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Eine Tretmühle

Die Fahrt fällt ihm leicht, er hat ein Leben gerettet, was für ein gutes Gefühl ist das denn. Die Sonne taucht majestätisch ins Mittelmeer ein und zeichnet einen farbenprächtigen Horizont aus Magenta und Cyan, als Leons Telefon plötzlich schrillt. Der Fahrtwind hat die Platine getrocknet.

„Buenas tardes Pepe, Du hast mein Telefon erfolgreich wiederbelebt. Nein, nein, alles gut, ich habe so einiges erlebt. Lass uns treffen. Na wo, in der Bar Los Alemanes 6, Du kennst doch nix anderes, hahaha, claro.“

„Sag mir sofort, was passiert ist.“ Pepe und sein grässlicher Bullen-Instinkt. Er will alles wissen und das natürlich sofort. Leon tritt fester in die Pedale und schildert ihm dabei die Eckdaten der vergangenen Stunden.

Er fühlt eine innere Erleichterung, als er sich im Schein seiner Xenonlampe dem abendlichen Palma nähert, er kommt sich vor wie ein Pfadfinder, der eine gute Tat vollbracht hat. Morgen wird er mit Pepe die nötigen Behördenwege beschreiten, das ist das Beste, was er für den kleinen Omar im Augenblick tun kann.

Das Treten wird anstrengender, fast zur Qual. Der Fallwind aus der Tramuntana nimmt an Geschwindigkeit zu und wächst zum Sturm an. Gnadenlos bläst es jetzt Leon ins Gesicht, aber genau das spornt seine Gedanken an. Gedanken, die nichts mit den Dienstpflichten eines Gastpolizisten in Spanien zu tun haben.

Ist das denn wirklich das Beste, was er für den jungen Flüchtling tun kann? Ihn bei der Behörde abgeben und sich nicht weiter zu kümmern? Im Geiste recherchiert er, was der heutige Tag für Omars Schicksal bedeutet. Wie wird es weitergehen mit ihm? Gut oder schlecht? Wie stehen die Chancen für einen minderjährigen Flüchtling ohne Begleitung?

Vor Leons Augen tun sich die schrecklichen Bilder von hilflos und verloren herumirrenden Jugendlichen auf, zusammengetrieben auf Zeltplätzen, ohne Heimat, vor Nato-Stacheldraht und anderen Absperrungen weinend, wartend, nach endlosen Fußmärschen, die sie durch halb Europa zurückgelegt haben, Hitze, Kälte, Hunger, ohne Freunde, ohne Ausbildung, ohne Zukunft, ohne Chance.

Leon tritt hartnäckiger in die Pedale, er ist jetzt mitten in einem ausgewachsenen Sandsturm. Seine Augen schmerzen, aber das Leben ist nun mal eine Tretmühle. Er wünschte, er könnte auf Omars Schicksal Einfluss nehmen. Aber wie?

Der Mallorca-Job

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