Читать книгу Der Henker von Bad Berging - Katja Hirschel - Страница 14

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Dienstag, 10:16 Uhr, Polizeipräsidium, München

»Bei Serienkillern ist das so eine Sache«, erklärte Jens Kessler. »Ich versuche Sie mal grob ins Bild zu setzen, Ihnen sozusagen zu vermitteln, was in den Köpfen dieser Menschen vor sich geht. Zunächst einmal tragen sie alle das Bedürfnis zu töten in sich. Das ist natürlich je nach gesellschaftlichem Umfeld und Prägung mehr als irritierend für diese Menschen, wenn der Drang, den sie eigentlich unterdrücken sollten, so stark wird, dass sie gar nicht mehr anders können.«

Sein Gesprächspartner nickte betroffen und zog die Augenbrauen zusammen, was seinem Gesicht einen so verknautschten Ausdruck verlieh, dass er an einen Perserkater erinnerte.

»Oft genug beginnt es in der Kindheit, spätestens in der Adoleszenz, wenn die ersten Opfer gesucht werden. Am Beginn der Karriere stehen oftmals Tiere – vorzugsweise Haustiere, die sie umbringen. Dass sie damit anderen Menschen wegen des Verlustes ihrer Lieblinge zusätzlich Schmerz zufügen, ist gleichzeitig eine weitere Bestätigung ihrer Macht. ›Sieh her, das Tierchen hat gelitten und dir bricht es das Herz‹, ist schon eine schöne Einstiegsdroge mit Botschaftsgehalt. Aber das ist natürlich nur ein weiterer Auslöser. Es genügt ihnen bald nicht mehr, einem Kanarienvogel den Hals umzudrehen. Die Opfer müssen größer werden – eine Herausforderung sein. Die Leiter wird sozusagen Sprosse um Sprosse bestiegen. Erst kommt das Meerschweinchen der Schwester, dann die Katze der Tante, der Hund vom Nachbarn. Man leckt Blut und merkt, wie einfach es ist. Man liebt den Gedanken, alles in der Hand zu haben. Aber schon in absehbarer Zeit sind auch hier wieder die Grenzen erreicht. Warum ein Kaninchen von einem kleinen Mädchen töten, wenn das Kind doch viel reizvoller ist? Viele wollen am liebsten bei diesem Punkt aussteigen, können es aber nicht mehr – also nicht mehr zurück! Diese Frustration, gepaart mit dem Drang, zwingt den Killer dann regelrecht, endlich einen Menschen zu töten. Er will die Angst, die Panik und die Verzweiflung spüren. Er will seine uneingeschränkte Herrschaft über Leben und Tod beweisen. Ein jaulender Cocker Spaniel wird ihm niemals diese Genugtuung geben können.«

Rita schnaufte leise hinter ihm. Hatte er sie gerade auf eine dumme Idee gebracht?

Der Henker von Bad Berging

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