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Über den vom König von KastilienKastilien, L. errungenen Sieg über MálagaMálaga, Ort

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Die Lage, der Seehafen und die zwei uneinnehmbaren Burgen machten MálagaMálaga, Ort zu einer sehr befestigten Stadt1. Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) belagerte sie sechs volle Monate2 vom Lande und vom Wasser her. Er schnitt alle Versorgung ab und unterwarf sie dem Aushungern, so dass die Wachen über den Mauern täglich nur zwei Unzen an Brot ausgaben, und die Armen, ja auch die anderen, sich gezwungen sahen, Brot herzustellen, indem sie Holz und die oberen Teile der Dattelpalmen – wo sie relativ weich sind –zum Mahlen gaben. Schließlich verließen fünftausend SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) mit ihren Frauen die Stadt über das Meer in Richtung auf die westlich gelegenen Küstengebirge, die noch voll von Sarazenen waren3. Aber das Heer von König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) verhinderte dies, tötete viele von ihnen und zwang die anderen wieder zurück in die Stadt. Schließlich übergaben sie sich in die Huld des Königs, der fünftausend Menschen einzeln verkaufte, einen für 30 Dukaten, mit der Maßgabe, dass jeder sich mit weiteren 30 Dukaten freikaufen könne4. Nachdem die Stadt erobert worden war, leisteten (die Bewohner der) Burg noch fünfzehn Tage Widerstand. Schließlich ergaben sie sich auch. Es wäre noch viel hierüber zu schreiben, so zum Beispiel, wie ein gewisser Sarazene, der unter ihnen als heilig galt, aus Málaga floh und sich in das Heer des Königs einreihte. Er verletzte einen gewissen Grafen Don Álvaro von PortugalÁlvaro de Portugal-Braganza / Álvaro de Braganza y Castro († 1504), portugiesischer Adliger, Exilant5 tödlich, von dem er glaubte, dieser sei der König. Diesen Álvaro, dessen Bruder FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) der König von PortugalPortugal, L.6 enthaupten ließ7, sah ich in MadridMadrid, Ort und sprach mit ihm. Der Sarazene wurde von den Christen in kleinste Teile zerstückelt8.

Einstmals, vor siebzig Jahren, als die Mohammedaner MálagaMálaga, Ort beherrschten, töteten sie alle Christen bis zum letzten. Deshalb schwor der König, das gleiche zu tun. Aber er war von Milde und Menschlichkeit bewegt und verkaufte sie (die unterworfenen SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime)) deshalb als Gefangene9. In den Tagen des Januar 1494 (schon vor 10 Monaten), gab es in Málaga ein großes Erdbeben, das viele Türme und Gebäude einstürzen ließ10. Auch die Erde im HafenMálaga, OrtHafen bebte so sehr, dass viele Schiffe aufs Trockene gehoben wurden, bis dass das Land sich wieder beruhigt hatte.

Nachdem der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) MálagaMálaga, Ort erobert hatte, stellte man ihm 752 christliche Gefangene vor, die durch so starken Hunger ausgemergelt waren, dass der König sie mit einer Hühnersuppe und anderen Lebensmitteln wieder zur Gesundheit zurückführte. Unter ihnen befand sich ein gewisser Deutscher aus ZürichZürich, Ort, Heinrich MurerMurer, Heinrich (Heinricus Murer), Zürcher Bürger11, der 4 Jahre lang in harter Sklaverei gelebt hatte12. Unter den anderen gab es auch einen sehr Alten mit Bart, der versicherte, 48 Jahre lang gefangen gewesen zu sein. Zu ihm sagte die Königin: „Was hättest Du gedacht, wenn man Dir im ersten Jahr deiner Gefangenschaft gesagt hätte: Dein Retter ist wie wir noch nicht geboren worden?“. Darauf antwortete dieser traurig: „Ich wäre vor Schmerz gestorben“. Die Gefangenen verließen die Kerker mit einem kleinen Holzkreuz und riefen mit lauter Stimme: „Du bist gekommen, oh Retter der Welt!13 Du hast uns aus den Schatten der Hölle befreit!“ Sie warfen sich vor dem König und der Königin zu Boden und sagten unter großen Tränen: „Oh Kreuz, rette uns, Du einzige Hoffnung! Nicht uns, sondern Deinem Namen gebührt die Ehre!“14 Wieviel Traurigkeit war dort mit Jubel gemischt! 9 christliche Gefangene, die dem Glauben weiterhin absagten, wurden nach der Eroberung Málagas vom christlichen König mit zugespitzten Schilfrohren tödlich durchbohrt. 2 waren Lombarden und 7 Spanier aus KastilienKastilien, L.. Nachdem sie mit Rohren getötet worden waren, verbrannte man ihre Leichname. Oh christlichster König15, dein Lob werde ich ewig singen!

In einem gut bewässerten Tal, 5 Meilen von MálagaMálaga, Ort entfernt, liegt eine Burg, die der König mit Gewalt einnahm. Nachdem er sich der Burg bemächtigt hatte, verlangte er nach den christlichen Gefangenen, welche die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) vorher in Höhlen mit Steinen gepeinigt hatten. Als die Sarazenen nur noch die Leichen herbeibrachten, befahl der König, alle Sarazenen zu töten. So blieb es: Wenn er irgendeine Stadt belagerte, ordnete er zunächst an, dass sie die Gefangenen nicht töten sollten, andernfalls würde er im Fall des Sieges alle enthaupten lassen. Aus Furcht töteten die Sarazenen später nur noch sehr wenige. Im ganzen Heer hatte (der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)) immer Glocken, bei deren Geläut die Sarazenen sagten, als sie das vernahmen: „Wir hörten den Klang der Glocken und der kleinen Glocken, aber dem König fehlt noch die Kuh“. Schließlich jedoch besiegte der König mit göttlicher Hilfe alle Kühe, das heißt die Sarazenen. Während aber die christlichen Gefangenen Málaga verließen, gab es viel Trauer, blieb das Bild des Todes lebendig und waren so viele mit Ketten gefesselt, dass kaum zwei große Wagen die Ketten transportieren konnten, die man ihnen von den Füßen genommen hatte.

Am 30. Oktober nach Mittag verließen wir MálagaMálaga, Ort über sehr hohe Berge, wie den Puerto de LeónPuerto de León, Berg oder andere, und durch einige Täler, wo der König zu Kriegszeiten einen wunderbaren Weg hatte befestigen lassen, um Kriegsgerät zu transportieren. Wir ließen zur Linken RondaRonda, Ort und MarbellaMarbella, Ort liegen und kamen nach vielen Ortschaften und Häusern am dritten Tag nach OsunaOsuna, Ort, einer Stadt des Marquis von CádizRodrigo Ponce de León († 1492), Marquez de Cádiz, Historiograph16. Wir sahen dort mehr als 300 SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) hinter Gittern gefangen. MarchenaMarchena, Ort und MairenaMairena, Ort (del Alcor), Orte unter der Herrschaft des gleichen Marquis, waren ebenso voller Gefangener. Schließlich kamen wir am vierten Tag nach SevillaSevilla, Ort. Der König hatte den Gefangenen das Vorrecht gewährt, dass alle, die nach GranadaGranada, Ort gingen (das schon drei Jahre zuvor erobert worden war), die Freiheit erhielten. Deshalb bewachten die Christen sie in ihren Gebieten sorgfältig, um zu vermeiden, dass die Gefangenen – von ihren Fesseln befreit – nach Granada als Asyl der Freiheit flüchteten.

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