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Sommer 2017 – Hoffnung

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Für meine Kinder Niklas und Maria und für mich musste ich etwas tun. In all diesen wahnsinnigen Routinen der Zwangserkrankung war das Leben unerträglich geworden. Nichtstun hieß, den sprichwörtlichen Wahnsinn ganz ohne Gegenwehr weiter zu unterstützen. Also fing ich vor zehn Jahren mit dem Schreiben an. Dem Aufschreiben. Zum Verarbeiten. Wann immer es mir möglich war. Schreiben hilft. Hoffte ich. Heute weiß ich: Schreiben allein hilft längst nicht. Was hilft? Reden hilft. Reden miteinander. Das Reden mit Dritten. Das Reden mit Freunden. Und auch das Reden mit denen, die von Berufs wegen ein offenes Ohr haben müssen. Den Psychologen, den Psychotherapeuten.

Warum ich anfing? Weil die Zwangserkrankung meiner Frau Katrin und die damit verbundene Angst rund um die plötzlich für sie so realen Gefahren unser Leben bestimmten. Die Angst umklammerte uns und grenzte uns vom Leben dort draußen immer weiter aus. Diese Angst schränkte ein. Erst ein wenig. Dann immer stärker. Irgendwann so sehr, dass jeder Aspekt des Lebens zur Qual wurde.

Ich begann mit einer Psychotherapie. War ich denn krank? Im Rückblick – ja! Die Umstände hatten auch mich krank gemacht. Co-zwangskrank. Ich konnte nicht mehr unterscheiden zwischen ‘normal’ und ‘krankhaft’. Und es tat weh. Richtig körperlich weh. Dieses Leben in Angst und Sorge fraß sich sprichwörtlich in mir fest.

Aber ich hoffte. Ich hoffte darauf, dass alles wieder gut wird. Heute weiß ich: Alles wird nie wieder “gut”. Es bleiben Wunden, die sehr lange schmerzen.

Ich hoffe, dass dieses Buch anderen dabei hilft, frühzeitig Hilfe zu suchen. Ich habe erlebt, wie schwer es ist, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Aus der Verheimlichung heraus – auch wenn ich hier mit Pseudonym schreibe, um meine engste Familie vor möglichen negativen Reaktionen zu schützen – konnte ich im Laufe des Kampfes gegen die Krankheit schließlich mit meiner Familie und mit meinen engsten Freunden über den Zwang reden. Damit eröffnet sich eine Chance, dass die Narben kleiner werden. Das Wichtigste: Hilfe suchen und Hilfe annehmen. Es wird nicht von alleine besser. Zwänge verwachsen nicht. Sie sind auch nicht mit der Zeit zu lindern. Wer sich dieser Hoffnung hingibt, der vergibt die einzige große Chance. Man muss sich um Hilfe kümmern. Hilfe von außen. Auch wenn der Wunsch ganz natürlich ist, die Probleme nach außen zu vertuschen und nach innen klein zu reden. Ich habe dabei selbst zu lange mitgemacht.

Vielleicht sind meine Erfahrungen für andere ein erster Schritt in Richtung Hilfe. Hilfe, die man selbst einholt. Oder Hilfe, die man einem Betroffenen schenkt.

Kurt Partner, im Sommer 2017

Draußen war Sommer...

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