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Über die HauptkircheSevilla, OrtSanta María de la Sede, K. der heiligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi

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Die Stadt SevillaSevilla, Ort wurde vor einhundertsiebzig Jahren den Händen der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) entrissen und wurde christlich1. Noch heute gibt es unzählige Gebäude und Überreste der Sarazenenzeit. Die Leute von Sevilla und CórdobaCórdoba, Ort unterstützten den König deshalb mit großen Hilfstruppen bei der Eroberung von GranadaGranada, Ort, weil sie benachbart und diesem Gefahrenherd nahe waren. Die Sevillaner trugen zu diesem Krieg mehr als eine Million Dukaten bei, das heißt zehnmal hunderttausend. Das gleiche taten die Cordobeser2.

Unter anderen Dingen gab es eine sehr große Moschee, deren Garten und drei Gebäude noch bestehen. Die Länge der gesamten Moschee misst 250 Schritte, und die Breite beträgt 190. Die Länge des Gartens messe ich heute mit 140 meiner Schritte. In der Mitte des Gartens gibt es einen sehr schönen Brunnen, in dem sich die Muslime wuschen. Nachdem der Brunnen aber zerstört worden war, wurde an seiner Stelle ein besserer, schönerer aufgestellt. Vorne auf den Steinen stehen folgende Verse geschrieben:

„Seine königliche Majestät gab mir nach dem Sieg über die Mauren dieses schöne Wasser, nachdem ich zusammengebrochen war.“3

Mit diesem Wasser wird heute der ganze Garten bewässert, in dem viele Zitronen- und Limonenbäume, Apfelsinenbäume, Zypressen und Dattelpalmen wachsen. Die Hälfte von dem, was ehemals Moschee war, ist heute verfallen, und an der Stelle erhebt sich eine wunderbare Kirche zu Ehren der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi. Es ist ein so bewundernswertes Werk, wie es in ganz SpanienSpanien, L. kaum mehrere gibt. Die Kirche ist schon vollendet, aber der Chorraum bisher noch nicht. Das ganze Gebäude misst 200 Schritte in der Länge und 117 in der Breite. Es gibt sieben Schiffe4, an deren beiden Seiten wunderbare Kapellen anschließen, weiterhin 45 freistehende Säulen und ein sehr schönes Chorgestühl. Dort dienen 40 Kanoniker und 40 Pfründner sowie 20 weitere Würdenträger und Ministranten. Sie erhalten fette Pfründen von zweihundert und 300 Dukaten, und der Klerus folgt dort der Observanz. Manche sehr hohe und oktogonale Säulen haben einen Umfang von 25 Schritten. Außerdem gibt es sehr hohe und sehr breite Bögen. Ich glaube, dass die Kirche in 6 Jahren vollständig vollendet sein wird5. Alles ist aus behauenen, härtesten Steinquadern, die aus dem Küstengebirge des Reiches von GranadaGranada, Ort stammen und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach SevillaSevilla, Ort transportiert werden.

SevillaSevilla, Ort ist 14 kurze Meilen vom Meer entfernt6, und über den Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß können Schiffe von 150 Tonnen7 zur Stadt gelangen. Der Fluss ist der Bevölkerung sehr nützlich, dort wächst edelster Wein8. Es gibt Malvasiawein im Überfluss9, und die Oliven sind so dick wie bei uns die Damaszenerpflaumen, die „Spilling“ heißen10. Man kann es schwer glauben, wenn man es nicht sieht. Der Graf und königliche Präfekt in Sevilla heißt Juan de SilvaJuan de Silva y Téllez de Meneses († 1464), erster Gf. von Cifuentes, Graf von CifuentesCifuentes, Ort11. Er gab uns auf unsere Bitte hin Geleitbriefe, um die Grenze von KastilienKastilien, L. zu überschreiten, und versprach, uns alles mögliche Gute zu erweisen.

Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) reformierte in SevillaSevilla, Ort viele Klöster12, darunter das der Minderbrüder, die in Aufruhr und unter Verwendung ihrer Privilegien den König öffentlich exkommunizieren ließen. Der König erlaubte sogar, dass diese Exkommunikation jeden Sonntag verkündet wurde, blieb jedoch fest bei seinem Vorsatz. Nachdem er durch Geduld von der Fessel seiner Exkommunikation befreit war, verpflichtete er die Mönche, die Observanz zu beachten. Der König wollte auch für Gerechtigkeit sorgen und beauftragte alle Rechtsträger, bei den öffentlichen Sitzungen unter den Arkaden zu stehen; und die Namen der Kläger sollten in einem Register unter Hinzufügung ihrer Entschädigungen neben ihren Namen erfasst werden, denn früher hatten sie die Armen in ihren Häusern schwer ausgepresst13.

In SevillaSevilla, Ort gab es vor der Eroberung durch den König so viel Hass, dass nachts niemand sicher draußen gehen konnte. Die Leichenträger kamen sogar nachts in die Häuser und nahmen wie Diebe Gold, Schmuck und alles mit, was sie fanden. Es gab in der ganzen Provinz keinen sicheren Ort, weder innerhalb noch außerhalb der Mauern. Oh glorreicher König, der mit seiner starken Hand dem allem ein Ende setzte!

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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