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Der Aufstand der Makkabäer
ОглавлениеWährend sich Teile der Bevölkerung mit dieser faktischen Unterdrückung ihrer angestammten Religion anscheinend abfanden, kam es in einem kleinen Dorf bei Lydda zur Explosion. Dort tötete ein Mitglied einer Priesterfamilie der „Hasmonäer“, Mattathja, einen jeden, der den Befehl eines seleukidischen Beamten befolgt hatte, und den Beamten selbst und löste damit die Erhebung der rechtgläubigen Kämpfer aus. 166 v. Chr. übernahm dann ein Sohn des Mattathja, Judas Makkabaios, Judas „der hammerartige Mann“, den Oberbefehl über die jüdischen Partisanen, und damit hatte der Aufstand seinen großen militärischen Führer gefunden, der den Kampf bis zu seinem Tode auf dem Schlachtfeld im Jahre 161 v. Chr. immer wieder beseelte und der seine Anhänger mit Enthusiasmus und Passion zu erfüllen verstand.
Wenn der Makkabäeraufstand auch zu Recht mit der Gloriole des erfolgreichen Religionskampfes einer Minderheit gegen einen übermächtigen Staat umgeben ist, so darf man sich doch darüber keinen Illusionen hingeben, daß er das jüdische Volk keineswegs zu einer geschlossenen nationalen Revolution vorwärtsriß. Auch er ist in seinem Anfang charakterisiert durch die religiösen Exzesse von Eiferern, denn die Partisanen des Makkabäus zerstörten nicht nur die ihnen verhaßten Altäre, sondern sie beschnitten mit Gewalt und ermordeten die Passiven.
Die Einzelheiten dieses Ringens sind hier nicht zu verfolgen, Makkabäus siegte in mehreren Gefechten und konnte 164 v. Chr. den entweihten Tempel in Jerusalem erneut weihen. Allein die so ertrotzte religiöse Restauration genügte Judas nicht mehr, die Kämpfe mündeten schließlich in ein Ringen um völlige politische Unabhängigkeit, der religiöse Ansatz trat mehr und mehr zurück. Wenn die Hasmonäer, die späteren Angehörigen der Familie des Judas Makkabaios aus dem Geschlecht der Hasmoni, also die neue Dynastie, schließlich im Jahre 128 v. Chr. selbst dieses Ziel praktisch erreichten, so verdankten sie das zunächst raffinierten und skrupellosen Politikern in ihren Reihen wie Jonathan, sie verdankten es der Bedrohung des Seleukidenreiches durch die Parther und nicht zuletzt den seleukidischen Thronwirren, die die jüdische Sache mehr als einmal buchstäblich in letzter Stunde retteten.
Seit 152 v. Chr. vereinigten die Hasmonäer jedenfalls in sich die weltliche und religiöse Gewalt, und damit wuchs auch im Judentum selbst die Opposition gegen diese hasmonäische Politik, die als religiöse Erhebung begonnen hatte und als eine Sonderform der hellenistischen Monarchie enden sollte. Denn im Gegensatz zum alten jüdischen Königtum der Staaten Juda und Israel konnte sich das Königtum der Hasmonäer nicht auf die freie Zustimmung der Bevölkerung stützen, sondern dieses vermochte nie zu leugnen, daß es als die Herrschaft einer Partei entstanden war und im Walten der Macht prinzipiell gegen die religiöse Motivation seines Beginns verstoßen hatte.
Für die historische Gesamtsituation im palästinensischen Raum ist es nun bezeichnend, daß es damals zu einer Fühlungnahme der Makkabäer mit Rom kam, denn in das Jahr 161 v. Chr. wird ein erster Kontakt gelegt, dessen Ausmaß freilich umstritten bleibt. Auch in Zukunft, vor allem unter Jonathan, riß diese Verbindung nicht mehr ab, und wenn Rom auch nicht in jedem Falle den jüdischen Hilfsgesuchen entsprach, so waren diese ersten Beziehungen doch von betont freundschaftlichem Charakter. Sie haben die zunächst durchaus guten Beziehungen Roms zum Judentum eröffnet, und erst in einer viel späteren Geschichtsphase rückte Rom dann in eben jene Rolle ein, die im Makkabäeraufstand die Seleukiden gespielt hatten.