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29. November

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18 Uhr

Es roch nach Alkohol, abgestandenem Zigarettenrauch und dem herben Geruch von Joints. Obwohl die Wohnung im dritten Stock lag, waren die Vorhänge zugezogen, um keine neugierigen Blicke hereinzulassen. Eine zwei Meter breite Hakenkreuzfahne prangte an der Wand des Wohnzimmers, weitere Andenken an die Zeit des Nationalsozialismus verteilten sich über die Räume. Einen Ehrenplatz hatte ein, in Folie geschweißtes, Flugblatt aus dem Jahr 1935. Auf diesem wurde die jüdische Bevölkerung aufgefordert, den Ort innerhalb eines Tages zu verlassen.

Der gerade erschienene Mann unterschied sich nur wenig von seinen zwei Kumpanen. Alle trugen unter ihren Jacken ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Wiener Reichsfreunde«, ihre Glatzen waren frisch rasiert, ihr Körperbau muskulös.

»Hier im Bezirk rennen echt viele Kopftuchweiber herum. Am liebsten hätte ich gleich ...«

»Ich weiß, Andi. Es ist inzwischen egal, in welchem Bezirk in Wien Du Dich umschaust, die lauern schon überall. Allein hier im Bau sind drei Familien, natürlich Flüchtlinge. Arbeitslos, ein Haufen lärmender Kinder und die Frauen immer mit einem Kopftuch am Herumlaufen. Wenn mir eine von denen über den Weg läuft, werden sie immer nervös. Gut so, irgendwann wird´s da sicher einmal eine Abreibung geben.« Dabei machte der Angesprochene eine Faust, um sein Vorhaben zu verdeutlichen. Sie setzten sich zusammen an den Wohnzimmertisch, wo schon drei Bierflaschen auf sie warteten.

»Ich habe mich heute Nachmittag nochmals schlaugemacht. Die Versammlung dieser Judenkaufleute im zweiten Bezirk findet nach wie vor am 2. Dezember statt. Das gemietete Lokal ist ein leichtes Ziel für uns.«

»Hast Du es Dir auch von innen angesehen?«

»Ja. Um die Bude wird es nicht schade sein. Eine Negerin als Kellnerin, sogar der Koch ist alles andere als deutsch. Ich weiß, welche Fenster zum großen Speisesaal gehören, wo sich die Juden treffen. Ein paar Molotowcocktails und wir räuchern sie problemlos aus.«

»Wie viele Ausgänge?«

»Zwei. Beide können von uns leicht überwacht werden. Ich würde vorschlagen die Tür zum Innenhof zu verbarrikadieren und von vorne kommen wir. Es sollte in weniger als drei, vier Minuten für uns erledigt sein. Zeit genug, um zu verschwinden, bevor die Bullen auftauchen.«

Die Männer stießen mit ihren Bierflaschen an. Sie waren bester Laune, denn ihrer Meinung nach war der Plan perfekt.

Das Läuten der Türklingel ließ sie verstummen.

»Erwartest Du noch Besuch?«

»Ja, ein Bekannter von mir. Er bringt uns einige nette Videos von frischen Mädchen. Ich habe Euch doch versprochen, ihr bekommt heute noch einiges geboten«, antwortete der Glatzkopf mit einem schmutzigen Grinsen, erhob sich und ging zur Tür.

Adventmörder

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