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Vorwürfe

Eine Stunde später betritt er frisch geduscht die überfüllte Bar, Pepe hat schon einige Biere mit grünen Kräuterschnäpsen - Hierbas – intus und blickt seinen Partner mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck an.

„Leon, wir müssen den Waldbrand eindämmen, bevor er groß ausbricht. Spanien ist sehr strikt, die Behörden verstehen in Flüchtlingsangelegenheiten überhaupt keinen Spaß. Mallorca ist immerhin die direkte Grenze zu Afrika, da ist nur Wasser dazwischen. Wir müssen das morgen sofort mit der Hafenbehörde klären.”

Leon versteht, erkennt mehr und mehr den Ernst der Lage. Pepe setzt seinen Vortrag unverdrossen fort.

„Ich kenn da jemanden, der jemanden kennt, der uns bei Fragen zu refugiados – Flüchtlingen helfen wird. Es kann aber sein, dass sich das Blatt gegen Dich wendet. Wir hier sagen: mejor no tocar, besser nicht anfassen, wenn es um dieses Thema geht.”

Leon reagiert jetzt schärfer, als es ihm im spanischen Ausland zusteht.

„Und, was hätte ich Deiner Meinung nach tun sollen? Den Jungen in der Brandung am Fels hängen und ersaufen lassen?“, fragt Leon gereizt.

Pepe lenkt ein, als er merkt, wie sensibel Leon reagiert.

„Is ja schon gut, mein Freund, alles gut, wir behaupten morgen einfach, wir haben ihn gerade erst gefunden, wenn wir ihn bei der Hafenpolizei, also der Grupo Servicio Marítimo abliefern. Okay? Okay? Nix von Kloster und so. Gerade gefunden, gleich abgegeben und keine Fragen. Claro? Nicht einmischen. No tocar, claro“.

Leon starrt vor sich hin, langsam wird ihm klar, dass er gegen das Gesetz verstoßen, dadurch aber ein Leben gerettet hat.

„Claro“, sagt er in Richtung wild tanzender Partygäste und erhebt sich, er will jetzt nur noch ins Bett. Pepe würde ihn gerne zum Bleiben überreden, doch für Leon war der Tag schon viel zu lang. Er dreht sich noch einmal um.

„Morgen um acht bei mir, aber deutsche Zeit. Dann sind wir um elf vom Kloster zurück für die Angelobung durch den Präsidenten, und danach vergessen wir das alles, Claro?“

„Claro“, sagt Pepe und weiß, dass er Leon ziemlich arg beleidigt hat. Er hatte kein Lob für ihn parat, obwohl dieser heldenhaft ein Leben gerettet und sein eigenes aufs Spiel gesetzt hat. Pepe schenkt sich noch einen Letzten ein und ist auf sich selbst ziemlich stinkesauer.

Leon flucht, während er die zwei Blocks zu seiner Bleibe zurücklegt.

“Korinthenkackender-Besserwissender-Langweiler-Arschloch-Bulle”, brummt er vor sich hin.

Der Mallorca-Job

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