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Kapitel 1

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Dumpf weckte ein leises Geräusch ihn auf. Die Augen waren noch fest verschlossen und der Körper lahm, doch die Taubheit in den Gliedern verschwand schnell, als ihm klarwurde, dass er nicht atmen konnte, begraben unter einer dicken Schicht aus pulvriger Asche voller kleiner, glühender Kohlesplitter. Asche und Staub brannten in seiner Nase, dem Mund und den Augen.

Panisch richtete er sich auf, spürte den Schmerz brennender Funken im Gesicht. Als sein Kopf die Oberfläche der Ascheschicht endlich durchbrach, drehte er sich mühevoll um. Auf allen vieren kauerte er in den grauen, unbekannten Überresten, hustete schmerzhaft die störend scharfen Partikel aus seinen Lungen heraus. Die ersten der rasselnden Atemzüge waren schlimmer als das Gefühl des Erstickens. So blieb er lange an derselben Stelle und versuchte, sich zu beruhigen. Nur langsam ließ die Furcht nach, Tränen kribbelten kurz auf seiner Haut, ehe sie verdampften. Wie eine triezende Mahnung, Wasser zu trinken. Doch hier gab es nichts. Absolut gar nichts.

Er sah sich zum ersten Mal um und bemerkte die tatsächliche Dämmerung, vielmehr Dunkelheit. Beständig rieselten neue Aschepartikel aus einem nicht sichtbaren Himmel. Die trockene Luft war von einem extrem feinen Staub durchsetzt, der in den ohnehin gereizten Atemwegen kratzte. Als hätte dichter, heißer Nebel alles eingehüllt, konnte er kaum fünfzig Schritte weit sehen. Die Welt wirkte zunächst farblos. Er stellte sich hin und sah sich schwankend um. Eine fast vergangene Spur von Fußabdrücken endete genau an der Stelle, wo er gerade noch begraben gewesen war. Seine Bewegungen scheuchten orangerote Funken auf, welche im schwachen Wind wie lebendig knisternd davonwirbelten. Er konnte sie spüren und folgte ihnen verwirrt in Gedanken, bis sie im Staub verschwanden.

Wie war er hergekommen? Wo war er? Keine Erinnerungen an den Ursprung oder Weg, keine Ahnung vom Ziel. Ein grelles Aufleuchten irgendwo am unsichtbaren Himmel schnitt förmlich in seine Augen, welche sich gerade erst tränend an die Dunkelheit gewöhnten. Das starke Licht erinnerte an Feuer. Ein tiefes Beben durchfuhr den Boden und kurz konnte er etwas weiter sehen. Eine Wüste aus Asche und Staub, eben und seit immens langer Zeit unberührt. Hinter ihm, wo die Fußspuren wie aus dem Nichts auftauchten, existierte nur tiefste Dunkelheit. Bereits nach wenigen Metern war es so schwarz, dass er glaubte, das wenige Licht aus der Umgebung würde dort einfach vernichtet. Es gab nicht einmal einen Horizont oder auch nur die Idee von Helligkeit. Er spürte instinktive Angst, als ein fremdes Geräusch ihn in der unnatürlich totalen Stille erreichte. Jener Schall, welcher ihn geweckt hatte. Irgendetwas war dort draußen.

Er drehte sich um und blickte in die Richtung, in welche die Fußabdrücke zeigten. Von dort kam das wenige Licht. Ein warmes, feuriges Leuchten. Es war durch den staubigen Rauch in der Luft so gestreut, dass er die Quelle nicht orten konnte. Ein erneutes Geräusch aus der Finsternis erzwang die Entscheidung und er machte sich auf den Weg in Richtung Licht, getrieben von einer merkwürdigen Ahnung. Er spürte deutlich, dass ihn etwas verfolgte und dass es noch relativ weit weg war, dennoch stapfte er bestimmt und unruhig voran durch die tiefe, schwelende Asche. Bereits nach wenigen Schritten blieb er wie angewurzelt stehen. Was er in der undurchsichtigen Dämmerung für einen fernen Horizont gehalten hatte, war in Wirklichkeit eine Wand, wie aus großen Kristallen gewachsen und unendlich. Wieso unendlich? Er grub vorsichtig etwas von der Asche beiseite, welche sich daran auftürmte. Das heiße rote Glimmen kam durch diese grobe Barriere. Und da war noch etwas.

Die erste Bewegung hinter dieser fast durchsichtigen Grenze jagte ihm einen Schrecken ein. Riesig und tiefschwarz näherte sich etwas von der anderen Seite. Die Form erschien bizarr und gestört durch die Kristalle, deren Struktur und Unreinheiten brachen das Licht wie stellenweise klare, chaotische Prismen. Ihm wurde klar, dass die alles einhüllende Hitze von hier kam. Er spürte, wie Blut aus seiner Nase tropfte, es wurde einfach zu heiß. Die Asche brannte auf seiner dunklen, nackten Haut und zerstörte mit dieser nach und nach das Einzige, was ihn von seiner Umwelt trennte. Als er hustete und so das Blut gegen die gigantische und ungeahnt dicke Mauer spritzte, schlug das kolossale Wesen von der anderen Seite so heftig dagegen, dass er rückwärts von der Wand fortgeschleudert wurde. Eine Welle aus grauem Pulver und Glut überrollte ihn unsanft, erneut wurde das Atmen unmöglich und die flirrenden Partikel nahmen jegliche Orientierung. Im Boden spürte er die Vibrationen schneller, schwerer Schritte. Etwas war hinter ihm und kam näher. Ängstlich richtete er sich wieder auf, starrte zurück in die Dunkelheit. Er konnte nur erkennen, dass die vom Himmel schwebende Asche auf ihn zu kam, als würde etwas die Luft vor sich her schieben. Was auch immer es war, es kam mit irrer Zielstrebigkeit aus der unglaublichen Schwärze genau zu ihm.

Ein erneuter, noch stärkerer Schlag traf die Barriere von der anderen Seite. Scheinbar alles hinter jener Wand stand in Flammen, das tobende Feuer wurde zunehmend heller und das riesenhafte, schwarze Ding war das einzig Dunkle. Es ging auf seiner Seite der Kristallmauer auf und ab, als suchte es nach einer Schwachstelle. Schließlich begann es, stürmisch darauf einzuschlagen, wieder und wieder, bis sich Risse bildeten. Wie versteinert stand er da, spürte die Todesangst in sich hochkochen. Mittlerweile rann das Blut aus der Nase und den Ohren, sogar die Augen schmerzten. Unter der stellenweise verkohlten Haut erkannte er ein merkwürdiges Glühen, als würde geschmolzenes Gestein durch seine Adern fließen und ihn auch innerlich verbrennen. Er sah auf seine Hände. An den Knöcheln war die Haut abgerieben und blutete, mit jedem Schlag des unbekannten Wesens auf der anderen Seite wurde es schlimmer. Der nächste brutale Stoß erzeugte eine blitzartige Fraktur, welche eines der unzähligen Lichtspiele ausglich und nun annähernd klare Sicht durch die Grenze ermöglichte. Ein hell glühendes Paar böser Augen starrte ihn rasend an, er spürte das Beben lauter Schallwellen, konnte jedoch schon nichts mehr hören. Ihm war klar, dass dieser gewaltige Ton von dem Wesen auf der anderen Seite kommen musste. Gelähmt von Angst und Schmerz hielt er den Blickkontakt, beobachtete, wie sich das Monster immer weiter zu ihm durch hackte und mit unvorstellbarer Kraft und gewaltigen Krallen tiefe Furchen in den Kristall schlug, während es ihn nicht aus den Augen ließ.

Er erkannte die Spiegelung von etwas hinter sich, drehte sich langsam und mit hell brennendem Körper um. Ein großes, massiges Wesen sprang auf ihn zu, mit weit aufgerissenem Maul und ausgestreckten, riesigen Fängen. Er spürte den Aufprall, als das tonnenschwere Biest ihn erreichte und zuschnappte. Völlig überwältigt fühlte er, wie sie beide an der dünnen Stelle durch die Grenze brachen und das Feuer der anderen Seite alles erfasste.

Drachenkind

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