Читать книгу Stille Gespräche - Johannes Busch - Страница 18
3. Vom Segen der schwachen Stunden
ОглавлениеJa, es muss ein Segen drinliegen, dass Gottes Mitarbeiter durch die Niedrigkeit der schwachen Stunden hindurch müssen. Es ist etwas unendlich Beschämendes, dass wir oft so am Boden liegen. Unsere jungen Männer würden oft erstaunt sein, durch welche Niedergeschlagenheit es in unserem Leben geht. Und dennoch sind diese Tage und Stunden der Anfechtung oft wie Sprossen einer Leiter, die nach oben führt.
Unser Herr hätte wahrscheinlich viel besser seine Arbeit nicht durch uns, sondern durch seine heiligen Engel machen lassen. Die Engel wären durch all die Anfechtungen und Nöte unbewegt hindurchgeschritten. Aber nein: obwohl Er ganz genau wusste, wie es um uns steht, hat Er eben nicht die Engel genommen, sondern lässt diese Arbeit durch uns geschehen, durch uns, die angefochtenen Leute voll schwacher Stunden. Ob nicht darin das tiefste Geheimnis seelsorgerlicher Vollmacht liegt, dass man selbst durch diese Kämpfe und Peinigungen hat hindurchgehen müssen? Wie wollten wir denn die Menschen verstehen, die uns aufs Herz gelegt sind, wenn wir nicht mit ihnen durch dieselben Nöte und Kämpfe hindurch müssten!
Zu dem, was uns hier bewegt, schreibt der Apostel Paulus im 2. Korintherbrief ein Wort, das mir so wichtig erscheint, dass ich es hier wörtlich hinschreiben muss:
„Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Trübsal, daß wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott. Denn gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. Wir haben aber Trübsal oder Trost, so geschieht es euch zu Trost und Heil; welches Heil sich beweist, so ihr leidet mit Geduld, dermaßen, wie wir leiden. Ist’s Trost, so geschieht auch das euch zu Trost und Heil; und unsre Hoffnung steht fest für euch, dieweil wir wissen, daß, wie ihr des Leidens teilhaftig seid, so werdet ihr auch des Trostes teilhaftig sein.“
Wir ahnen ja nur, durch welche Trübsale und Anfechtungen, durch welche Einsamkeiten und Schwachheiten der Apostel hat hindurchgehen müssen. Nun seht ihr aber die unzerreißbare Kette: Stunde der Anfechtung – Gott des Trostes – „daß wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal“. So lerne ich daraus, dass es zweierlei schwache Stunden gibt: Schwache Stunden, die uns übermannen, in denen Jünger Jesu zu armen Gefangenen werden und über die man sich bis in Ewigkeit hinein schämen muss; aber auch schwache Stunden, in denen wir in all unserer Niedergeschlagenheit den Trost Gottes empfangen. Das kann doch nichts anderes bedeuten, als dass wir darin den Sieg Jesu gewinnen. Und dieser Trost Gottes ist so gewaltig, dass wir mit dem, was wir empfangen haben, auch anderen zurechthelfen können. So grüße ich euch, ihr stillen Kämpfer, in herzlicher Verbundenheit, in der Verbundenheit der Anfechtung, aber erst recht in der Verbundenheit eines großen, herrlichen Trostes. Wir wollen Gott bitten, dass uns die schwachen Stunden nicht zu Boden zwingen. Unser Herr, der in Gethsemane und auf Golgatha die Not der schwachen Stunden bis zur Neige ausgekostet hat, wolle uns ganz nahe sein, wenn die schwache Stunde über uns kommt. Er wird uns dann zu einer rechten Trostbruderschaft machen, dass es von uns heißen wird: „... daß wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott.“