Читать книгу Der Reisebericht des Hieronymus Münzer - Klaus Herbers - Страница 70
Über die Kartause zur Heiligen MariaSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl., die „Kofes“ genannt wird
ОглавлениеAußerhalb der Mauern von SevillaSevilla, Ort, auf der anderen Seite des GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß nach Westen hin, steht ein beachtenswertes Kartäuserkloster, das Santa Maria de las CuevasSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. genannt wird1. Es ist ein sehr vornehmes Gebäude mit einem so schönen Refektorium und Tischen aus schneeweißem Marmor, von denen sie essen, dass es nichts Besseres gibt. Und wie schön die KapelleSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl.Capilla de Santa Ana, K. des Kapitels ist! Es gibt edelste Zellen und darüber Schlafräume, schöne Gärten und Kreuzgänge, die vor den Zellen bestens angelegt wurden. Im Mittelpunkt befindet sich ein lieblicher Garten mit verschiedenen Figuren aus Myrte, Apfelsinenbäumen und Jasmin, wie man kaum glauben kann. Ich sah auf ihrem Friedhof auch einen Baum mit sehr großen Blättern, deren Breite zwei und deren Länge 4 Fuß betrug. Sie sagten, dass es eine Platane sei, aber dem ist nicht so, weil er in der Höhe nicht breiter wird. Sie glauben, dass sie weder Früchte noch Samen je gesehen hätten. Ihre Blätter jedoch sind sehr grün und ähneln sehr stark in der Form dem Hibiskus2.
Außerhalb des KlostersSevilla, OrtSanta María de las Cuevas / La Cartuja, Kl. und der Zellen werden zwei sehr große Gärten durch zwei Maultiere (mit Wasser) aus dem Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß bewässert. Es sind, wie ich wiederhole, wunderschöne Gärten mit Zitrusfrüchten, Apfelsinen, Granatäpfeln, Feigen, Mandeln, Wein und Birnen; die Früchte hingen noch an den Bäumen. In der Tat habe ich nie schönere Gärtlein gesehen. Die Bewässerungskanäle sind vorzüglich angelegt. Die Konversen haben ebenso einen eigenen Kreuzgang mit marmornen Säulen und kleinen, wunderschön angelegten Gärtlein sowie ihre wunderbar angelegten Wohnstätten. Zu jener Zeit gab es 40 Patres und 30 Konversen. Und der Pater Prior war ein sehr ehrwürdiger Mann, alt und gelehrt; er wohnte in einer eigenen Wohnung mit einem sehr schönen Kreuzgang. Wir sahen ebenso ihren langgestreckten Keller, in dem es 93 sehr große Amphoren gab, die mit Wein gefüllt waren. Ich glaube, dass zwei Nürnberger Fässer etwa drei Amphoren entsprechen. Sie enthielten einen köstlichen Wein wie den Malvasier. Wir sahen auch den Tabernakel hinter dem Hauptaltar, der so sehr mit Gold, Silber und Elfenbein verziert war, dass es unbeschreiblich ist. Sie warteten uns in wunderbarer Weise mit verschiedensten Ehrerbietungen auf. Nachdem die Erlaubnis gegeben war, betraten sie mit uns den Garten und versicherten, dass unsere Gebräuche, religiöse Praktiken, Kleider, Spiele und viele andere Dinge sie sehr erfreut hätten. Ich glaube, abgesehen von der Kartause in PaviaPavia, Ort3, gibt es keine schönere. Außerdem sind sie sehr reich. Sie erhalten viertausend Dukaten an jährlichem Einkommen. Die Lebensmittel sind dort ebenfalls sehr billig, weil die ganze BaeticaBaetica (Hispania Betica), röm. Provinz sehr fruchtbar ist.