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2. Gefahren unseres Bibellesens
Оглавлениеa) Die schlimmste Gefahr ist die, dass wir die Bibel überhaupt nicht mehr lesen. Vielleicht hast du es noch nie gelernt. Vielleicht war es dir immer unheimlich, einmal ganz allein zu sein mit Gottes Wort. Oder gehörst du auch zu der Schar derer, die seit Jahren mit immer neuen Anläufen den Weg in die Bibel suchen und dann doch nicht weiterkommen. Wir sollten einmal darüber nachdenken: Was muss doch Satan für eine Angst davor haben, dass ich die Bibel lese, wenn er mich den ganzen Tag hindurch geradezu verfolgt, um mich nur ja nicht zu der Stille mit Gott kommen zu lassen.
b) Aber vielleicht hast du deine Morgenwache. Sofort umdroht mich die zweite Gefahr. Mein Bibellesen kann so zur Gewohnheit werden, dass davon überhaupt nichts in mein Tagewerk hineinfließt. O dies schematische Bibellesen! Wir erfüllen noch die Pflicht, morgens nach unserer Bibel zu greifen; aber schon nach 10 Minuten wissen wir nicht mehr, was uns eigentlich diese Bibellese hatte sagen wollen. Weißt du noch die Losung von heute Morgen? Da kapselt uns der Satan unser Bibellesen so kräftig ab, dass wir nun trotz allen Bibellesens doch die Ungesegneten bleiben.
Ja, es kommt dann so weit, dass ich auf einmal mit Entsetzen merke, dass ich die Bibel vor mir habe und Gott redet nicht mehr mit mir. Das ist ein Krankheitszustand, an dem man sterben kann. Darum hin zum Arzt; hin zu Jesus und sage Ihm, dass du Ihn so gern wieder hören möchtest.
c) Alle, die irgendwie im Dienste Jesu stehen, sind in einer besonderen Gefahr. Wir müssen so viel für andere sorgen. Darum vergessen wir die Sorge um unsere eigene Seligkeit. Wir lesen das Wort und hören es schon gleich für andere. Ich habe einmal ganz offen vor Brüdern diese Not bekannt, dass es mir immer wieder passiert: Wenn mich ein Text anpacken will, dann kommt schon gleich der Gedanke, dass dies eine schöne Predigt wäre, und im Geist stehen vor mir drei Punkte, die ich darüber sagen möchte. Schauerlicher Zustand, wo es einem geht wie einem Friseur, der allen die Haare schneidet, nur an sich selbst kann er das nicht tun. Vergesst beim Bibellesen einmal alles andere und stellt euch der einen Frage: Kann Gott noch mit euch persönlich reden?
d) Wie viele stehen heute unter einer besonderen Not: ich ärgere mich an dem, was da steht. Da haben sie dir so viel von Widersprüchen in der Bibel erzählt, dass du schon gar nicht mehr richtig lesen kannst. Da springt dir aus so vielen Worten der Zweifel entgegen. Da stehen Dinge, die du gar nicht verstehst. Und schließlich legt man enttäuscht die Bibel wieder weg.
Die Bibel ist wie ein großes Bergwerk, das kannst du nicht auf einmal leer machen. Du musst Tag um Tag in den Stollen graben und glücklich sein für das, was Gott dir schenkt. Was du noch nicht verstehst oder was dir Not macht, das lass zunächst ruhig einmal liegen. Frage lieber danach, was dir Gott schon deutlich gemacht hat und was du am heutigen Tage als persönliche Weisung deines Herrn mitnehmen kannst. Ein Student schrieb einmal seiner Mutter: „Ich habe keine Freude mehr an der Bibel. Mit ihren Widersprüchen und Unbegreiflichkeiten ist sie für einen modernen Menschen doch reichlich ungenießbar.“ Die Mutter antwortete ihm: „Junge, du liest die Bibel verkehrt. Weißt du noch, wie du einmal zwei Jahre im Feld warst ohne Urlaub? Ich schrieb dir regelmäßig von den Ereignissen zu Hause. Da kam eines Tages ein Brief von dir, darin stand: ,Ich höre von Lebensmittelkarten und Schlangestehen, von allerlei Dingen, die ich nicht kenne. Hat sich denn alles so verändert? Wie lange bin ich von euch weg, dass ich eure Briefe nicht mehr verstehe!‘ Da hast du nicht geschrieben: ‚Die Briefe meiner Mutter sind für einen modernen Menschen ungenießbar; es steht Unbegreifliches darin.‘ Die Bibel ist auch ein Brief, ein Brief Gottes aus der ewigen Heimat an dich. Wenn du diesen Brief nicht mehr verstehen kannst, darfst du die Schuld nie auf den Brief schieben, sondern musst denken: Wie weit bin ich von meinem himmlischen Vater weggekommen, dass ich seine Briefe nicht mehr verstehe!“