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Kapitel 1:

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Paula war froh, als die Schule nach den Weihnachtsferien wieder startete. Das Unterrichten lenkte wenigstens von der allgemeinen, trüben Grundstimmung ab.

Nach Doktor Martins Beerdigung schien ein wahrer Alb auf dem Dorf zu lasten. Nur gab es nicht, wie bei einem Traum, am Morgen ein hoffnungsvolles Erwachen, sondern die Tage krochen nahezu end- und trostlos immer weiter. Auch Anne, die ja stets eine ausgesprochene Frohnatur gewesen war, schlich seither wie ein Schatten ihrer selbst durch die Gegend und brach bei jeder passenden Gelegenheit in Tränen aus.

Selbst das Wetter passte sich an und schlug von einer stabilen Hochdrucklage zu feucht kaltem Nieselregen um, der den Schnee innerhalb kürzester Zeit in Matsch verwandelte und einem die Kälte in die Knochen trieb.


Nach zwei Wochen Schulalltag und kommunaler Depression fühlte sich Paula ausgepumpt. Sie fror ununterbrochen, die Nase lief und sie quälte sich jeden Morgen einen Tick schwerer aus dem warmen Bett. Am Dienstag versagte auch noch ihre Stimme.

Fritz Zauner schaute sie mit Kennermiene an und meinte: „Fräulein Müller, Sie ghöret ins Bett. Sie habet die Grippe verwischt.“

Seine Schwester Julia nickte altklug dazu: „Unser Mutter hats in der letztn Woch au ghet. ’s geht grad rum.“

Paula unterrichtete trotzdem im Flüsterton weiter. Schließlich sollten die Kinder den langen Weg von der Alm nicht umsonst gemacht haben. Aber für morgen gab sie ihnen vorsichtshalber frei. Sie quittierten dieses Angebot mit einem wenig schmeichelhaften Jubelgeschrei.

Nicole Martin bot am Nachmittag, nachdem die Lehrerin mit letzter Kraft Arbeitsblätter und Zusatzaufgaben für die Großen ausgeteilt hatte, großzügig an, ihren Onkel für die Diagnose und Behandlung vorbeizuschicken. Er würde sowieso abends Hausbesuche machen.

Paula hob daraufhin abwehrend die Hände und krächzte eifrig: „Nicht nötig. Ich komme alleine zurecht. Es ist vermutlich eh nur ein harmloser Virus.“ Sie merkte an Nicoles Blick, dass ihre ablehnende Haltung etwas zu deutlich rübergekommen war. Die nachfolgenden Erklärungsbemühungen machten ihre Aussage aber keineswegs besser, sondern verschlimmerten die Sache noch.

„Sagen Sie doch einfach, dass sie meinen Onkel nicht ausstehen können und lieber leiden, als von ihm behandelt zu werden. Kein Problem, ich richte es ihm aus.“ Nicole verschwand, bevor Paula etwas zu ihrer Ehrenrettung unternehmen konnte.

Merkte man ihr die Antipathie gegen Daniel Martin etwa derart deutlich an? Hoffentlich nahm es seine Nichte mit dem Ausrichten nicht wortwörtlich. Dessen ungeachtet sollte sie sich aber in Zukunft um mehr Neutralität bemühen. In einem kleinen Dorf machte sich ein persönlicher Kleinkrieg zwischen dem hart erkämpften Aushilfs-Dorfarzt und der Lehrerin nicht gut.

Dies änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sie sich in Daniels Gegenwart nach wie vor unbehaglich fühlte. Er war genau genommen der letzte Lämmerbacher, den sie an ihrem Krankenbett zu sehen wünschte und ihrer baldigen Genesung folglich wenig zuträglich. Von dem abgesehen, dass er sich kaum um diesen Job reißen würde. Die Abneigung beruhte nämlich auf Gegenseitigkeit, und sie würde deshalb kaum die Chance haben, zu seiner Lieblingspatientin zu avancieren. Er war in letzter Zeit dazu übergegangen, sie, wo immer es möglich war, zu ignorieren. Nicht, dass sie dies als sonderlich schlimm empfand, man bekam ihn meist ohnehin nur bei den sonntäglichen Gottesdiensten zu Gesicht. Dort saß er dann betont desinteressiert neben seiner Schwester auf der Wandseite der Kirchenbank, ließ unverkennbar seine schlechte Laune raushängen und grüßte bestenfalls knapp. Wenn ein Dialog als Voraussetzung mehr als zwei Worte und mindestens zwei Personen brauchte, lag dieser zwischen ihnen beiden auf jeden Fall auf Eis.

Paula beschloss auf alle Fälle, um des eigenen Seelenfriedens willen, ihre Grippe allein auszukurieren. Schlimmer als Daniel konnten die Viren gar nicht sein.


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