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3. ROMS INNERE ENTWICKLUNG IM 2. JAHRHUNDERT V. CHR. Die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur
ОглавлениеSchon in der Einleitung wurde auf die tiefgreifenden Veränderungen der Wirtschaftsstruktur hingewiesen, die der Epoche der späten Republik ihr Gepräge gaben. Thesenhaft verkürzt sind diese Entwicklungen so zu charakterisieren, daß — auf die Dauer gesehen — eine Restauration jener Wirtschaftsstruktur, die in der Zeit vor dem 2. Punischen Krieg bestanden hatte, nicht mehr gelingen konnte. Die Besonderheit der römischen Wirtschaftsentwicklung im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. liegt indessen darin, daß hier keine gleichsam von außen ungestörte und organische Entfaltung der Wirtschaftsform, der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse stattfand, sondern zum Teil sprunghafte Veränderungen, welche durch eine ganz bestimmte historische Situation ebenso zu erklären sind wie durch das Zusammentreffen ganz ungewöhnlicher politischer, militärischer und wirtschaftlicher Dynamik, Veränderungen, die auch zu einer Neugruppierung der gesellschaftlichen Kräfte führen mußten.
Im folgenden sollen diese Vorgänge in den Bereichen und Problemkreisen der Agrarwirtschaft und der Eigentumsverhältnisse, der allgemeinen wirtschaftlichen Folgen der Punischen Kriege auch im Bereich des Handwerks und des Handels, der Auswirkungen der Geldwirtschaft und der Verschärfung der sozialen Gegensätze, endlich im Sektor der Sklaverei analysiert werden. Doch über der systematischen Betrachtung dieser Schwerpunkte darf nicht vergessen werden, daß alle diese Wirtschaftsstränge und Faktoren untereinander in vielfältigen Wechselbeziehungen stehen, daß gerade die Veränderungen im zentralen agrarischen Wirtschaftssektor ohne die Berücksichtigung der Bedingungen und Möglichkeiten der voll entwickelten Geldwirtschaft, ohne die Berücksichtigung der schubweisen Sklavenzufuhr in die wichtigsten Wirtschaftslandschaften und ohne die Ausbildung eines kontinuierlichen Sklavenmarktes überhaupt nicht adäquat erfaßt werden können.