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1. Psychotherapieforschung
1.9 Forschung in der Praxis: Versorgungsforschung

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Versorgungsstudien (clinical therapies) unterscheiden sich nach Weisz et al. (1992) von Forschungsstudien (research therapies) in folgender Hinsicht: 1. Patienten werden nicht vom Forschenden rekrutiert, sondern werden überwiesen oder kommen von selbst, 2. Stichproben sind klinisch heterogen, 3. mehrere Probleme sind Teil der Therapie und nicht nur eins, 4. die Therapeuten sind nicht technikspezifisch geschult, 5. das therapeutische Vorgehen folgt nicht einem standardisierten Manual, und 6. die Aufzeichnungen folgen nicht einem vorgegebenen Protokoll. Die Ergebnisse einer methodisch sehr aufwendigen sekundären Metaanalyse von 90 Studien (Shadish et al. 2000) waren folgende: a) psychologische klinische Therapie ist wirksam unter verschiedensten methodischen und klinischen Bedingungen mit erheblichen Unterschieden, dabei sind die Effektmaße randomisierter Studien besser als die der nicht randomisierten Studien; umgekehrt war der Effekt rechnerisch umso geringer, je klinisch repräsentativer die Studie war (dies wird von den Autoren als Artefakt eingestuft, weil die Güte der Datenerhebung mit dem Publikationsjahr erheblich korreliert bzw. mit der Aktualität zunimmt); b) intensivere bzw. längere Therapien führen auch zu besseren Erfolgen (in einem begrenzten Rahmen); c) Effektstärken nehmen zu, je enger die erhobenen Werte auf die Therapieziele zugeschnitten sind!


Tabelle 2: Akzente der Grundhaltung im Objektmodus und im Subjektmodus


Insgesamt befindet sich die Versorgungsforschung jedoch in einem sehr frühen Stadium, sodass zahlreiche methodische Probleme (Heterogenität der klinischen Studien bezüglich Repräsentativität, Rahmenbedingungen und Durchführung) noch vor inhaltlichen Erkenntnissen dominieren. Ein Blick in die Effektstärkentabelle (Tab. 1) zeigt auch die erhebliche Streuung der Effektmaße mit weiterer Notwendigkeit einer Überarbeitung dieser Methodologie.

Gegenwärtig aussagekräftiger hinsichtlich der Wirkung von Psychotherapie in der ambulanten Versorgungspraxis – zumindest hinsichtlich der praktischen Therapiequalität, weniger hinsichtlich der extrem eingeschränkten Rolle der Gutachter – ist daher die sogenannte TK-Studie von Wittmann et al. 2011 (s. Tab. 1). Auch die «Konsumentenbefragung» durch Seligman (1995) ist hier zu nennen, wonach Psychotherapie in der Versorgung generell hilfreich ist. Seligman formulierte bereits 1995 die wesentlichen Unterschiede zwischen Versorgung und wissenschaftlichen Effizienzstudien: 1. Psychotherapie in der Praxis wird durchgeführt, bis eine deutliche Verbesserung eingetreten ist, und Wirksamkeitsstudien werden nach festen Zeiträumen beendet. 2. Psychotherapie in der Praxis ist selbstkorrigierend; unwirksame Interventionen werden korrigiert und durch wirksamere Behandlungstechnik ersetzt, während in kontrollierten Wirksamkeitsstudien nur bestimmte Interventionsformen zugelassen werden. 3. In der ambulanten (!) Praxis suchen sich Patienten die Behandler und Behandlungsformen aus, für die sie am ehesten bereit sind, während in experimentellen Studien Behandler und Treatments zugewiesen werden. 4. Patienten haben in der Regel eine multiple Problembelastung, während in kontrollierten Wirksamkeitsstudien durch Selektion nur Menschen mit isolierten Einzelstörungen zugelassen werden. 5. Psychotherapie in der Praxis zielt meist auf eine Verbesserung der allgemeinen Lebensbewältigung wie auch auf eine Verbesserung der Störung, während Wirksamkeitsstudien nur auf die Behebung isolierter Störungen fokussieren. Herausgegriffen werden soll im Folgenden die Relevanz der Psychotherapieziele für den Psychotherapierfolg.

Konsequenzen für die Praxis

Klinische Psychotherapie in der professionellen Versorgung ist trotz oder gerade wegen einiger sehr sinnvoller Unterschiede zu Forschungstherapien sehr wirksam. Ihre Wirksamkeit hängt zu Beginn davon ab, wie und ob eine Beziehung zustande kommt und wie die Ziele formuliert werden.


Verhaltenstherapie emotionaler Schlüsselerfahrungen

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