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Gerettet

Erschöpft erreichen Leon und Omar endlich das Portal einer abgelegenen Eremitage. Die letzten paar Hundert Meter musste Leon ihn Huckepack tragen.

Dem Himmel so nah, beinahe unerreichbar für normale Erdenmenschen – das war wohl die Philosophie der Erbauer vor 400 Jahren. Leon schlägt beharrlich auf die riesige Holztür ein. Er befürchtet, dass man sein Pochen mit dem schweren Eisenring in den Tiefen des Gebäudes nicht hören wird und schlägt stärker. Endlich öffnet eine zierliche Nonne um die zwanzig.

„Buenos dias, sprechen Sie Deutsch, English? Agua, Wasser bitte. Der Junge braucht Wasser.“

Die Schwester nickt nur abwesend und Leon beginnt seine Situation zu schildern.

„Ich benötige dringend ein Telefon, ich muss Hilfe holen, er ist ein Schiffbrüchiger. Ich arbeite bei der Guardia Civil, mein Handy ist ins Meer gefallen, bitte lassen Sie mich telefonieren. Sie sehen doch, er ist schwer verletzt.“

Die Nonne nimmt Omar am Arm und verschwindet mit ihm in den dunklen Tiefen der verwinkelten Klostergänge. Leon folgt ihnen. Von außen hat die Eremitage nicht den Eindruck dieser immensen Größe gemacht. Fackeln und Petroleumlampen an Wänden und auf Tischen lassen ihn vermuten, dass es hier weder Strom noch Telefon gibt. Die Nonne verschwindet hinter einer Tür und bedeutet Leon zu warten. Alles erscheint ihm ein wenig unheimlich.

Leon wird nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens unruhig, öffnet die angelehnte Tür und findet sich in der Dunkelheit kaum zurecht. Hie und da eine brennende Fackel, ganz hinten erkennt er einen Raum mit Tageslichteinfall. Drei Nonnen sind um einen Tisch versammelt, auf dem Omar liegt. Zwei jüngere und eine alte Nonne im Rollstuhl. Es riecht intensiv nach Kräutercreme, mit der die beiden jungen Nonnen ihn salben. Die Ältere beginnt nach einer Weile, ein Gebet zu murmeln. Omars Wunden sind fast vollständig gesäubert. Leon tritt näher an den Behandlungstisch ran. Die zweite junge Nonne wendet sich nun an ihn.

„Ich bin Schwester Isolde von den Franziskanerinnen hier auf Santa Magdalena. Wir übten gerade unsere Schweigepflicht aus als Sie kamen, entschuldigen Sie bitte. Der junge Mann, oder besser gesagt das Kind hier befindet sich in einem Schockzustand. Außerdem ist er unterkühlt und dehydriert. Wir wollen ihn gesund pflegen. Sie können heute beruhigt nach Hause gehen. Er bleibt hier. Holen sie ihn morgen früh bei mir ab, wir reden dann über die Nachbehandlung. Ich übernehme die Verantwortung.“

Omar scheint eingeschlafen zu sein. Leon ist froh über den Verlauf der Dinge, dankt den Nonnen und kündigt sich für den nächsten Morgen an.

Der Mallorca-Job

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