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IV. Von NieblaNiebla und Geschlecht, Ort bis PortoPorto, Ort

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Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 162v

Am 11. November, dem Festtag des heiligen MartinMartin, Hl., Bf. von Tours (371–397), verließen wir SevillaSevilla, Ort und durchquerten eine sehr große und fruchtbare Ebene1 mit vielen Olivenbäumen und Häusern; sie war 15 Meilen lang und 5 Meilen breit. Wir kamen schließlich bei Sonnenuntergang sehr spät in der Nacht am Ort SanlúcarSanlúcar, Ort an, nachdem wir vom Morgen an und den ganzen Tag hindurch zu Pferde 4 Meilen stramm geritten waren, vorbei an der Stadt NieblaNiebla und Geschlecht, Ort, die zur Grafschaft von MedinaMedina Sidonia und Geschlecht, Ort Sidonia2 gehört. Am nächsten Tag passierten wir die Grenzen des Reiches von KastilienKastilien, L., betraten das Reich PortugalPortugal, L. und gelangten zur Stadt SerpaSerpa, Ort. Von dort aus liegt etwa 12 große Meilen entfernt die Stadt ÉvoraÉvora, Ort. Es sind von Sevilla bis nach Évora 42 riesige Meilen. Wir ritten mit großer Anstrengung etwa drei oder 4 Stunden vor Sonnenaufgang bis spät in der Nacht, bis wir schließlich am 16. November in Évora ankamen, wo sich der König damals aufhielt3. Dort, vor dem Tor, sahen wir in der Kirche des heiligen BlasiusÉvora, OrtSão Braz, Einsiedelei des Hl. Blasius, Kl. und K.4 Teile einer Schlangenhaut, die aus GuineaGuinea, L. in ÄthiopienÄthiopien, L. stammte und die 30 Handspannen lang und so breit wie ein Mann war5; die Schlange war mit Feuerpfeilen getötet worden. Sie hatten sie (die Haut) entrollt vom Hals bis zum Schwanz, und dieser Teil war in so vielen verschiedenen und schönen Farben gemustert und mit Sternen und goldenen Bordüren verziert, dass dies Bewunderung hervorruft. Jene Haut misst 22 Handspannen, und man versicherte, dass sie (die Schlange) zwei Menschen verspeisen könne, indem sie sie erwürgt, und dass sie mit Elefanten kämpfe. Dies glaube ich vollkommen, denn schon PliniusG. Plinius Secundus Maior († 79), röm. Staatsmann und Gelehrter schrieb über die Tiere IndiensIndien, L. und Äthiopiens6, und heute holen sie diese als bewundernswerte Dinge aus Äthiopien und den anliegenden Inseln.

In ÉvoraÉvora, Ort steht auch ein vorzüglicher königlicher PalastÉvora, OrtPalácio Real de São Francisco7 und eine wunderschöne gewölbte KircheÉvora, OrtSão Francisco, K., die Bischofssitz8 ist. Sie hat einen sehr edlen Kreuzgang, durch den wir wie auf einem normalen Weg flanierten und die Lage der Stadt betrachteten, die größer als UlmUlm, Ort ist. Wir sahen im königlichen Hof sogar ein junges und wunderschönes Kamel, das er (der König) aus AfrikaAfrika, L. herbeiholen ließ, wo es viele gibt.

Der König Johann IIJohann II., Kg. von Portugal (1481–1495).9 ist ein sehr menschlicher Herrscher und in allem sehr weise. Er regiert sein Reich in Frieden und Ruhe. Er ist äußerst leutselig und ein gründlicher Erforscher vieler Dinge. Wer immer zu ihm kommt und sich in Dingen des Krieges10, der Schifffahrt11 oder anderen Wissenschaften zu erkennen gibt, den hört er in Ruhe an, lässt Beweise und Darbietungen erstellen, und wenn er diesen für wahrhaftig und tauglich hält, gewährt er ihm alles12. Er hat auch eine große Gabe, durch Handel und andere Dinge Reichtümer zu erlangen. Er schickt Wolltuche verschiedener Farbe nach GuineaGuinea, L., ebenso wie Teppiche, die in TunisTunis, Ort gemacht werden. Auch handelt er mit Wurfspießen, Pferden und verschiedenen Handelswaren aus NürnbergNürnberg, Ort13, mit vielen Kupferkesseln, mit goldbeschlagenen Schüsseln, mit rotem Tuch, mit Stoffen aus EnglandEngland, L. und IrlandIrland, L.14 sowie mit unzähligen anderen Dingen. Ihm werden Gold, Sklaven, Pfeffer, Paradieskörner, zahllose Elefantenzähne und weiteres gebracht15.

Wir erlangten Zugang zu seiner Majestät durch den Doktor CataldusCataldo Siculo / Giovanni Cataldo Parisio († 1517), ital. Humanist, den königlichen Redner16. Er gab uns Briefe zum besseren Überschreiten der Grenze und Empfehlungsschreiben für LissabonLissabon, Ort, damit man uns dort alles zeige. Er rief mich viermal an seinen Tisch, sprach über verschiedene Dinge und erwies sich als sehr menschlich17. Meinen Begleiter Antonius HerwartHerwart, Anton (Antonius) (†1504), Augsburger Kaufmann, Ritter des Hl. Grabes aus AugsburgAugsburg, Ort schlug er öffentlich am Vorabend (des Festes der) der heiligen KatharinaKatharina von Alexandria († vermutlich 307/15), Hl. (24. November) in seiner Kapelle zum Ritter vom güldenen Sporn, er umgürtete ihn mit dem Schwert und übergab ihm vergoldete Sporen und einen Helm18. Als wir uns nach einem Abendessen im Palast von ihm verabschiedeten, am Tag der heiligen Katharina (25. November), umarmte er mich. Er hatte damals eine schlechte Farbe, denn seit dem Tod seines Sohnes Alfons, der vom Pferd gefallen war, ging es ihm stets schlecht. Man fürchtet, dass es Wassersucht sei, was Gott verhüten möge. Die Herrschaft eines so großen und gütigen Königs möge noch lange Zeit andauern19!

Er hat auch einen Bastardsohn Georg20, der 13 Jahre alt ist; er ist klug und gelehrt und kann Gedichte rezitieren wie kein anderer21. Der Erzieher Georgs ist der hochgelehrte CataldusCataldo Siculo / Giovanni Cataldo Parisio († 1517), ital. Humanist aus SizilienSizilien, L. (von der Universität) ParisParis, Ort, ein vorzüglicher Redner, der mir unzählige menschliche Liebenswürdigkeiten erwies22. Der Junge wäre des königlichen Szepters würdig, vor allem wegen der Schärfe seines Verstandes und seiner Sitten. Als er noch kleiner war, rebellierte er gegen seinen Meister, und Cataldus führte ihn mit Strafen und Drohungen zur Vernunft zurück, härter als normalerweise üblich, und zerstörte so die schlechten Gewohnheiten des Prinzen. Heute verkündet er (Georg) öffentlich: „Die harte Hand von Cataldus hat mir genützt!“ Was gibt es noch? Der junge Heranwachsende ist für sein Alter sehr humanistisch gebildet und kennt HorazQ. Horatius Flaccus († 8 v. Chr.), röm. Dichter, Virgil und andere Dichter. Er kann sogar selbst Verse zusammenstellen23.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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