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Ein Anfang

Ein geschäftiges Treiben beherrscht die mediterrane Altstadt Palmas. Elegante Spanier im morgendlichen Schlendrian auf dem Weg zur Arbeit. Die Touristen schlafen noch. Das Präsidium liegt in der strahlenden Morgensonne. Sonja Möllemann sitzt an einem Besprechungstisch vor dem Polizeipräsidenten Rafel Miralles.

„Du musst offen zu mir sein Sonja und mir alles sagen, sonst kommen wir nicht weiter.”

Rafel zündet sich die morgendliche Zigarre an. Sonja kennt die alte Leier, er nutzt jede Gelegenheit, um von ihr Neuigkeiten über seinen Sohn Ramon zu erfahren. Sie aber hat diesbezüglich eine Sperre eingebaut, sie will ihn nicht kränken. Immerhin ist Rafel ihr ehemaliger, vom Gefühl her aber immer noch Schwiegervater. Für ihn ist es einfach unvorstellbar, dass sein eigener Sohn Ramon weltweit in krumme Geschäfte verwickelt sein soll. Doch niemand weiß es besser als sie. Ramon und Sonja, das einstige Traumpaar - er der Erfolgsimmobilienmakler, Segler, Social Butterfly, stets polyamourös unterwegs, einfach großartig aussehend - und sie, die wunderschöne Touristin aus Österreich, Hotelfachabschluss auf Schloss Fuschl mit Auszeichnung in der Tasche und mit einem gutem Auge auf die besten Kavaliere im königlichen Yachtclub von Palma, außerdem nicht aufs Maul gefallen und das mochte Ramon besonders. Und schon hat es gefunkt bei den beiden.

„Dieser Dimitri stalkt mich, seit der Scheidung sehe ich ihn fast täglich irgendwo in meiner Nähe herumlungern. Seinetwegen bin ich hier und nicht wegen deines Sohnemanns. Gestern hat Dimitri sich auf meine Sommerparty eingeschlichen und bedrängt. Es wird Zeit, dass Du dagegen was machst, Oberbulle.”

Dabei muss sie schmunzeln und sie sieht wie immer umwerfend dabei aus. Dies bringt Rafel beinahe ein wenig aus der Ruhe.

„Sonja, nachdem Dimitri zum Inner-Circle Deiner, wie soll ich sagen, ehemaligen “Familie” gehört hat, fällt es der Polizei äußerst schwer, ihn zu belangen. Er ist oder war der beste Freund meines Sohnes. Und über den wollte ich eigentlich mit Dir sprechen. Sage mir, hast Du irgendetwas von Ramon gehört?”

Sonja wusste schon als sie hierherkam, dass er es darauf anlegen würde. Sie schüttelt ungeduldig den Kopf.

„Nein, nada. Am Tag der Scheidung ist er abgehauen. Seine letzte Nachricht kam aus einem Internet Café in Panama City.”

Rafel macht einen tiefen Zug an der Zigarre.

„Und ich dachte immer, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Aber das ist ja wohl in meinem Fall ein Irrtum.”

Er wirkt auf einmal ganz traurig. Sonja geht um den Tisch herum und streicht ihm zum Trost über den Nacken. Ein kurzes Klopfen an der Tür und Leon steckt den Kopf herein. Er hält verlegen inne.

„Entschuldige, ich wusste nicht, dass Du Besuch hast Rafel, ich wollte, ich dachte … .”

Leon würde sich jetzt am liebsten sofort in Luft auflösen, überrascht er doch seinen Vorgesetzten mit einer sehr attraktiven Frau in vermeintlich intimer Pose. Andererseits ist er augenblicklich von Sonja beeindruckt und kann seine kurze Verwirrung nicht leugnen.

„Quatsch nicht, setz Dich doch zu uns. Leon, das ist Sonja. Sonja, das ist Leon aus Alemaña, er ist so etwas wie unser Hilfs-Sheriff hier am Balla-Balla-Strand oder wie ihr S´Arenal nennt.”

So billig kann Leon das nicht stehen lassen. Er weiß, dass der erste Eindruck, den man hinterlässt, ausschlaggebend sein kann. Zum Glück trägt er schicke Zivilklamotten und nicht diese langweilige Polizeiuniform.

Sonja kommt hinter Rafels thronartigem Stuhl hervor. Leon ist augenblicklich geblendet von ihrer Schönheit und streckt ihr etwas verlegen seine Hand hin.

„Gestatten, Leon Hebler und zur Zeit im Polizeiaustauschprogramm der Bundesrepublik Deutschland.” Sonja wirft ihm einen fragenden Blick zu.

„Und das bedeutet?“

„Ich soll unter anderem spätpubertierenden Urlaubern gutes Benehmen beibringen.”

Sonja findet offensichtlich ebenfalls Gefallen an Leon.

„Da bin ich leider nicht ganz Ihre Zielgruppe.” Sie lässt sich in den freien Stuhl fallen und überkreuzt ihre langen Beine. Leon möchte diese Unterhaltung um jeden Preis am Leben erhalten.

„Habe ich mir gedacht, obwohl das sehr schade ist.“

Sie hält ihm ihre Hand hin und er ergreift sie, stark elektrisiert.

„Ja wirklich schade. Sehr erfreut, Sonja Möllemann.”

Rafel bemerkt das gegenseitige Interesse, welches den Raum füllt und unterbricht kurzerhand das Techtelmechtel.

„Leon, ich erinnere Dich jetzt nur ungern an Deinen Job, aber mir liegt alles daran, dass Du den Mordfall und die Entführung des jungen Afrikaners aufklärst, was Du beides ganz sicher mit links lösen wirst. Aber vorrangig möchte ich, dass Du ein Auge auf Sonja wirfst. Sie hat das Gefühl, dass sie gestalkt wird. Den Rest kann sie Dir ja selbst erzählen. Tauscht einfach Telefonnummern aus oder so ähnlich. Ihr seid ja beide erwachsen.”

Damit steht er auf und geht. Er findet es besser, nicht länger zu stören. Ein Mann mit Erfahrung eben.

„Vale Papa, gracias”, ruft ihm Sonja mit ihrer sexy Stimme nach und sie weiß, wie sehr sie ihm damit schmeichelt. Dannach folgen einige peinliche Momente des Schweigens zwischen den beiden Zurückgelassenen.

„Also Señor Leon Hebler, unten gibt es eine hübsche Bar, dürften Sie die aufsuchen? Während der Arbeitszeit, meine ich?”

Leon zögert einen Moment, sie macht ihn gerade mehr als nervös.

„Ja, eigentlich schon, ich meine eigentlich nicht, ich wollte Señor Miralles noch über meinen Plan informieren und dann muss ich wegen des Mordfalles dringend zum Tatort, ich meine - müsste ich zum Tatort, aber jetzt, unter diesen neuen Umständen …”

Sie lächelt ihn sehr frech an und er spürt, dass er ab sofort Vollgas geben kann.

„ … brauche ich eigentlich noch wichtige Informationen über Sie. Sie sind jetzt sozusagen mein neuester Fall. Ich verstehe auch, dass es eine gewisse Dringlichkeit hat. Ist das so?”

Leon flirtet. Das Leben auf Mallorca beginnt ihm zu gefallen.

„Vorrangig hat Ihr Vorgesetzter gesagt, vorrangig“, lächelt Sonja ihm verschmitzt zu.

„Ja, stimmt, vorrangig, und das werde ich tun.“

Eine Sache will er aber noch klären, bevor er sich zu weit aus dem Fenster lehnt.

„Entschuldigen Sie diese eine private Frage noch. Sagten Sie eben “Papa” zu meinem Vorgesetzten?”

Höflich hält er ihr die Tür auf und die beiden stoßen beinahe mit Pepe zusammen, der hereinstürmt und drauf los plappert.

„Vamos companero, rapido! Wir müssen zum Tatort, schnell”, sagt er zu Leon und ist gleichzeitig äußerst erstaunt über dessen charmante Begleitung. Die beiden behandeln ihn jedoch wie Luft. Wie selbstverständlich hakt Sonja sich bei Leon unter und sie gehen einfach weiter.

„Rafel ist mein Ex-Schwiegerpapa, er wird nur sehr gerne Papa von mir genannt. Also keine Angst.”

Der Mallorca-Job

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