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1. Was ist das mit den schwachen Stunden?

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Im Buch Hiob wird uns eine ganz merkwürdige Sache berichtet. Da erscheint im Thronsaal Gottes der altböse Feind, Satan selbst. In dem Zwiegespräch zwischen Gott und diesem Widersacher fällt die merkwürdige Frage: „Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob?“ Das ist eine ernste Sache, die hier ans Tageslicht kommt. Satan achtet auf die Knechte Gottes.

Die hat er ganz besonders im Auge. Das ist ja auch gar nicht verwunderlich, die Laumänner interessieren ihn nicht; die sind doch seine sichere Beute. Aber die Knechte Gottes, die Mitarbeiter Jesu, die ärgern ihn, auf die richtet er all sein Augenmerk. Das sollten wir nie vergessen, dass alle die, die es im Dienst mit Jesus wagen, unter ganz besonderer Beobachtung und unter höllischen Angriffen Satans stehen. Wundert es euch, dass Jünger darum so sehr mit ihren schwachen Stunden zu kämpfen haben?

Satan hat da mancherlei Einfallstore. Ich möchte mit euch über drei besonders gefährliche Arten von schwachen Stunden sprechen.

a) Der Glaube wankt. In einem Leben mit Jesus sind alle natürlichen Gesetze wie auf den Kopf gestellt. Mag es sonst im Leben heißen, dass aller Anfang schwer sei, im Christenstand geht es umgekehrt. Aller Anfang ist leicht. Das waren einmal selige Stunden, als uns das Licht unseres Herrn aufging. Das ganze Leben war durchströmt von einer unsagbaren Freude, als wir die Hand des Heilands ergriffen. Aber jetzt bricht die eigentliche Schwierigkeit erst an. Da breitet sich über unser junges Glaubensleben eine seltsame Ernüchterung. Wir spüren auf einmal, dass sich unser altes Fleisch und Blut regt. Es enttäuscht uns etwas, dass nun doch nicht alles so vorwärtsgeht, wie wir es uns gedacht haben. Da beginnen die schwachen Stunden.

Kennst du nicht die Stunden besonderer Müdigkeit? Vielleicht kennen wir uns selbst gar nicht mehr. Wir hatten doch einmal Lust, die Bibel zu lesen und zu beten. Wir gingen doch einmal gern zur Bibelstunde. Es hat uns gefreut, als wir einen Dienst übernehmen durften. Auf einmal ist da nur noch Müdigkeit. Und weil wir das alles nicht mehr mit Lust und Freudigkeit tun, sondern aus einem müden Zwang heraus, wird alles nur noch viel schlimmer. O, diese böse, schwache Stunde voller Müdigkeit! Wie viele, die einmal tapfer mit Jesus begonnen haben, sind an dem Punkt auf der Strecke geblieben!

Kennst du die schwache Stunde des Zweifels? Ich denke jetzt nicht so sehr daran, dass uns vielleicht einzelne Glaubenssätze noch unklar sind. Das ist nicht schlimm. Solange man fröhlich mit Jesus wandert, wächst man auch von einer Klarheit zur anderen. Was uns heute noch verborgen ist, treibt uns nur vorwärts auf dem Weg, damit wir immer kräftiger in die Wahrheit unseres Gottes hineinwachsen. Nein, es gibt einen anderen Zweifel, der ist so tückisch, als ob uns beim Radfahren ein Knüppel in die Speichen geworfen würde. Man liegt dann plötzlich am Boden, und alles, alles ist ungewiss geworden. Ich sehe noch jenen tüchtigen Mitarbeiter vor mir, der einmal ganz gequält bekannte, er habe Stunden, in denen ihm das Ganze, nicht einzelne Glaubensdinge, sondern wirklich das Ganze des Christenglaubens, völlig ungewiss sei. Was sind das für Nächte, in denen der Glaube wankt und durch und durch zerbrechen will!

Da saß bei einer Tagung einer zwischen uns, dessen klare Bekehrung ich vor längerer Zeit miterleben durfte. Da saß er während all der drei Tage bleich und verstört. Als ich ihn abends fragte, was denn mit ihm los sei, stöhnte er nur: „Es ist alles weg; es ist nichts mehr da von dem, was ich mit Jesus erlebt habe.“ Sind solche unter uns, die von solcher schwachen Stunde angefochten sind?

b) Die Sünde gewinnt. Wie ist denn das? Wir waren der Vergebung unserer Sünden so froh. Es war eine so herrliche Sache, als uns Jesus die Last einer dunklen Vergangenheit abnahm. Wir spürten es doch, dass hier alte Sündenketten zerbrochen waren, und plötzlich wacht die alte Sünde wieder auf. Es ist mir eindrücklich, dass ich in den vergangenen Wachen zweimal von jungen Brüdern, die auf dem Wege mit Jesus waren, das todestraurige Wort hörte: „Und Jesus kann ja auch nicht helfen.“ Wir hatten geglaubt, die Sünde abzuwerfen, wie man ein altes Kleid ablegt; aber auf einmal kommt es heraus, dass der Kampf geblieben ist.

Wer ermisst die Qual der Gedanken? Man sieht uns nicht mehr auf den Wegen der Sünde; aber jetzt wirft Satan seine Netze über uns durch das unheimliche Spiel unserer Gedanken. Wenn wir doch die schmutzigen Gedanken loswürden! Wie viel schwache Stunden lähmen uns völlig, nur weil wir über unsere Gedanken nicht mehr Herr sind!

Hier müssen wir auf etwas ganz Besonderes achten. Ihr wisst darum, dass der König David eine sehr dunkle, schwache Stunde hatte. Die ganze Geschichte ist so erschütternd, dass man mit dem David nur weinen möchte. Aber achte doch darauf: Wie fing die schwache Stunde an? Da lag das Volk Gottes in Kampf und Krieg um die Ehre seines Herrn. Und da steht dann das Sätzchen: „David aber blieb zu Jerusalem.“ Während die Gemeinde des Herrn im Kampf lag, hatte er es sich gemütlich gemacht. Wir glauben gar nicht, wie gerade die ruhigen und gemütlichen Zeiten uns zur schwachen Stunde werden können. Von David lernen wir es: Als er sich aus dem Kampf zurückzog und gemütliche und friedliche Ruhestündchen suchte, da war seine schwache Stunde angebrochen. Alles andere, was dann kommt, ist nur noch Folge und bittere Frucht jener wirklich schwachen Stunde im Leben eines königlichen Mannes. Wacht doch besonders über die Stunden, die scheinbar so friedevoll und gemütlich sind! Wie ist da der altböse Feind auf dem Plan!

c) Die Freudigkeit bricht. Das ist die gefährlichste Waffe bei den satanischen Angriffen, denen wir ausgesetzt sind, dass sich über uns je und je eine tiefe, unerklärliche Niedergeschlagenheit ausbreitet. Wir wussten es doch einmal, dass die Freude am Herrn unsere Stärke ist. Und dennoch sind da Stunden, ja manchmal Tage, in denen wir so niedergeschlagen, so entsetzlich am Boden sind, dass von der Freude am Herrn keine Spur mehr vorhanden ist.

Es tröstet mich, dass uns von einem der ganz Großen im Reiche Gottes, von Elia, berichtet wird, dass er eines Tages unter einem Wacholderstrauch lag und aus seinem gequälten Herzen heraus nur noch stöhnen konnte: „Es ist genug; so nimm nun, Herr, meine Seele! Ich bin nicht besser denn meine Väter“ (1. Kön. 19, 4). Weißt du nicht um solche Elias-Traurigkeit?

Es ist lehrreich für uns, dass Elia jene Stunden ausgerechnet nach einem seiner größten Siegestage hatte. Es geht uns ja ganz genau so, dass uns mitten in der Fülle der Arbeit diese unsagbare Traurigkeit überfällt, dass wir am liebsten aufschreien möchten: „Es hat doch alles keinen Zweck! Es ist ja völlig sinnlos, dass ich mich abschufte und abquäle. Es kommt ja nichts, nichts, nichts dabei heraus!“ Kennst du das nicht?

Da spüren wir seit Jahren Widerstände, mit denen wir einfach nicht fertigwerden. Warum machen uns eigentlich die Christen am meisten Not und die größten Schwierigkeiten?

Oder quält dich die Erfolglosigkeit? Ich sehe euch im Geiste vor mir, ihr treuen, tapferen Mitarbeiter, die ihr euch seit Jahren an eurem Platz sorgt und einsetzt. Aber es ist nichts von irgendeinem Erfolg zu sehen. Gerade die, denen es auf der Seele brennt, der ganzen Welt die frohe Botschaft von Jesus zu sagen, die empfinden es besonders schwer.

Vielleicht hat deine Niedergeschlagenheit auch noch körperliche Gründe. Wir übersehen manchmal die feinen, verborgenen Zusammenhänge zwischen Geist, Seele und Leib. Wie kann sich Schwachheit des Leibes und körperliche Not wie eine Dunkelheit auf unsere Seele legen! Ganz gewiss kann unser Herr unsere Schwachheit dazu benützen, dass seine Kraft uns füllt. Aber das ist ja sein Wunder, wenn er das tut. Paulus erzählt uns in 2. Korinther 12 nicht umsonst, dass ihm sein körperliches Leiden zur Anfechtung des Glaubens geworden ist. Wie viel schwache Stunden der Niedergeschlagenheit hat er wohl um diese Sache gehabt!

Oft ist überhaupt kein Grund zu sehen. Und dennoch kommt diese Niedergeschlagenheit und senkt sich wie ein dunkler, schwerer Vogel auf unsere Seele. Wir wollten den Lauf mit Jesus wagen; aber plötzlich hängen Bleigewichte an uns, dass wir zum nächsten Schrittlein zu schwach sind.

Wie steht es um deine schwache Stunde? Oft nur eine Stunde? Aber sie kann uns die Seele morden.

Stille Gespräche

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