Читать книгу Adventmörder - Joachim Koller - Страница 21
8:25 Uhr
ОглавлениеDie Wohnung lag im zweiten Stock des Altbaus, ohne Aufzug und mit einer breiten Wendeltreppe. Einige Bewohner waren durch die Polizei aufgeweckt worden und standen neugierig in ihren Türen. Hans Martin beachtete sie nicht und überhörte die Fragen. Vor der angelehnten Tür erwartete sie eine Polizistin.
»Tobias Iger, Mordkommission.«
»Nur hereinspaziert. Ich werde diese Wohnung nicht betreten.«
»So schlimm?«
»Wenn meinen Kollegen schlecht wurde, dann ja.«
Hans Martin erwartete ein ähnliches Schlachtfeld, wie in der Wohnung der Reichsfreunde. Im Vorzimmer war noch kein Blut zu sehen, dafür war es verwüstet worden. Ein Kleiderständer lag vor ihm, Schlüssel, Briefe und Schuhe lagen im Raum verteilt.
»Die Wohnung gehört Hannes Hintermayer, 54, Parlamentarier der Grünen. Als ehemaliger Anästhesist zuständig für Gesundheitsfragen. Alleinstehend und unbescholten, soweit ich von Gabriele erfahren habe«, sagte Tobias leise. Ihm war die Nervosität anzuhören. Hans Martin nickte und ging an ihm vorbei in den nächsten Raum. Dort fand er die Leiche des Mannes, dessen Anblick selbst ihn zurückschrecken ließ.
Hannes Hintermayers Körper lehnte kniend an der Couch. Auf dem Holzboden vor ihm stand mit Blut geschrieben: REMEMBER YVONNE. Daneben lag ein abgetrennter Finger in einer trockenen Blutlache.
»Vermutlich wurde damit der Text geschrieben«, überlegte Tobias leise.
Die Hände des Opfers waren mit Kabelbinder hinter dem Rücken festgebunden. Zwei abgebrochene Glasstiele ragten aus seinen Augen. Sie waren offensichtlich tief in ihn hineingerammt worden und gehörten zu zwei Weingläsern, deren restliche Scherben auf dem niedrigen Couchtisch verteilt lagen. Aus den Augen war das inzwischen getrocknete Blut wie dunkelrote Tränen über sein Gesicht geronnen. Der Mund des Mannes war weit aufgerissen, ein gelblicher Schaum füllte ihn aus. Bei näherer Betrachtung erkannte Hans Martin, welches Material verwendet worden war.
»Ihm wurde PU-Schaum in den Mund gesprüht. Montageschaum, der schnell aushärtet.«
»Dann ist der Mann erstickt. Was für ein perverses Schwein hat sich hier ausgetobt?« Tobias war schockiert.
»Jemand mit viel Wut. Jedenfalls wird es nicht leicht, diese Person ausfindig zu machen. Du hast Dir nicht gerade eine einfache Sache für Deinen ersten Fall ausgesucht.«
»Ich weiß. Außer dem Schriftzug scheinen keine Parallelen zu bestehen. Gabriele ist doch so gut am Computer, sie soll alle Opfer bis ins kleinste Detail durchleuchten. Irgendwelche Überschneidungen muss es ja geben.«
Hans Martin sah sich noch weiter um, fand aber keine Hinweise auf den Mörder und seine Motive.
»Lass uns an die Arbeit gehen, Tiger. Erstens fragst Du die Nachbarn aus, ob ihnen etwas aufgefallen ist. Zweitens wird sich Gabriele an ihren Wunder-PC setzen und die Opfer überprüfen und vergleichen. Drittens muss Mia etwas vorbereiten. Wir können das nicht einfach so der Presse vorwerfen, die würden daraus die ärgsten Horrorgeschichten spinnen.«