Читать книгу Der Mallorca-Job - Karl Kases - Страница 7
ОглавлениеHappy Birthday
Wham, Wham, die harten Schläge dreschen auf den roten Helm ein, der aber duckt sich weg, ist schnell, wendig und katzenhaft. Die feine Art des Kickboxens ist das nicht mehr. Der Blaue schlägt jetzt mit größter Wucht auf den Gegner ein. Die Halle hallt. Punch, Hook, Cross. Schweißperlen prallen in Zeitlupe von den beiden Körpern ab und landen auf dem glatten Parkett. Die Gummisohlen der tänzelnden Turnschuhe pfeifen ein dissonantes Konzert. Highkick trifft auf Round-House. Ein letzter Uppercut des Roten bevor Blau endgültig zu Boden geht. Der Rote hilft ihm mit ausgestrecktem Arm wieder auf die Beine, der Blaue reißt sich den Helm vom Schädel. Ein gegerbtes Gesicht mit knallharten Zügen kommt zum Vorschein, schmerzverzerrt, aber lächelnd. Eine Adonis-Figur, welcher der Schweiß in Strömen übers Gesicht läuft. Mit graziler Leichtigkeit nimmt nun der rote Gegner den unförmigen Schädelschutz ab, löst elegant ein Haarband. Die schulterlangen, blonden Haare fallen akkurat auf Länge und umschmeicheln das makellose Gesicht einer sehr zarten, bildhübschen Frau. Sie lächelt durch zwei perfekte, blendend weiße Zahnreihen. Ihre Stimme klingt angenehm tief, belegt vom kalten Berliner Sommer.
„You look so much better without your Beretta, wer hat das nochmal gesagt?” fragt sie und posiert dabei so sexy, dass Leon nur noch an das eine denken kann.
„Na wer wohl.”
Leon ist andererseits auch ein bisschen genervt, dass er ausgerechnet von seiner Trainerin hat Saures einstecken müssen, doch Arianne geht einen Schritt auf ihn zu und gibt ihm einen schnellen Kuss - ein wenig zu distanziert und nur auf die Backe. Das ist ihm heute zu wenig, er hat sich mehr erwartet.
„Alles Gute mein Liebster, ist ja Dein großer Tag heute”, lenkt sie ab und dreht sich im Weggehen nochmals um.
„Übrigens, es wird leider nix mit ‘nem gemeinsamen Urlaub auf Malle, ich habe da gestern so einen Typen im Berghain kennengelernt, da würdest sogar du abschnallen.”
Leon scheint nicht überrascht zu sein. Das war es also, er hat es sofort gespürt. Ihre Schläge waren diesmal härter ewesen als jemals zuvor.
„Wahrscheinlich auch besser so”, murmelt er in sein nasses Handtuch, gerade als die erbsengrüne Eisentür der “Bundespolizei-Sport- und Trainingshalle Berlin Marzahn” aufgestoßen wird und im Gänsemarsch an die zwanzig Bullen in Uniform plus etliche Zivilbeamte einmarschieren. Der erste Beamte trägt feierlich eine Geburtstagstorte mit brennenden Kerzen, und auf das Kommando „Stillgestanden!“ schlagen sie synchron die Hacken zusammen. Alles Leon zu Ehren, denn er ist der Liebling der Truppe und hat heute Geburtstag. Plastikbecher mit Rotkäppchen-Sekt werden gefüllt und herumgereicht und dann stimmen die Kollegen ein mehr oder weniger gut klingendes “cumpleaños feliz, cumpleaños para Leon” an. Holger Kamm löst sich aus der Gruppe, die zahlreichen Streifen auf seiner Uniform verraten den Rang eines Polizeioberrats. Er wendet sich an Leon wie an einen alten Freund.
„Herr Kriminalhauptkommissar Hebler, mein lieber Leon, alles Gute! Das Lied hat die Fahrbereitschaft für Dich mehr oder weniger gut einstudiert, übersetzt soll es wohl heißen - zum Geburtstag viel Glück - oder so ähnlich, aber morgen wirst Du es ja selber sehen und sagen, also das kommt mir alles ein wenig Spanisch vor. Hahaha.”
So gut war der Witz nun auch wieder nicht, denkt Leon, macht aber seinem Vorgesetzten zuliebe ein äußerst vergnügtes Gesicht. Die Gruppe hingegen biegt sich vor Lachen. Jemand legt den Sommerhit vom letzten Jahr auf und Jürgen Drews, der König von Mallorca, dröhnt jetzt krächzend aus dem Lautsprecher. Holger Kamm, schon ein wenig beschwipst geht auf Leon zu und lallt ihm ins Ohr.
„Ich muss Dich noch ein wenig einweisen in deinen Sommerjob, damit Du mir nicht auf dumme Gedanken kommst. Die Uniform wird Dir wieder mal gut stehen nach all den Jahren in Zivil. Ein paar hübsche Bienen werden da sicher auch rumfliegen aber Achtung - Du hast als Polizist in erster Linie die Interessen der Bundesrepublik Deutschland zu vertreten.”
Damit knufft er Leon kollegial in die Rippen und muss selbst über seinen gutgemeinten Rat lachen. Leon prostet allen nochmal zu und stellt den vollen Becher Sekt ab. Holger Kamm ist jetzt ganz Macho.
„Aber ein bisschen Spaß darfst Du schon haben Kollege, bist ja dem Vergnügen nicht gerade abgeneigt, wie man soeben sehen konnte.”