Читать книгу Der Henker von Bad Berging - Katja Hirschel - Страница 16

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Dienstag, 10:55 Uhr, Polizeipräsidium, München

»Das ist alles mehr als beunruhigend!«, merkte der Polizeidirektor an und strich sich nachdenklich über seinen Schnäuzer. Gerne hätte er wohl auch dessen Enden gezwirbelt, doch dafür war der Wuchs wirklich zu kümmerlich, sodass er es sein ließ und stattdessen bekümmert den Kopf schüttelte.

»Ich bin mehr als froh, dass Sie uns unterstützen werden und ich kann sehr wohl – im Gegensatz zu einigen anderen – erkennen, dass Sie eine Bereicherung für unser Team sein werden! Ich bin – um hier die Hosen auch vor der Dame runter zu lassen – an einem Punkt, wo das Wort Verzweiflung seine absolute Bedeutung erlangt! Ich weiß, Sie sind unsere Rettung! Der Druck ist mittlerweile immens. Ich habe die Presse im Nacken und muss vor dem Innenministerium Rede und Antwort stehen. Seit dem Vorfall laufen die Telefonleitungen heiß. Glücklicherweise habe ich alle bis jetzt hinhalten können. Aber wie lange noch? Verstehen Sie? Ich muss schleunigst ein paar Ergebnisse erzielen, sonst bricht hier eine Panik aus. Serienkiller, Enthauptungen und jeden kann es treffen. Was bitte, soll ich der Öffentlichkeit sagen? Ich erwarte also von Ihnen ein Wunder und ich weiß, dass ich es bekomme! Geben Sie mir Resultate, treiben Sie meine Leute zu Höchstleistungen an, machen Sie diese Bestie dingfest, erheben Sie den Ruf unserer Polizei und krönen Sie unsere Arbeit. Sie haben die Erfahrung, das Knowhow, und wenn es stimmt und Sie wirklich dieser Tausendsassa sind, der die Sache schnell zu Ende bringen kann, dann seien Sie mein Mann! Sie werden …«

»Genug der Ehre!« Jens Kessler konnte nicht anders. Er musste dem Mann ins Wort fallen, denn dieser hatte gesprochen, ohne auch nur einmal Luft geholt zu haben und die Gefahr, dass er wie die leere Hülle eines Luftballons zu Boden sinken würde, war einfach zu groß, als dass er ihn noch weiter hätte plappern lassen können. »Wir würden uns jetzt gerne an die Arbeit machen. Ich für meinen Teil möchte gleich mit einem Besuch bei Ihrem Gerichtsmediziner beginnen. In der Zwischenzeit kann meine Partnerin sich der anderen Aufgaben annehmen. Vermutlich würde sie sehr gerne das Ermittlungsteam hier vor Ort kennen lernen, nicht wahr Rita?«

Ein gereiztes Schnauben – mehr brachte sie hinter seinem Rücken nicht zustande.

»Ich habe eigentlich auch nichts anderes von Ihnen erwartet.« Der Polizeidirektor kam mit einem Ruf des Entzückens auf die Beine, die ihn auch gleich zu Jens Kessler trugen, der sich ebenfalls erhoben hatte.

»Ich werde alles in die Wege leiten!«, fuhr er fort, wobei er den Kopf etwas in den Nacken legen musste, da Kessler um einiges größer war als er. »Wenn Sie etwas brauchen, benötigen, wünschen, dann zögern Sie nicht – FORDERN Sie es einfach! Im Gegenzug erwarte ich natürlich so schnell wie möglich einen Triumph!«

Er tänzelte jetzt zur Tür, ließ es sich nicht nehmen, diese für seinen Hoffnungsträger zu öffnen und lächelte erleichtert, als Jens Kessler an ihm vorbeigegangen war. Rita bedachte er mit einem verschwörerischen Augenzwinkern, was so unvermittelt kam, dass diese im ersten Moment nicht viel damit anzufangen wusste.

»Es ist immer wundervoll, wenn so viele hübsche, junge Damen sich dazu entschließen, in den Polizeidienst zu treten«, raunte er ihr verschwörerisch zu, wobei sich sein Zwinkern intensivierte. »Ich denke, Hauptkommissar Stock wird da ähnlich denken, der Glückspilz! Hähä! So eine resche19 Kollegin wird ihn geradezu über sich hinauswachsen lassen. Ich werde ihn umgehend informieren, damit Sie sich gleich kennenlernen können.«

Bevor Rita aber etwas dazu sagen konnte, hatte er sie bereits aus dem Raum geschoben und die Tür ins Schloss fallen lassen.

»Ich möchte das allein machen«, erklärte Jens Kessler unumwunden, ohne sie dabei anzusehen. Er hatte sein Smartphone herausgeholt, wischte über das Display und überprüfte die eingegangenen Nachrichten. »Ich meine damit die Gerichtsmedizin. Und es war ernst gemeint, dass du hier mal die Runde machst. Ich erwarte von dir Kooperation mit den hiesigen Ermittlern, aber bitte, halte sie soweit es geht von mir fern. Mir reicht schon der Stab in Hamburg, mit dem ich mich rumärgern muss. Da kann ich mich nicht auch noch mit diesen Lederhosen hier aufhalten. Meine Devise, zu viele Köche et cetera, et cetera. Apropos Hamburg – da sind einige Ergebnisse eingetrudelt. Ist mir etwas zu aufwändig, die jetzt alle zu lesen. Am besten du rufst währenddessen Ben an und lässt dich briefen. Mir reicht eine knappe Zusammenfassung. Und wenn die noch nix haben, dann erteile ich dir hiermit sogar meine offizielle Erlaubnis, ein bisschen Druck zu machen.«

»Aber. Natürlich. Selbstverständlich. Geht. Klar. Boss!«, betonte sie die Silben, und wäre sie ein Drache gewesen, dann wäre bei jedem Wort ein Feuerstoß aus ihrer Nase gekommen. Mit hocherhobenem Kopf stapfte Rita an ihm vorbei und auf den Schreibtisch der Vorzimmerdame zu.

»Sie!«, schnauzte sie. »Ich brauch mal ein Telefon. Und einen Computer. Und … Ach, geben Sie mir sofort einen Platz, wo ich vernünftig arbeiten kann! Und dann möchte ich mit diesem Kommissar Stock sprechen und eine Verbindung nach Hamburg zu Hauptkommissar Stein können Sie mir auch gleich herstellen.«

19 knackig/knusprig

Der Henker von Bad Berging

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