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1. Kapitel Ein sonniger Aprilsonntag

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1939. Nach einer Sternen klaren April-Nacht erhob sich hinter den Hügeln des Mansfelder Landes ein strahlender Frühlingsmorgen. Und die Sonne mit ihrem gleißenden Sonnenlicht überflutete das wiedergeborene Grün und die Blütenfülle in seiner Farbenpracht.

Und im Talgrunde, dort, wo der Ort Volkstedt liegt, fiel beim Erwachen an jenem Sonntagmorgen Karl Hellauers Blick auf das Fenster. Er räkelte sich. Die Sonne hatte sich inzwischen leuchtend über die nahen Berge im Osten erhoben.

Karl, fünfzehn Jahre alt, sprang schnell aus dem Bett, bemerkte, dass sein jüngerer Bruder noch schlief, lief barfuß zum Fenster, zog den Vorhang zur Seite. Geblendet vom grellen Sonnenschein, beschattete er die Augen mit der rechten Hand. Er spürte tief im Herzen, dieser Sonntag war glückverheißend.

Im Laubwerk der Kastanienbäume nahe des Hauses, wetteiferten gefiederte Sänger miteinander im fröhlichsten Singen und Gezwitscher. Und auf dem Domänenhof balgten sich Sperlinge laut schilpend um frische Pferdeäpfel.

Und wie von Riesenhand geschaffen, erhob sich kurz hinter dem Dorf die gewaltige Abraumhalde des Wolfschachtes, einem Gewerk der Mansfelder Kupferschiefer Bergbauenden AG. Wie an allen Sonntagen ruhte die Arbeit. An den Werktagen liefen an dem hohen Förderturm ununterbrochen die Räder, förderten Bergleute in die Tiefe oder Erz zu Tage. Tief unten, in den dunklen Streben, wo das Kupferschiefererz abgebaut wird, herrscht schweißtreibende Hitze, bis zu dreißig Grad. So ist die Arbeit der Kumpel eine verdammt harte Schinderei, vor allem, weil die Strebhöhe nur circa neunzig Zentimeter beträgt und die Kumpels im Knien oder seitlich sitzend ihre Tätigkeit in einem schwachen Luftzug, Wetterführung genannt, verrichten müssen. Karls Vater liebte das Land und das Licht. Er arbeitete in der Landwirtschaft – auch wenn er dort geringeren Lohn erhalten hat.

In aller Ruhe ging Karl den Tag an. Noch am Vormittag verließ er die elterliche Wohnung. Er hatte sich mit einem Arbeitskollegen in der Stadt verabredet.

Der Himmel war von unendlichem Blau. Die Sonne immer höher steigend, überstrahlte das anmutige Tal.

Als Karl den Trampelpfad durch den Hofgarten nutzte, um zur Schulstraße zu gelangen, atmete er den beseligenden Duft von Blumen und Gräsern, der mit einem erfrischenden Lufthauch vom Hofgarten ihm ins Antlitz wehte. In den Baumkronen des Haines gurrten Holztauben. Ein durchsichtiges Kleid aus einem zarten Seidengewebe hatte der Frühling zwischen die Häuser des Ortes gesponnen. Obstbäume, in Blüte stehend, dufteten aromatisch süß. Unter der Blütenpracht der Bäume legten die Gartenbesitzer frische Beete an und legten Sämereien in die frisch umgegrabene Erde. Zwei Amseln hüpften auf der Suche nach fetten Happen in der Nähe umher.

Leichtfüßig durchschritt Karl die Straßen des Ortes und stand bald auf dem Mühlberg. Vor ihm – welch grandioses, malerisches Bild – unter dem tiefblauen Himmel, die in voller Blüte stehenden Kirschbäume. Ihre märchenhaft weiß schimmernden Blüten, die sich einer schäumenden Perlenkette gleich in aller Herrlichkeit über die endlos scheinende Straße spannte, entzückte Karls Auge und erregte seine Phantasie. Und Abertausende Bienen, wie magisch berauscht, flogen von Blüte zu Blüte und saugten in ergreifender Verzücktheit aus den kleinen Blütenkelchen den süßen, lebensspendenden Nektar. Ihr leises, unendliches Summen erfüllte den leuchtenden Äther.

Im Duftkreis des Blütenmeeres ging Karl selig trunken der Stadt entgegen, blinzelte in die Sonne oder verharrte in der Ebene vor der Stadt, wo der Himmelsäther mit den sanften Hügeln verschmolz. Es schien so, als wölbe sich über den Kirchen und Gebäuden der Stadt die Kuppel eines orientalischen Domes.

Karl schlenderte durch die Straßen und engen Gassen der altehrwürdigen Lutherstadt. Das pulsierende Leben der Wochentage war einer würdevollen Sonntagsruhe gewichen. Er begegnete nur wenigen Menschen. Aus den Küchenfenstern des Goldenen Hirsches duftete es nach Braten, Gewürzen und Kräutern. Am Siebenhitzeberg, den Karl ohne Hast empor stieg, begeisterte ihn der zarte Gesang eines Kindes, der von einer Geige begleitet wurde.

Wenige Augenblicke später betrat er bereits den Stadtpark. Das gefilterte Sonnenlicht verlieh dem Park mit seinem saftigen Grün einen geheimnisvollen Zauber. Das leise Wispern des Windes in den Baumblättern wurde plötzlich vom harten Klopfen eines Spechtes unterbrochen

Karl Hellauers Wandlung im Zweiten Weltkrieg

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