Читать книгу Adventmörder - Joachim Koller - Страница 13
11 Uhr
ОглавлениеGabriele war damit beschäftigt, die Unterlagen für die Mordkommission zusammenzustellen und Informationen zu Hans Martins gesuchtem Mann zu suchen. Währenddessen kümmerte sich ihr Chef um administrative Aufgaben, eine Tätigkeit, die er noch nie besonders mochte. Er musste Urlaubsanträge und Pflegefreistellungen absegnen, Überstundenaufzeichnungen genehmigen und den Monatsbericht fertigstellen. Ein Anruf aus der EDV-Abteilung unterbrach ihn.
»Such mir bitte die Telefonnummer und die Adresse von Omar heraus, Gabriele. Er ist heute nicht zur Arbeit erschienen und hat sich nicht gemeldet.«
»Sofort Chef.«
Die Bürotür ging auf und ein Mann um die fünfunddreißig trat ein. Mit ausgewaschenen Jeans und einem körperbetonten, weißen Shirt unter der Lederjacke, glich der junge Mann einem Laufburschen. Sie musterten den schlanken, durchtrainierten Mann, der trotz seines Dreitagesbartes sehr gepflegt wirkte. Die braunen Haare waren mit viel Gel zu einer wilden Kurzhaarfrisur geformt, die Strähnen standen in alle Richtungen.
»Hallo zusammen. Ich soll die Unterlagen zu Eurem Mordfall abholen.«
»Wollte ihr Chef nicht persönlich kommen?«, fragte Hans Martin leicht säuerlich.
»Oh, Entschuldigung. Wo sind meine Manieren? Ich bin Tobias Iger, Spitzname Tiger, und ich bin der Leiter der Mordkommission, Sektion Fünf.«
Gabriele sah den Mann verwundert an.
»Du siehst recht jung aus für einen Gruppeninspektor«, stellte sie fest.
»Korrekt. Aber das Aussehen und das Alter spielen bei uns keine so wichtige Rolle. Du bist sicherlich auch nicht wegen Deiner schönen blonden Haare hier, oder?«, konterte er und erntete einen erbosten Blick von Gabriele.
»Was soll das heißen?«, empörte sich Gabriele.
»Du machst den Eindruck einer herkömmlichen Sekretärin. Jung, blond, gut aussehend, elegant gekleidet. Aber Deine selbstsichere Art verrät, dass Du weitaus mehr kannst. Vermutlich warst Du schon bei einigen Einsätzen dabei.«
Er deutete auf ihren ausgestreckten Fuß.
»Arbeitsunfall?«
»Kann man so sagen.«
Gabriele fühlte sich überrumpelt. Sie wusste nicht, ob sie gerade von Tobias Iger auf den Arm genommen wurde.
»Zurück zum Thema«, fuhr Tobias fort, »Kann ich bitte die Unterlagen haben?«
»Benötigen Sie auch die Unterlagen zu unserer Untersuchung?«
»Das wäre sehr freundlich.«
Hans Martin stand auf und griff nach seinen Zigaretten. Gabriele reichte ihm einen kleinen quadratischen Zettel.
»Die Adresse und Telefonnummer von Omar.«
»Danke. Ich bin kurz draußen, ihr braucht mich hier ja nicht.«
Gerade als er sich bei dem jungen Mann verabschieden wollte, läutete sein Telefon. Hans Martin stöhnte auf und hob ab. Er lauschte einer aufgeregten Frauenstimme. Gabriele, die die gewünschten Unterlagen schon in der Hand hielt, stockte.
»Was soll das heißen? Was meinst Du mit demselben Schriftzug?«, fragte er, plötzlich mit ernster, angespannter Stimme.
Gabriele richtete sich auf und sah zu ihm. Sie kannte ihren Chef gut genug, um zu erkennen, dass er gerade schlechte Nachrichten erfuhr, sehr schlechte. Während er am Telefon lauschte, nahm er den Zettel von Gabriele in die Hand und blickte darauf.
»Bleib da, wir kommen sofort ... Nein, nicht notwendig, das erledige ich.«
Hans Martin legte auf und schnappte sich seine beige Jacke.
»Nimm die Unterlagen für unseren jungen Freund und komm. Sind Sie mit dem Auto hier?«
»Ja, mein Dienstwagen steht vor ...«
»Dann los. Wir müssen in den neunten Bezirk.«
»Was ist los, Chef?«, fragte Gabriele verwundert.
»Omar ist ermordet worden. So wie es aussieht von demselben, der unsere Nazibande aufgeschlitzt hat.«