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Über das meerwärts gelegene westliche AfrikaAfrika, L.

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In AfrikaAfrika, L. bei der Meerenge (GibraltarGibraltar, L. und Meerenge) und den Säulen des Herkules1 liegt die Stadt CeutaGibraltar, L. und MeerengeAbyla / Ceuta, Felsen und Ort, die einstmals sehr groß war. Die Vorgänger (des heutigen Königs) nahmen diese Stadt dem König von FezFès, Ort ab2. Nun ist die Stadt klein und gegen Angriffe der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) gut befestigt. Im Jahre 1458 erhoben sich die Könige von FezAbd al-Haqq II. / Abū Muhammad ʿAbd al-Haqq ibn ʿUtmān, Herrscher von Marokko (1421–1465)3, TunisTunis, Ort4 und von OranOran, Ort5 und kamen mit mehr als vierzigtausend Leuten nach Ceuta, um die Stadt zurückzuerobern6. Sie waren jedoch unbewaffnet und nur mit vielen Schilden aus Eichenholz ausgerüstet, das sie „zockelholtz“ nennen7, und näherten sich den Befestigungen wie eine Herde, ohne groß voranzukommen. Es gab achthundert Christen in der Stadt, darunter zwei Deutsche: einer, Georg von EhingenEhingen, Georg von († 1508), Reichsritter, Reisender aus der Grafschaft WürttembergWürttemberg, L., der in JerusalemJerusalem, Ort zum Ritter geschlagen worden war8, und ein anderer, Gregor von RamseidnerRamseiden, Georg (15. Jh.) aus SalzburgSalzburg, Ort9, beide sehr tapfere Streiter. Georg von EhingenEhingen, Georg von († 1508), Reichsritter, Reisender teilte sogar einen gewissen Sarazenen, einen sehr tapferen Ritter, mit seinem Schwert mittendurch, nahm ihm sein Schwert ab und überließ alles andere den Portugiesen10. Ramseidner bewies den Portugiesen sein Können und sein Geschick mit einigen aus Lehm nur halb gebrannten Töpfen, gefüllt mit Pulver und dreieckigen Eisen, die man „fuseysen“11 nennt; diese ließ er von außerhalb der Mauern inmitten der Sarazenen werfen12. Die Sarazenen wurden geblendet, verwundet und erlitten große Verletzungen. Zu Hilfe kamen einige Schiffe aus SanlúcarSanlúcar, Ort, aus SevillaSevilla, Ort, denn der König PortugalsJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495)Portugal, L. konnte wegen ungünstigen Windes nicht helfen. Der oberste Befehlshaber der Sarazenen, der Lazaratisch13 genannt und von ihnen wie ein Heiliger betrachtet wurde, gab dem König von FezAbd al-Haqq II. / Abū Muhammad ʿAbd al-Haqq ibn ʿUtmān, Herrscher von Marokko (1421–1465) die Schuld, weil dieser Wein getrunken habe, etwas, was ein Muslim nicht darf. Zwischen ihnen erhob sich Zwietracht, und am fünften Tag zogen sie sich beschämt zurück und ließen, wie es bei ihnen üblich ist, viel Kriegsgerät zurück. Die Christen schmerzte deren nächtlicher Rückzug, weil sie mehr als zweitausend nicht getötet hatten.

In den folgenden Jahren nahm der König von PortugalJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495)Portugal, L. den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) drei weitere Orte ab, ArzilaArzila, Ort, TangerTanger, Ort und AlcazarsegurAlcazarsegur, Ort14; alle diese Orte befestigte er aufwändig und machte die in der Umgebung lebenden Völker tributpflichtig. Sie hatten jedes Jahr pro Kopf einen Dukaten abzugeben, was sie „Tablos“15 nennen. Der König hat in Alcazarsegur erfahrene Bombardiere aus DeutschlandDeutschland, L.16, darunter gab es einen gewissen Schwaben Jakob17 aus WaiblingenWaiblingen, Ort, einer Stadt in der Grafschaft WürttembergWürttemberg, L., der viele Dinge energisch ausführte. Im vergangenen Monat November verpflichtete er eine rebellische Stadt, einen Tribut von dreitausend Ziegen, zweihundert Ochsen und anderen Dingen zu entrichten, außerdem führten sie 14 Sklaven ab. Diese Städte18 liegen 17 Meilen von der Region SevillaSevilla, Ort entfernt. Der KönigJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495) zieht daraus eher Anerkennung und Ehre als Vorteil.

Am 2. Dezember verließen wir das ehrwürdige und ruhmreiche LissabonLissabon, Ort nach dem Mittagessen und folgten 5 Meilen lang dem Meeresufer, um schließlich schon spät in der Nacht im Ort AlvercaAlverca do Ribatejo, Ort anzukommen. Wir erhoben uns wiederum früh, und nach 9 Meilen strammen Rittes kamen wir in der Stadt SantaremSantarém, Ort an. Auf dem Weg sahen wir zwei Meilen von Lissabon entfernt ein sehr schönes und großes Schiff des KönigsJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495), das vollständig mit allem ausgerüstet war, wie wir es noch nie gesehen hatten. Dieser Abschnitt zwischen Lissabon und Santarem ist an allen Früchten sehr reich, besonders an Öl, Wein und Salz an der Küste, dass es nicht mehr zu wünschen gibt. Santarem liegt in der Bucht des goldenen und bekannten Flusses Tejo (TajoTajo / Tejo, Fluß), der größer ist als der MainMain, Fluß in FrankfurtFrankfurt, Ort. Der Fluss fließt an der Stadt vorbei, bis er in diesen Meeresarm mündet. Oh, wie fruchtbar ist in der Tat dieser Ort, im Überfluss gibt es besten Wein, Öl und anderes!

Am 4. Dezember verließen wir SantaremSantarém, Ort und sahen einige wunderschöne Orte, gelangten nach 8 Meilen zur Stadt TomarTomar, Ort, die wegen ihrer äußerst großen Olivenbäume, ihrer ausgedehnten Äcker und wegen eines unbedeutenden Flusses (NabãoNabão, Fluß), der aus einer Quelle mit kühlem Wasser entspringt und viele Forellen nährt, bekannt ist. Der Ort hat ein erhabenes Schloss, das durch den Infanten HeinrichHeinrich der Seefahrer († 1460), Infant von Portugal aufwändig ausgeschmückt wurde19, den Entdecker der Inseln, der hier den größten Teil seines Lebens verbrachte. Dieser Ort ist fruchtbar an Oliven, die auf einem Gebiet von über 4 Meilen angebaut werden.

Am 5. des oben genannten (Monats) verließen wir nach dem Essen TomarTomar, Ort, legten 12 Meilen Weges zurück, und sehr spät in der Nacht nach einem harten Ritt kamen wir schon mit dem Licht des Mondes in CoimbraCoimbra, Ort an, das auf einem schönen Berg in einer Ebene liegt, die der Fluss MondegoMondego, Fluß durchquert, über den es eine sehr bekannte Brücke gibt. An diesem Ort wachsen viele Olivenbäume.

Am 6. des oben genannten (Monats) verließen wir nach dem Essen CoimbraCoimbra, Ort und ritten zwei Tage durch fruchtbare, ländliche Landschaften und kamen zu der vornehmen, uralten Stadt PortoPorto, Ort, die am Fuß eines hohen Berges gelegen ist20. An den Stadtmauern vorbei fließt der äußerst bekannte Fluss Douro (DueroDuero, Fluß), der hier so groß wie der RheinRhein, Fluß in BaselBasel, Ort ist. Dort ist ein Bischofssitz; es ist ein fruchtbarer und äußerst alter Ort. Die Stadt liegt eine Meile vom Meer entfernt und in Zeiten steigender Flut kommen auch die großen Schiffe bis zu den Stadtmauern. Die Mauern sind ganz aus behauenen Quadern aus uraltem Stein. Porto ist älter als LissabonLissabon, Ort21. Ich fand dort den hochgelehrten Mann Eduard de CalvoCalvo, Eduard / Galvão, Duarte († 1517), portugiesischer Chronist, Diplomat und Hofprediger22, den Redner und Prediger des Königs von PortugalJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495)Portugal, L., der den Doktor Johannes von LandsbergDr. Johannes Burckstaller, Lehrer Münzers an der Universität Leipzig23, meinen hochgeschätzten Meister, bestens kannte und hoch lobte. Der Redner war zweimal bei König MaximilianMaximilian I., röm.- dt. Kg. (1486–1519), Ks. (1508– 1519) (I.). Er lehrte mich viele Dinge über SpanienSpanien, L., denn er war ein großer Kosmograph. Die Stadt Porto liegt, wie ich schon gesagt habe, auf einem großen Berg und in den umliegenden Tälern und am Fuß des Berges ist sie mit sehr alten Bauwerken ausgestattet; sie gehört zum Bistum Coimbra24. Viel wäre darüber zu schreiben, was ich aus Gründen der Kürze weglasse. Nach Lissabon ist dies die berühmtere Stadt unter den Städten Portugals. Sie ist 18 Meilen von Coimbra entfernt.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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