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Der Niedergang des Seleukidenreichs

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Aber Eleusis hatte zugleich auch die Schwäche der seleukidischen Monarchie gezeigt. Diese Schwäche enthüllte sich in den folgenden Jahren und Jahrzehnten nun nicht allein gegenüber den vitalen äußeren Bedrohungen, vor allem gegenüber den Parthern oder in den Beziehungen zu Rom, sondern vielleicht noch deutlicher in dem ergebnislosen Kampf der Seleukiden gegen die Juden. Da dieser Kampf für die zeitgeschichtliche Situation ebenso typisch wie geistes- und religionsgeschichtlich wichtig ist, muß auf ihn näher eingegangen werden.

Gemäß der im allgemeinen äußerst toleranten Religionspolitik der hellenistischen Herrscher hatten auch die Seleukiden nach ihrer Inbesitznahme Palästinas zunächst die jüdische Religion durchaus respektiert, ja ihre Lage durch Privilegien abgeschirmt und erleichtert. Wenn es jetzt unter Antiochos IV. zu Reibungen kam, so war dies das Resultat einer ungewöhnlichen und von beiden Seiten zugespitzten Situation. Denn während man auf seleukidischer Seite durch die großen finanziellen Bürden nach Apamea belastet und durch die chronischen Thronwirren im Innern irritiert war, und eben damit auch unsicher, hatte sich auf jüdischer Seite schon seit langem eine tiefe Unruhe angekündigt. Der Gegensatz war hier letzten Endes bedingt durch die unausbleibliche Berührung der zuvor so betont exklusiven und in sich abgeschlossenen Jerusalemer Judengemeinde mit den Phänomenen der hellenistischen Kultur. Denn die Juden wurden in Palästina umgeben von planmäßigen hellenistischen Stadtgründungen, deren Kultur und Zivilisationsformen auf die Dauer nicht wenige Juden anlocken mußten.

In diesem Zusammenhang war es ein symptomatisches, aber eben auch provozierendes Ereignis, daß im Jahre 175 v. Chr. in Jerusalem ein Gymnasion eingerichtet wurde, und zwar durch den Hohepriester selbst. Um diese Zeit stand gerade das Hohepriesteramt im Mittelpunkt heftigster innerer Kämpfe. Der Hohepriester Onias, ein Exponent der rechtgläubigen Kreise, wurde durch einen gewissen Jason, der sich auf seleukidische Hilfe stützen konnte, von seinem Amt vertrieben, ein an und für sich zweitrangiges Ereignis, wenn es nicht klar zeigen würde, daß der seleukidische Staat immer wieder gerade von jüdischer Seite selbst in die jüdischen Angelegenheiten hineingezogen wurde.

Jason ist dann schon wenig später bei Antiochos IV. durch Menelaos ausgestochen und auf Befehl des Königs abgesetzt worden, und damit begannen langanhaltende Verwicklungen. Denn während sich Antiochos IV. 169 v. Chr. auf seinem Ägyptenfeldzug befand, erhob sich Jason, und der Seleukide war damit gezwungen, seinen Schützling Menelaos wieder mit Gewalt zurückzuführen. Bei dieser Gelegenheit hat Antiochos IV. den Tempel betreten, in den Augen der strenggläubigen Juden ein unerhörtes Sakrileg, und damit nicht genug, er ließ die Einrichtung des Tempels zum Teil auch beschlagnahmen.

Möglicherweise brach jetzt schon ein jüdischer Aufstand los, denn anders ist es schwer zu erklären, warum der seleukidische Herrscher ein Jahr später, nach der Rückkehr von Eleusis, Jerusalem brandschatzen, seine Mauern zerstören ließ und die Bevölkerung wie die Einwohnerschaft einer eroberten Stadt behandelte. Damals ist zugleich, vermutlich auf dem Südosthügel von Jerusalem, die seleukidische Zwingburg, die „Akra“, angelegt worden, eine durch Mauern und Türme abgesicherte Siedlungsanlage der hellenistischen Juden, die zudem Lebensmittel- und Waffenmagazine enthielt und durch eine seleukidische Schutztruppe gesichert wurde.

Wie provozierend dieses Vorgehen Antiochos’ IV., das dem weitgehenden politischen Zerschlagen der alten Siedlung Jerusalems gleichkam, auch war, zum Fanal für den jüdischen Widerstand wurden die religionspolitischen Maßnahmen, die der Herrscher bald darnach proklamieren ließ. Nach der Aussage des 1. Makkabäerbuches hat Antiochos IV. damals nahezu alle grundlegenden Erscheinungsformen der jüdischen Religion bei Todesstrafe verbieten lassen. Die traditionellen Opfer sollten ebenso unterdrückt werden wie die Weihe des Sabbats und die Beschneidung, die heiligen Schriften sollten vernichtet werden. Umstrittener sind von einem Teil der modernen Forschung die übrigen Angaben der Makkabäerbücher beurteilt worden, daß in Jerusalem ein Kult des Zeus Olympios geschaffen wurde, doch jedenfalls sind die genannten Verbote auch ins jüdische Land hinausgetragen worden, wo nun Opferaltäre errichtet wurden.

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