Читать книгу Der Mallorca-Job - Karl Kases - Страница 16
ОглавлениеLa Dulce Vida
Es wird Nacht über Palma. Ganz oben im Nobelviertel Son Vida ist die Party von Sonja Möllemann voll im Gange. Livrierte Kellner reichen Fingerfood, hübsche Servierdamen bieten mundigen Syrah Negre und Calo Blanco Ø von Miguel Oliver an. Kleine Grüppchen der Upper Class Mallorcas genießen auf der Terrasse der Prunkvilla die Aussicht über die im Lichterglanz strahlende Bucht von Palma. Sonja Möllemann, in einem Prada-Outfit aus der aktuellen Mailänder Sommerkollektion, parliert charmant und höchst unterhaltsam mit potentiellen Immobilienkunden ihrer Firma „GIB“, Green Inmobiliares Baleares.
„Queens Necklace View nennen wir den Ausblick von hier oben”, strahlt sie und erheischt damit Anerkennung von der bunten Gruppe, die sie umgibt.
„Unsere Insel bietet für Jeden etwas. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Sie nennen mir Ihr Budget und ich verwirkliche für Sie Ihren Traum. Die Preise ziehen jedenfalls bald wieder an, faites vos jeux, zu langes Warten kann Sie Geld kosten, meine Damen und Herren”, strahlt sie mit einem so charmanten Lächeln, dass es beinahe Glas sprengen könnte.
Ein gutaussehender Herr in seinen 50ern, Golfkleidung, Poloshirt und locker über die Schultern gelegtem Jackett, sowie rötlich gefärbtem Haar steht mit seiner viel zu jungen attraktiven Begleitung in blond nahe bei Sonja.
„Liebe Frau Möllemann, darf ich ihnen eine Frage stellen?“
Sonja hat gehofft, dass er mit dem Gespräch beginnt, das bringt sie in eine vorteilhafte Position. Sie weiß von Insidern, was Herr Von Eschke will und sie ist darauf vorbereitet.
„Wie sieht es denn mit einem größeren Grundstück aus, mit Meerblick und einem schönen alten Herrensitz zum Renovieren? Aber nichts Verschandeltes, ein echtes Rustico muss es sein. Was mir ihre Konkurrenz bis dato servierte, hat mich eher unglücklich gemacht.”
Er schnaubt wie ein Ross, was auch als Lachen interpretiert werden könnte. Sonja pariert elegant.
„Herr Von Eschke, da sind sie bei mir genau richtig. Ich bin dieses Jahr die Vorsitzende des Interessensverbandes “Green Mallorca“ und daher nehme ich das Problem der allgemeinen Respektlosigkeit gegenüber alten Bausubstanzen sehr ernst. Unser Credo lautet schon immer - wir erhalten und verbessern, wir verbessern und erhalten.“
Von Eschke stößt jetzt ein überdimensionales Lachen aus.
„Funktioniert in beide Richtungen, sehr geschickter Slogan“, sagt er, worauf ihm Sonja ein umwerfendes Lächeln schenkt. Herr Von Eschke hält Sonja sein Champagnerglas zum Anstoßen hin. Sie weiß, dass sie ihn bereits auf ihrer Seite hat und nimmt lächelnd ihr Glas hoch.
„Sehr zum Wohl. Kommen Sie doch morgen einfach kurz bei uns im Büro vorbei, da zeige ich Ihnen die wenigen Filetstücke, die es noch gibt.“
Von Eschke fühlt sich bereits sehr gut aufgehoben bei Sonja.
„Wann darf ich Sie abholen lassen?“
Ohne seine Antwort abzuwarten winkt Sonja Alessandro herbei, ihren jungen, schnittigen Assistenten.
„Miguel, Herr Von Eschke möchte morgen abgeholt werden, koordinieren Sie bitte alles nach Herrn Von Eschkes Terminkalender.”
Alessandro steht stramm.
„Sehr wohl, Frau Möllemann.”
Herr Von Eschke ist fasziniert von Sonjas Geschäftstüchtigkeit.
„Eine wirklich seriöse Firma“, sagt er bewundernd zu seiner Begleiterin.
„Und g‘fallen tät sie Dir wahrscheinlich auch, die Chefin, oder vielleicht net?“ meint die blonde Katzie, die sich an ihn anschmiegt und der Gastgeberin eifersüchtig nachschaut, wie sie davonstöckelt.
Sonja geht durch den schummrig beleuchteten Patio ihres Anwesens und will sich gerade eine Zigarette anzünden, als hinter ihr ein Feuerzeug aufflammt. Sie fährt nervös herum. Dimitri lächelt sie aus der Dunkelheit in seiner unangenehmen Art durch seine dunklen Zähne an.
„Darf ich Dir Feuer geben?”
Der russische Akzent ist unüberhörbar. Sonja ist alarmiert.
„Was suchst Du hier?”
„Sonja, Schatz, wir haben noch so viel Geschäftliches zu besprechen, aber das weißt Du ja selber besser. Ich dachte hier oben, in Deinem wunderschönen Haus kannst Du ein wenig Zeit für mich lockermachen.”
Unsicher blickt sich Sonja um, weit und breit keine Security. Sie zückt ihr Handy.
„Lass doch stecken, ich habe diesmal etwas wirklich ganz Großes für Dich und Du wirst es mögen, denn es ist ganz und gar legal, mein Schatz. Und ich glaube, Du kennst es auch schon.”
„Fick Dich und nenne mich nie wieder Schatz. Ich habe Dir schon mehrmals gesagt, dass ich mit Euch keine Geschäfte mache und wenn Du jetzt nicht sofort mein Haus verlässt, lasse ich Dich rauswerfen.”
Dimitri lacht schelmisch in sich hinein.
„Heute nicht gut drauf, oder? Aber eine Sache habe ich noch für dich, einfach nur zum Nachdenken. Wie Du weißt, habe ich noch etwas gut bei euch und wir erwarten gerade wieder eine ganze Menge Cash. Es sollte zwar wie immer durch die Hände deines lieben Ex-Mannes Ramon fließen, aber der hatte nichts Besseres zu tun, als sich nach Panama abzusetzen. Jetzt musst also Du herhalten, ob Du willst oder nicht. Wir nennen das Sippenhaftung, kapiesch?“
Sonja platzt der Kragen.
„Warum erzählst Du mir den ganzen Dreck, ich habe den Kontakt zu Euch doch längst abgebrochen und zwar für immer. Verschwinde gefälligst. Hau ab!“
Dimitri lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.
„Ich und meine sehr einflussreichen Freunde haben gedacht, Du beerbst deinen Ramon einfach ab sofort, in guten wie in schlechten Dingen. Oder ein anderer, besserer Vorschlag: Sag Ramon einfach, er soll wieder hier auftauchen, und zwar rasant, kapiesch? Buenas tardes.”
Er versucht, sie zum Abschied an sich zu ziehen, aber sie reagiert schneller und gibt ihm eine schallende Ohrfeige. Dimitri reibt sich die Backe und geht, scheint es aber gleichzeitig zu genießen. Sonja läuft ins Bad und benetzt ihr Gesicht mit kaltem Wasser, dann greift sie zum Handy.
„Rafel, Du musst mir helfen, er war wieder hier. Ja, der Stalker, Dimitri, der Typ von der Russenmafia.”