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3.2.5. rita e-t til e-s ‚an jdn. schreiben‘

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Drei Belege von rita mit dem Präpositionalobjekt til e-s stehen im Kontext der Korrespondenz, welche, wie jene in der Jóns saga helga schon gezeigt haben, in einen anderen Frame gehört. Im ersten aus der Íslendinga saga schickt der Jarl Hákon galinn als Dank für ein Gedicht Geschenke an Snorri Sturluson (vgl. StS1 328) und darauf heisst es: a) „Iarlinn ritaðe til Snorra, at hann skylldi fara vtan, ok lez til hans gera miklar sæmdir. Ok miok var þat i skapi Snorra“ (StS1 328). ‚Der Jarl [= Hákon galinn] schrieb an Snorri, dass er nach Norwegen fahren solle, und sagte, dass er ihm grosse Ehre erweisen werde. Und das war ganz im Sinne Snorris‘ (Übers. KM). Der Jarl ist Subjekt von rita. Als Laie und höher gestellte Person wird er den Brief kaum selbst geschrieben haben, so dass er einen Wert des Attributs ABSENDER darstellt. Das Akkusativobjekt fehlt, es gibt aber einen durch die Konjunktion at ‚dass‘ eingeleiteten Objektsatz, welcher die Position des Akkusativobjekts einnimmt, und die im Schreiben enthaltene Botschaft paraphrasiert, so dass dieser Nebensatz eine Füllung des Attributs BOTSCHAFT ist. Weiter gibt es ein Präpositionalobjekt til Snorra ‚an Snorri‘, in welchem der EMPFÄNGER des Schreibens steht. Ein Lexem wie bréf oder rit ‚Brief‘ wie in der Jóns saga helga wird im Zusammenhang mit diesem Beleg nicht erwähnt. Da die Attribute ABSENDER und EMPFÄNGER Teile des Korrespondenzframes sind, können die Defaultwerte Brief für das SKRIPT und Pergamentblatt für den SCHRIFTTRÄGER angenommen werden. Des Weiteren hatte der Brief sicher einen Boten, der nicht erwähnt ist, und möglicherweise ein Siegel.

Der zweite Beleg stammt aus den Papierabschriften der Þorgils saga skarða: b) „Þórðr hafði ritat bréf til Þorgils, at ábóti bauð honum heim í Skálaholt, ok þótti hann betr kominn í Skálaholti en í Skagafirði“ (StS2 174). ‚Þórðr [Hítnesingr] hatte einen Brief an Þorgils [skarði] geschrieben, dass der Abt ihn zu sich nach Skálholt einlud, und er meinte, dass es besser sei, sich in Skálholt als in Skagafjǫrðr aufzuhalten‘ (Übers. KM). Hier ist das Lexem bréf nun explizit im Akkusativobjekt von rita erwähnt und durch einen Explikativsatz ergänzt, welcher wieder die BOTSCHAFT paraphrasiert. Subjekt ist Þórðr Hítnesingr, ein angeheiratener Verwandter der Sturlungenfamilie (vgl. StS2 136), der somit der Oberschicht angehörte und auch lesen konnte (vgl. StS2 152). Es gibt jedoch keine Hinweise auf einen geistlichen Rang. Offen bleibt, ob Þórðr als Wert des Attributs ABSENDER oder SCHREIBER betrachtet werden kann. Der EMPFÄNGER des Briefes ist Þorgils im Präpositionalobjekt mit til. Der Brief musste auch hier von einem Boten transportiert werden, der nicht erwähnt ist. Es ist auch nicht bezeugt, ob der Brief ein Siegel trug.

Dem dritten Beleg aus einem späteren Teil der Íslendinga saga, der nur in Papierabschriften erhalten ist, fehlt wiederum das Lexem bréf:

c) Hallvarðr flutti ok konungsmál við Vestfirðinga ok kom því svá, at allir hétu at koma til Þórsness-þings um várit ok sverja konunginum þar land ok þegna. Var þetta þá ritat norðr til jarls ok neitt ǫllum þeim álǫgum, sem áðr hafði hann samit við bændr norðr þar. (StS2 318).

Hallvarðr [gullskór] trug die Sache des Königs mit den Leuten aus den Westfjorden vor und erreichte dann, dass alle versprachen, im Frühling an den Þórsnes-Thing zu kommen und dem König die Gefolgschaft zu schwören. Das wurde dann nach Norden an den Jarl geschrieben und alle Bedingungen wurden abgelehnt, die er vorher mit den Bauern im Norden vereinbart hatte (Übers. KM).

Rita ist passiv und sein Subjekt ist das Demonstrativpronomen þetta, welches auf den vorhergehenden Satz verweist. Es steht also für den INHALT des Schreibens, der mit dem folgenden Satz noch ergänzt wird. Der EMPFÄNGER ist Jarl Gizurr Þorvaldsson, wiederum im Präpositionalobjekt mit til. Ausserdem gibt es das Richtungsadverb norðr ‚nach Norden‘, welches auf das ZIEL, den Aufenthaltsort des Empfängers im Norden Islands verweist. Somit kommt hier ein neues Attribut hinzu. Der SCHREIBER ist unbekannt, dürfte aber im Gefolge von Hallvarðr gullskór, einem Gesandten des norwegischen Königs gewesen sein, welcher wohl der ABSENDER des Schreibens war. SCHRIFTTRÄGER und BOTE sind Leerstellen, die auch im Kontext nicht zu finden sind.

Alle drei Belege haben ein Präpositionalobjekt mit til für den EMPFÄNGER gemeinsam mit den Werten jarl und sturlungr. Neben dem Empfänger, welcher eigentlich schon ein Ziel darstellt, kommt zusätzlich noch ein Attribut ZIEL hinzu mit dem Adverb norðr als Wert, um zwischen einem personellen und einem lokalen Ziel zu unterscheiden. Die anderen Ergänzungen sind zum Teil Leerstellen. Das Lexem bréf ist nur einmal explizit erwähnt und kommt bei den anderen beiden Belegen im Kontext nicht vor. Es steht für das SKRIPT, das in der Regel auf einem Pergamentblatt mit Siegeln steht. In zwei Fällen kommt ein Objekt- bzw. Explikativsatz mit der BOTSCHAFT des Briefes vor, in einem wird hingegen mit dem Demonstrativpronomen þetta auf sie verwiesen. Das Agens kommt nur in zwei Belegen vor. Es kann im Gegensatz zur Jóns saga helga sowohl für den SCHREIBER als auch den ABSENDER stehen. Die Werte sind höhergestellte Laien. Es bleibt offen, ob sie schreiben konnten, man darf aber annehmen, dass sie Schreiber in ihrem Gefolge hatten, vermutlich Geistliche. Allen drei Belegen gemein ist also eine Konstellation von ABSENDER, BOTSCHAFT bzw. SKRIPT und EMPFÄNGER als Füllungen in einer Konstruktion rita e-t til e-s. Die anderen Attribute des Frames aus der Jóns saga helga BOTE, SKRIPT, SCHRIFTTRÄGER und SIEGEL sind Leerstellen.

Schreiben und Lesen im Altisländischen

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