Читать книгу wenn's weihrazt - Karl-Heinz Reimeier - Страница 21

Оглавление

s Nochtgläut

Und do is da Vadda – dem is sei ersts Wei gschtoam, des is a große Liebe gwen, a ganz a große Liebe – und dem is beim erstn Kind s Wei gschtoam, samtn Kind. Und mei Großmuadda is a recht a böse gwen, und do hot a s net heiratn derfa, weil sie s Regiment net hergebm woit. Und do is a sechsadreißg Joahr oit gwen, wia r a s erste Moi gheirat hot. Und do is s Reserl, d Frau, im Kindsbett gschtoam mit m Kind. Und do hot a a poar Joah eh net gwisst, wo s a wej, nochad is a es Wirtshaus ganga d Samstan aaf d Nocht, Sunda Namittog scha und hot Koatn gspejt. Aa wia r a nochand mei Muadda ghot hot. Er hot ihr nix ta, oba gern ghot hot a s aa net. Weil mei Muadda und i hamma oiwei dahoam gwen. Er hot hoit gheirat, weil a r an Stammhalter braucht hot. Und do is da Vadda ollawei z Riggerding gwen. Samsta af d Nocht is a r aaf Riggerding ganga, hot Koatn gspejt und en Sunnta r aa und se hamd schofkopft. Und do is a en Sunnta Namittog e d Mejh oiganga, do is aa r amoi a kloas Wirtshäusl gwen, des is glei in da Nähe gwen, und aaf d Nocht is a wieder aaf Riggerding affiganga. Und do hot a, des hot a öfta vozejht, – er is ja zu jeder Tages- und Nachtzeit hoamganga und es hot nia wos gebm –. Und oamoi, wia r a hoamganga is, hot a gsogt, kimmt a vom Bachl owa, hamma r o de Stross na net ghot – hammands a so owageh müassn – owa r am Bo – und do, wia r a am Bachl herunt is, aaf oamoi, hot a gsogt ghot, kimmt ebs daher – aaf oamoi – vom Dorf owa. Und, sogt a, hamd s oiwei vozejht vom Nochtgläut, hands daherkemma, omat in da Luft, ois wia wenn 1000 Hund belln taatnt, hot a gsogt. Is oa Bejad gwen! “Leit“, i bin grennt affa und grennt und grennt!“ Und obm hamds scha zuagmocht ghot bom Wirtshaus. „Und i han mi heraußt higstandn und han bleat“.

Und mei Vadda is eh – auf deutsch gsogt – a ogrührta gwen. Und des, wos i vozejh, hot s wirkli gebm.

Sigl Berta, mitgeteilt 25.1.2012

Das Nachtgeläute

Mein Vater war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, die Rosa, war seine ganz große Liebe. Sie musste leider bei der Geburt des ersten Kindes mitsamt dem Kind sterben. Die Mutter meines Vaters, meine Großmutter, war eine böse Frau. Sie hat der Hochzeit ewig lange nicht zugestimmt, weil sie Angst hatte, das Regiment auf dem Haus zu verlieren. So wurde mein Vater bereits 36 Jahre alt, als er seine geliebte Rosa endlich heiraten durfte. Und dann passiert ausgerechnet so etwas – muss da seine Frau im Kindbett sterben!

Von diesem Schlag erholte sich mein Vater lange nicht und die ersten Jahre wusste er überhaupt nicht so recht, was er eigentlich wollte. Der Sinn des Lebens schien ihm verloren und er ging ins Wirtshaus – jeden Samstag in der Nacht, jeden Sonntag schon ab dem Nachmittag. Dort fand er Gleichgesinnte und er spielte mit ihnen Karten.

Man muss dazu noch wissen: am Tag hat er immer gearbeitet, fleißig, die ganze Woche über, am Wochenende ist er dann ins Wirtshaus gegangen. Diese Regelung hat er auch dann noch beibehalten, als er mit seiner zweiten Frau, meiner Mutter, schon auf dem Haus lebte. Er hat meine Mutter geachtet, hat ihr nie etwas Schlimmes angetan, aber so richtig gern gehabt hat er sie auch nicht. Sein „Roserl“ konnte er einfach nicht vergessen.

Meine Mutter brachte mich dann auf die Welt und wir beide waren immer zu Hause. Wir hatten auch ein wenig das Gefühl, er habe sie nur aus dem Grund geheiratet, weil er sich von ganzem Herzen einen Stammhalter wünschte.

Und so hielt sich mein Vater am Wochenende regelmäßig in Riggerding auf und spielte samstags und sonntags Karten, „Schafkopf“ haben sie immer gespielt. Oft war er am Sonntagnachmittag auch in einem kleinen Wirtshaus ganz in der Nähe. Dort „kartelte“ er bis in die Abendstunden. Danach machte er sich auf den Weg zu seinem Stammwirtshaus nach Riggerding.

Das war fast jedes Wochenende so. Mein Vater ging den Weg zu den Wirtshäusern immer wieder, zu jeder Tages- und zu jeder Nachtzeit. Nie ist ihm da irgendetwas Besonders aufgefallen, nie ist etwas Außergewöhnliches passiert.

Nur einmal, hat er gesagt, und das hat er dann oft und oft erzählt, einmal ist er gerade beim Heimgehen gewesen und er kommt langsam zum Bach herunter – die Straße von heute hat es damals noch nicht gegeben, da musste man einfach so durch die Wiese runter gehen – und da! Wie er am Bach herunten ist, auf einmal kommt etwas daher, durch die Luft, ein Heulen und Winseln, ein Gebelle, als wären tausend Hunde unterwegs, kaum auszuhalten. „Leute!“, sagte er dann immer, völlig aufgeregt, „ich bin herauf gerannt, so schnell ich nur konnte!“ Er wollte sich ins Wirtshaus nach Riggerding retten, von dem er gerade heimgegangen war. Die Wirtsleute hatten die Haustüre aber schon abgesperrt und auch in der Gaststube brannte kein Licht mehr. Er, so erzählte er weiter, habe sich an die Hauswand gelehnt und geweint.

„Mein Vater“, das kann ich mit Fug und Recht behaupten, „mein Vater war bestimmt kein Weichling! Der war viel eher ein abgebrühter Mensch, den, auf deutsch gesagt, nichts so leicht aus der Fassung brachte.“

Nachsatz der Erzählerin:

„Das, was oft so erzählt wird, sind andere Sachen gewesen. Aber das, was ich erzähle, das hat es wirklich gegeben!“

wenn's weihrazt

Подняться наверх