Читать книгу Adventmörder - Joachim Koller - Страница 15

15:30 Uhr

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Lisa Paschke war vom Arzt mit einem starken Beruhigungsmittel versorgt und in ihre Wohnung gebracht worden. Sie wohnte mit ihrer Schwester zusammen, die versprach, sich um sie zu kümmern.

Hans Martin beschloss, sie alleine aufzusuchen, damit Gabriele beim Aufbau der Computer anwesend war. Er wurde von Lisas Schwester Lydia begrüßt und in die Küche begleitet.

»Lisa liegt im Schlafzimmer. Trotz der Beruhigungsmittel ist sie nur am Heulen. Es muss schrecklich gewesen sein, was sie gesehen hat.«

Sie reichte Hans Martin eine Tasse Kaffee und stellte einen Aschenbecher auf den Tisch.

»Ich habe von Lisa schon einiges über Sie gehört, Herr Gross. Unter anderem, dass Sie Raucher sind und ein zäher Hund. Deshalb hoffe ich, dass Sie dieses Schwein finden.«

»Das habe ich vor. Lisa und Omar, wie lange lief das zwischen den beiden schon?«, erkundigte er sich. Obwohl er ein sehr umgänglicher Chef war und viel über seine Mitarbeiter wusste, war ihm das Privatleben seiner Kollegen egal. Solange es ihre Arbeit nicht beeinflusste, hielt er sich aus diesen Angelegenheiten heraus.

»Schon über ein Jahr. Zunächst war es nur eine freundschaftliche Beziehung, aber mit der Zeit hat sich Lisa schwer verliebt. Omar war immer recht verschlossen und es hat lange gedauert, bis er sich ihr gegenüber öffnete. Sie haben sich auch fast immer hier getroffen und nur selten in seiner Wohnung. Ich fand das etwas komisch, immerhin wohnt er alleine und wir sind zu zweit hier.«

»Hat Omar jemals erwähnt, dass er in Schwierigkeiten steckt?«

»Nicht zu mir.«

»Dann muss ich mit Lisa sprechen.«

Die Vorhänge im Schlafzimmer waren fast vollständig zugezogen. Hans Martin betrat den Raum und sah Lisa wach in ihrem Bett liegen. Sie wirkte wie ein weinendes Kind, war trotz ihrer achtundzwanzig Jahre von kindlicher Statur. Sie war recht klein gewachsen und auch ihr Gesicht ähnelte mehr einem Teenager, als einer erwachsenen Frau. Hans Martin fiel ihr erster Arbeitstag ein, als sie sich bei ihm vorstellte. Er hatte ihren Ausweis verlangt und ließ sich mehrmals bestätigen, dass diese Person wirklich schon über zwanzig war.

»Hallo Chef. Ich habe schon gewartet, bis Sie kommen und mich ausfragen«, begrüßte sie ihn mit weinerlicher, leiser Stimme.

»Bleib liegen, ich habe nur ein, zwei Fragen dann bin ich wieder weg. Es ist schlimm, was passiert ist und wir arbeiten schon daran, den Mörder zu finden. Hat Omar in letzter Zeit von irgendwelchen Problemen gesprochen?«

Lisa schüttelte den Kopf.

»Wir wollten gestern noch etwas zusammen unternehmen, aber ich hatte schon mit Lydia ausgemacht, dass wir unsere Eltern besuchen. Gestern Abend habe ich ihn nicht mehr erreicht, mir aber nichts dabei gedacht. Omar war öfters am Abend nicht erreichbar. Er hat mir gesagt, dass er dann diese Onlinespiele spielt und dabei sein Telefon nicht hört.«

»Und heute wolltest Du nachsehen, was mit ihm ist, weil er nicht zur Arbeit gekommen ist?«

Lisa nickte, wieder kamen Tränen aus ihren Augen.

»Er hat nicht abgehoben und ich habe mir Sorgen gemacht. Ich bin zu ihm gefahren … einen Schlüssel für die Wohnung habe ich nicht, aber ich weiß, wie man eine Wohnungstür aufbricht. Ich habe geläutet und geläutet und als keine Antwort kam, bin ich hinein …«

Hans Martin fühlte sich unwohl, er wollte sie nicht länger mit den Erinnerungen quälen.

»Schon gut, ruh Dich aus. Du hast natürlich frei, nimm Dir die Zeit. Wenn Dir noch etwas einfällt, kannst Du mich jederzeit anrufen.«

»Bitte Chef, finden Sie den Mörder. Ich will …«

»Versprochen, Lisa. Und jetzt ruh Dich aus.«

Im Vorzimmer sprach Hans Martin noch mit Lydia. Ihm fiel auf, dass sie, obwohl sie jünger als Lisa war, weitaus älter aussah.

»Irgendwie passt Euer Alter nicht zu eurem Aussehen, wenn ich das so sagen darf.«

»Ich weiß, das sagen viele. Ich habe zu Lisa damals gesagt, sie hat den Vorteil bei Omar, dass er ihr wahres Alter kennt. Wenn wir ausgehen, kommt es sehr oft vor, dass Lisa ihren Ausweis zeigen muss. Die Türsteher schätzen sie meist auf sechszehn oder maximal achtzehn.«

»Bitte kümmern Sie sich gut um sie. Sobald es etwas Neues gibt, werde ich mich melden. Lisa soll sich so viel Zeit nehmen, wie sie braucht.«

Vor der Haustür blieb Hans Martin stehen, rauchte und überlegte seine weiteren Schritte. Der Wind hatte zugelegt, womit es noch kälter wurde. Sein nächstes Ziel war das neue Büro, wo inzwischen der Umzug im vollen Gange sein musste.

Adventmörder

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