe kannte.«
»Wir?«, wunderte sich Tobias und folgte ihm ins Wohnzimmer. Omar lag mit dem Rücken auf dem Boden, zwei Einschusslöcher in der Brust zeichneten sich deutlich auf dem weißen Hemd ab. Im linken Oberschenkel steckte der Holzgriff eines Messers. Die Hose hatte einen Teil des Bluts aufgesaugt, dennoch war eine größere Lache unter Omars Körper erkennbar. An seinen Haaren klebte getrocknetes Blut von einer Platzwunde.
Ein Klebeband über den Mund hatte Omar zum Schweigen gebracht, seine Arme waren auf sehr unbequeme Weise auf dem Rücken gefesselt. Eine Hand war über die Schulter nach hinten gezogen und mit Handschellen an der anderen Hand gefesselt. Neben dem leblosen Körper war mit Blut eine Nachricht auf den Boden geschrieben worden: REMEMBER YVONNE
»Genau wie bei den drei Nazis?«, fragte Tobias. Seine Lockerheit von vorhin war verflogen. Er wirkte nervös und angespannt.
Hans Martin nickte und sah sich im Zimmer um.
»Keine Kampfspuren. Der Täter hat ihn schnell überwältigt.«
»Ich habe eine Vermutung, Herr Kommissar ...«
»Ich bin kein Kommissar, einfach nur Hans Martin«, unterbrach Hans Martin Tobias.
»Okay. Diese Art der Fesselung und Verletzung habe ich schon einmal gesehen.«
»Wie viele Fälle hast Du schon bearbeitet?«, wollte Hans Martin wissen.
»Das ist mein Erster, den ich persönlich leite.«
Hans Martin behielt seine Meinung für sich und studierte das Bücherregal.
»Was ich sagen wollte, diese Schusswunden sehen wie bei einer Hinrichtung aus. Die Beinverletzung ist hingegen eine, durchaus unangenehme, Methode, um ein Opfer ausbluten zu lassen. Dazu die Hände. Diese Foltermethode nennt sich `Schwert auf dem Rücken tragen`. Besonders in China ist diese Anwendung sehr beliebt, da sie dem Opfer binnen weniger Minuten heftige Schmerzen zufügt.«
Hans Martin hob überrascht die Augenbrauen und strich sich über seinen Schnurrbart.
»Da könntest Du recht haben, stellt sich nur die Frage nach dem Warum. Entweder aus Lust am Foltern oder um etwas zu erfahren.«
»Vermutlich wurde er zuerst gefesselt ... Nein, zuerst niedergeschlagen, daher die Kopfverletzung. Dann gefesselt und mit dem Stich in den Oberschenkel zum Reden gezwungen. Die Schmerzen müssen unerträglich gewesen sein. Danach kamen die tödlichen Schüsse.«
»Damit wäre der Fall ja fast geklärt«, meinte Hans Martin ironisch, »Bleiben nur noch einige Kleinigkeiten. Erstens, was hat Omar mit den überwachten Nazis gemeinsam? Zweitens, warum hatte er seinen Mörder in die Wohnung gelassen? Und drittens, was bedeutet der Spruch?«
»Remember Yvonne? Gibt es nicht ein Lied mit diesem Titel?«
»Ja, das hilft uns aber nicht wirklich weiter.«
»Du sprichst immer von uns?«
Hans Martin drehte sich zu Tobias um.
»Weil dieser Mordfall ab sofort unser gemeinsames Problem ist. Omar war einer meiner Männer, ein sehr beliebter Kollege. Ich will wissen, was passiert ist und den Mörder erwischen.«
»Nicht, dass ich etwas gegen Unterstützung hätte, aber bist Du im Grunde nicht eher für administrative Aufgaben zuständig und kein Außendienstmitarbeiter.«
Hans Martin baute sich vor Tobias auf und blickte ihm mit ernster Miene in die Augen.
»Wie alt bist Du?«, knurrte er ihn an.
»Siebenunddreißig.«
»Das heißt, zu der Zeit, als Du noch überlegt hast, welche großartige Karriere Du einschlagen willst, habe ich in verschiedenen Außendiensteinsätzen mein Leben riskiert. Glaub mir, ich habe genug Erfahrung.«
»Auch wenn ich noch jung bin, habe ich auch etwas Erfahrung. Für mich war schon immer klar, dass ich zur Mordkommission will. Seit ...«, fuhr Tobias Hans Martin an, stockte dann aber kurz, »Nur, weil es mein erster Fall ist, heißt das nicht, dass ich komplett unfähig bin.«
Hans Martin machte einen Schritt zurück und sprach mit ruhiger Stimme weiter.
»Dann verhalte Dich nicht wie ein Anfänger. Wir sprechen hier von einem Vierfachmörder, eines der Opfer ist ...«
»Schon verstanden, Herr Gross«, fiel ihm Tobias ins Wort.
»Ich werde die Spurensicherung herbeordern. Außerdem stelle ich ein Team zusammen, um diesem Mörder auf die Spur zu kommen.«
Tobias holte tief Luft.
»Herr Gross, darf ich auf Ihre Mithilfe zählen? Zusammen mit Ihrer Kollegin wären Sie vermutlich eine große Unterstützung.«
Hans Martins Miene erhellte sich etwas.
»Erstens, ich bin kein Kriminalbeamter, aber mit Morden, diversen Verrückten und vor allem mit den derzeitigen Opfern habe ich etwas Erfahrung. Zweitens brauchst Du noch einige fixe Personen im Team, zuerst eine Person, die mit der Presse umgehen kann. Und drittens ...«, er reichte Tobias die Hand, »... ich heiße Hans Martin.«
Tobias ergriff die Hand und nickte.
»Die meisten nennen mich Tiger, ein Spitzname, den ich seit Kindertagen habe. Ich bestelle die Spurensicherung, kümmerst Du dich um die Freundin?«
Von Lisa Paschke war nichts Brauchbares zu erfahren. Der Schock saß zu tief, um sie zu befragen. Gabriele weigerte sich, die Wohnung zu betreten und blieb bei Lisa, bis der Arzt eintraf. Als die gerufenen Kollegen und die Rettung eintrafen, konnten sich Tobias, Hans Martin und Gabriele verabschieden. Tobias schlug vor, die weitere Besprechung an den nahe gelegenen Würstelstand zu verlegen.
Kaum hatten sie das Wohnhaus verlassen, zückte Hans Martin seine Zigaretten.
»Du wolltest doch aufhören, Chef«, tadelte Gabriele ihn.
»Ich habe gesagt, reduzieren. Das fällt mir schon schwer, aber ich bemühe mich, okay?«
Tobias zog ein fünfzehn Zentimeter langes, dunkelblaues Röhrchen hervor.
»Ihr beide kennt Euch schon lange, oder?«
»Das kann man wohl sagen. Ach ja, Gabriele, wir arbeiten mit Tiger zusammen an diesen Mordfällen.«
»Tiger? Mordfälle? Und was ist das für ein Ding in Deiner Hand?«, war Gabriele verwundert.
»Ja, Tiger. Tobias Iger, seit jeher schon als Kurzform so genannt«, stellte sich Tobias erneut bei ihr vor, »Ich hoffe, mit Eurer Hilfe, den Mörder schnell zu erwischen.«
»Gabriele Zauner, kein Spitzname, wehe Du nennst mich Gabi. Wenn Du etwas am Computer benötigst, bin ich die Richtige.«
Dabei hob sie ihr Tablet wie eine Trophäe hoch.
»Aber wieso mit unserer Hilfe? Ich habe keine Erfahrung mit Mordfällen«, meinte sie immer noch erstaunt.
»Aber Omar war einer meiner Mitarbeiter, deshalb werden wir diesen jungen Mann gerne unterstützen«, erklärte ihr Hans Martin entschlossen.
»Und was hat es mit diesem Ding in Deiner Hand auf sich?«
Sie deutete auf das dünne Metallrohr, an dessen Spitze ein durchsichtiger Plastikkristall eingebettet war.
»Das ist eine sogenannte E-Shisha. Wie die derzeit so beliebten elektrischen Zigaretten, nur ohne Nikotin.«
»Aber auch nicht viel gesünder.«
»Vermutlich, aber es schmeckt besser als herkömmliche Zigaretten. Ich bevorzuge Heidelbeere, manchmal auch Apfelgeschmack.«
»Und ich bevorzuge es, nicht zu rauchen, weder Zigaretten noch diese chemischen Mischungen«, machte Gabriele ihre Abneigung deutlich.
»Nachdem wir das besprochen hätten, zurück zum Thema. Da es Dein erster eigener Mordfall ist, fehlt es an einem eingespielten Team«, stellte Hans Martin fest.
Tobias nickte und erzählte ihnen, dass sein bisheriger Chef vor zwei Wochen in Pension gegangen war. Bis dahin war er an unterschiedlichen Fällen beteiligt gewesen.
»Ein Familienvater, der ausgerastet ist und bei einem Banküberfall zwei Angestellte erstochen hat. Ein Mord unter Brüdern und eine Frau, die ihren Mann loswerden wollte, um an die Versicherungsprämie zu gelangen. Das waren bislang meine Highlights. Hier sieht alles nach einem geplanten Mord mit deutlichem Motiv aus. Blöd nur, dass wir das Motiv nicht kennen.«
»Du meinst, Remember Yvonne? Das ist im Moment die einzige Verbindung.« Gabriele tippte im Gehen auf ihrem Tablet herum.
Inzwischen hatten sie den Würstelstand erreicht, der um diese Zeit unbesucht war.
»Es gibt nichts Besseres, als eine heiße Käsekrainer mit Gebäck und eine Flasche Almdudler«, schwärmte Tobias.
»Naja, da würde mir einiges einfallen. So besonders ist die Wurst dann auch wieder nicht«, belehrte Gabriele ihn.
»Es gibt unzählige Würstelstände und dementsprechend unterschiedlich ist die Qualität. Wenn Du willst, kann ich Dir gerne mal einige zeigen.«
»Das glaube ich Dir. Aber wenn, dann würde mein Freund auch mitkommen.«
»Kein Problem. Wusstet ihr, dass dieser Würstelstand der älteste in Wien sein soll?«
»Dafür sieht er sehr gut erhalten aus«, stellte Hans Martin fest, »Bestellen wir nun?«
Bei drei Käsekrainer samt Gebäck und je einer Flasche Almdudler besprachen sie ihre weitere Vorgehensweise.
»Ich werde bei meinen Vorgesetzten um eine Sonderkommission anfragen. Als SOKO können wir unsere Ressourcen leichter zusammenlegen und auch nutzen«, schlug Tobias vor.
»Außerdem haben wir so die Möglichkeit, aus einem größeren Pool an Personal zu schöpfen. Vielleicht haben wir Glück und es ist mit diesen beiden Mordanschlägen schon vorüber …«
»Darauf würde ich nicht hoffen, Gabriele«, warf Hans Martin nachdenklich ein.
»Du bist ein hoffnungsloser Pessimist. Weißt Du vielleicht mehr, als wir?«
Hans Martin schwieg und aß den letzten Teil seines fettigen Mittagessens auf. Nach einem großen Schluck aus der Plastikflasche zündete er sich eine Zigarette an und blickte von Gabriele zu Tobias.
»Die Idee mit der SOKO ist gut. Ich werde nachher ein Telefonat führen, dann haben wir die Genehmigung innerhalb einer Stunde.«
»Eine Stunde? Wen kennst Du, dass wir derart bevorzugt behandelt werden?«, zeigte sich Tobias erstaunt.
»Ich bin mir sicher, dass ein Anruf beim Bundespräsidenten vieles beschleunigen kann. Wir werden ein gemeinsames Büro beziehen, bei uns im Ministerium sind genug freie Räume. Ich werde veranlassen, dass man uns dort das notwendige Equipment bereitstellt. Vielleicht bekommen wir noch eine zusätzliche Person zur Unterstützung.«
Weder Tobias noch Gabriele widersprachen. Sie einigten sich auf ein Treffen am späteren Nachmittag im Büro von Hans Martin. Bis dahin sollten die ersten Berichte aus Omars Wohnung eingetroffen sein. Hans Martin versprach Tobias, dass sie bis dahin auch schon die Genehmigung für die Sonderkommission haben werden.
Nachdem Tobias Hans Martin und Gabriele zurück zum Bundesministerium gebracht hatte, verabschiedete er sich mit dem Versprechen, am Nachmittag voller Elan mit den Untersuchungen beginnen zu wollen.
»Du kannst schon ins Büro gehen, ich muss noch ein Telefonat führen«, erklärte er Gabriele und zog sein Telefon und die Zigaretten heraus.
»Jawohl Chef.«
Die Nummer kannte Hans Martin auswendig, gleich nach dem ersten Läuten hob der Bundespräsident ab.
»Hans Martin, schön von Dir zu hören. Ich hoffe, es ist ein freundschaftlicher Anruf«, meldete sich Bundespräsident Walter Schlinger.
»Teils teils. Aber zuerst das Dienstliche. Ich benötige Deine Unterstützung, um sofort eine Sonderkommission zu starten.«
»Worum geht es?«
»Einen Dreifachmord an Neonazis, die wir hochnehmen wollten. Und um einen Kollegen von mir, der demselben Mörder zum Opfer gefallen ist.«
»Davon habe ich gar nichts gelesen oder erfahren«, war der Bundespräsident verwundert.
»Das liegt daran, dass die offizielle Mitteilung noch nicht hinausgegangen ist. Ich kann gerne später vorbeikommen und Dir alles in Ruhe bei einem guten Glas Whisky erzählen. Aber im Moment sind wir gerade dabei, dafür zu sorgen, dass diese Morde nicht zu einem Kompetenzstreit zwischen Bundes- und Polizeibehörde werden.«
»Ich verstehe, mein Freund. Deine nette Kollegin soll mir die Anträge zuschicken, ich sorge dafür, dass Ihr sofort mit der Arbeit beginnen könnt. Die genaueren Hintergründe erläuterst Du mir heute oder morgen Abend bei einem Besuch in der Präsidentschaftskanzlei.«
»Ich danke Dir, Walter. Ich melde mich.«
Hans Martin und der amtierende Bundespräsident der Republik, Walter Schlinger, kannten sich schon seit vielen Jahren. Als Hans Martin noch im Außendienst arbeitete, war Walter Schlinger als Innenminister bei mehreren Undercover-Operationen sein Vertrauensmann. Die beiden verband auch ein Geheimnis aus dieser Zeit, das Hans Martin den Bürojob im Bundesministerium für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung bescherte.
Beim Gedanken daran kam Hans Martin auch wieder Camilla in den Sinn.
Es wird Zeit, diese alten Geister für immer los zu werden, entschied er. Sein nächster Anruf galt Camilla. Er versprach ihr, am Abend vorbeizukommen.
»Das freut mich, mein grauer Hase. Aber Du klingst so, als gäbe es dafür einen bestimmten Grund?«
»Ja, weil ich gerne bei Dir bin, ganz einfach«, gestand er ihr.