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Der Einbruch der Germanen in Frankreich und Spanien

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Beim gewaltsamen Tode Athaulfs 415 hatten die Westgoten schon die Pyrenäen überschritten und standen im spanischen Barcelona. Sie wollten nach Afrika übersetzen und durchquerten unter Wallia ganz Spanien; auf der Höhe von Cadiz zerschellte ihre Invasionsflotte. Deshalb begab sich der Westgotenkönig in die Dienste des Kaisers Honorius und verpflichtete sich vertraglich gegen 600 000 Scheffel Getreide die Iberische Halbinsel von Wanderhorden, die seit 409 hier sengten und brannten, zu säubern. Er rottete die wandalischen Silingen aus und dezimierte die Alanen so stark, daß sie aufhörten, ein Volk zu sein; es blieben nur noch die wandalischen Asdingen und die Sueben in Spanien übrig, die in Galizien konzentriert waren. Der Name der heutigen spanischen Provinz (W)andalusien erinnert noch an die Wandalen.

Honorius übertrug sodann 418 dem erfolgreichen Wallia die Verteidigung der gallischen Atlantikküste gegen sächsische Seeräuber und zog ihn dadurch vom Mittelmeer ab. Wallias Nachfolger Theoderich I. emanzipierte sich wieder vom Römerreich und belagerte 425 Arles. Aber dem Kaiser erstand ein neuer großer Verteidiger des Reiches in dem in Mösien (Dobrudscha) gebürtigen Provinzialrömer Aëtius, der eine Frau gotischen Geblüts geheiratet, bei Alarich gelernt und bei den Hunnen als Geisel gelebt hatte; dieser zwang Theoderich, das Bündnisverhältnis mit dem Kaiser wieder zu erneuern.

Während die Westgoten durch Südeuropa vom Balkan bis Spanien zogen, ging der Wanderweg der Wandalen vom mittleren und östlichen Preußen (Anfang des 4. Jahrhunderts) nach Ungarn, wo sie von den Westgoten zwar vernichtend geschlagen wurden, aber von Konstantin Siedelland erhielten. Mit Alanen und Sueben zogen sie 406 über den Rhein (Mainz) nach Gallien und Belgien, wobei sie die alte Kaiserstadt Trier plünderten und den Städten Reims, Amiens, Arras und Tournai dasselbe Los zufügten, und erreichten die Kanalküste. Dann setzten sie über die Seine und Loire und drangen in Aquitanien ein, wo ihnen das von seinem Bischof heldenhaft verteidigte Toulouse widerstand.

Am Fuße der Pyrenäen zogen sie nach Osten, plünderten Narbonne und fielen 409 mit etwa hunderttausend Mann in Roms blühendste Provinz Spanien ein; dessen Städte Merida, Cartagena, Córdoba, Sevilla, Tarragona zählten zu den wohlhabendsten und kultiviertesten des Imperiums, obwohl auch hierzulande drückende Steuerlast, Latifundienwirtschaft und eine Überzahl an Sklaven, Leibeigenen und verarmten Freien eine Klassenkampfsituation heraufbeschworen hatten.

Die Wandalen, Sueben und Alanen drangen bis zur afrikanischen Küste vor, und die Wandalen setzten 429 nach Afrika über, um dem römischen Statthalter Bonifatius Hilfe gegen den Reichsfeldherren Aëtius zu leisten.

Ihr König Geiserich, der hinkende, stolze und asketische Bastard aus der Herrschersippe, nahm die Mauren in den wandalisch-alanischen Verband auf. Dann wandte er sich gegen Bonifatius. Dieser wurde vernichtend geschlagen und zog sich nach Hippo zurück, wo der greise Bischof Augustinus 430/431 einen heldenhaften Widerstand organisierte. Kaiser Valentinian in Rom sah sich aber letzten Endes doch gezwungen, die afrikanischen Eroberungen der Wandalen anzuerkennen.

Geiserich nahm 439 das reiche Karthago; Adel und katholische Geistlichkeit machte er durch Enteignung, Verbannung, Versklavung gefügig. Mit seiner großen Flotte beherrschte er das ganze westliche Mittelmeer bis nach Griechenland, das den Namen Wendelsee (= Wandalenmeer) erhielt. Afrika war die Kornkammer Roms und Ravennas; deshalb mußte der Kaiser Frieden schließen. Rom aber, das vor seiner Zerstörung stand, erwachte nicht aus seinem Taumel.

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