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Forsten und Bauern.

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Die Vaterlandswälder Ernst Moritz Arndts



Hünengrab im Schnee.

Gemälde von Caspar David Friedrich, 1807, Galerie Neue Meister, Dresden.

„Vor einem Altar, dem der Freiheit, reichen

Sich Völker nun die Hand,

Und weiter, als die Lorbeern und die Eichen,

Dehnt sich des Deutschen Vaterland.“

(Georg Herwegh 1841)1

Ernst Moritz Arndt (1769–1860) war einer der wichtigsten politischen Publizisten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.2 Er nutzte seine Position als Geschichtsprofessor an der Greifswalder und später an der Bonner Universität, um von ihm aus der Vergangenheit gezogene Lehren für die Gegenwart einem möglichst breiten Publikum nahezubringen.3 Für die nationale Bewegung während der antinapoleonischen Kriege und der anschließenden Jahrzehnte hatte Arndt „zentrale Bedeutung“4, weil seine propagandistischen Appelle für mehr Kampfbereitschaft rhetorisch eindringlich verfasst waren. Dies geschah vor allem durch „Massenproduktion“5 patriotischer Aufrufe und Gedichte, die in Zeitungen und Zeitschriften sowie als Broschüren mit meist hoher Auflage erschienen. Seine „engagierte Gesinnungspublizistik“6 half entscheidend bei der Etablierung eines nationalen Narrativs und war bestimmt von einer sich steigernden Verherrlichung deutscher Geschichte, Kultur und Sprache, die mit deutlichen Vorurteilen gegen Franzosen, Juden und Slawen einherging. Die bisherige Forschung zu Arndt hat sich deshalb schon vergleichsweise ausführlich mit den Themenkreisen Nationalstereotype und Rassenklischees befasst.7

Der Wald bei Arndt ist jedoch im Gegensatz zum deutschen Rhein als Symbol nationaler Identität bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen.8 Zur Erweiterung einer solchen einseitigen Perspektive beruht dieses Kapitel vor allem auf zahlreichen Quellenbelegen, die Arndts Denken in den Kategorien von Wald und insbesondere Eiche herausarbeiten. Zu diesem Zwecke wird zuerst sein grundsätzliches Verständnis von Politik und Nation skizziert, um danach auf seine allgemeinen Ansichten zu Natur und Landschaft vor dem Hintergrund der Klimatheorie einzugehen. Im Anschluss werden detailliert die zahlreichen Waldund Eichengedichte Arndts zwischen den Sphären von Poesie und Politik untersucht und die Imaginationen germanischer Waldherrlichkeit in den politischen Texten erörtert. Es folgt eine Analyse der Rolle des Waldes und seiner Gegenlandschaften in den umfangreichen Reiseberichten, die der begeisterte Wanderer Arndt zu deutschen, französischen, italienischen und schwedischen Landstrichen verfasste. Schließlich steht mit der Artikelserie Forsten und Bauern diejenige Schrift im Fokus, an der sich politische und nationale Implikationen des Walddenkens am deutlichsten zeigen lassen.

Der deutsche Wald

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