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Geduld haben
ОглавлениеEs war zu Beginn des Kirchenkampfes. Unter ziemlich aufregenden Umständen war ich meines Amtes enthoben worden und hatte nun die aufgewühlte Gemeinde zu einem Gottesdienst in einen Gasthaussaal geladen. Tausende waren zu erwarten. Mit viel Not hatte ich in all dem Getümmel eine Predigt gemacht, die an Kampfesstimmung und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ. – Da werde ich in der Nacht plötzlich noch einmal wach, und ich spüre eine entsetzliche Unruhe: Diese auf Kampfesruf abgestellte Predigt darf ich nicht halten! Die Gemeinde ist aufgewühlt genug. Jetzt sollte sie in die Stille des Hörens kommen.
In meiner schrecklichen Unruhe ging ich in mein Studierzimmer hinunter und schrie zu Gott: Lieber Herr, ich weiß nicht, was ich sagen soll; jetzt musst Du mir eine Predigt schenken. Ich tat damals etwas, was ich sonst nie tue, ich schlug einfach meine Bibel auf in der Gewissheit, dass ich jetzt das Wort finden würde, worüber ich in wenigen Stunden predigen sollte. Mir war es wie ein Schlag vor den Kopf, als mein Blick auf das Wort in Hebräer 10, 36 fällt: „Geduld aber ist euch not, daß ihr den Willen Gottes tut und die Verheißung empfanget.“ So ratlos bin ich noch selten gewesen. Ich wollte die Gemeinde zum Kampf aufrufen, und Gott befiehlt mir, über die Geduld zu predigen. Ich kann nur sagen, dass von dieser Predigt ein entscheidender Segen ausging und dieser uns durch Jahre schweren Ringens und Kämpfens getragen hat.
Dies Wort von der Geduld muss ich euch allen sagen. Ich wollte, Gott gäbe mir Vollmacht, dass ihr es wirklich hören könnt.