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Krankhafte Rituale – Zwangserkrankung

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Katrins Krankheit nenne ich Zwangserkrankung. Im Englischen wird sie oft als OCD abgekürzt – obsessive compulsive disorder. Im Medizindeutsch ist es die Zwangsstörung. Doch aus meiner Sicht verharmlost das die Sache gewaltig. Es ist nicht nur eine Störung im Lebensablauf. Es ist keine Störung im Betriebsablauf. Es ist nicht so, dass dann an einer Stellschraube gedreht wird und schon ist alles wieder gut. Diese Zwänge, diese Angst machen das ganze Leben anders. Sie sind krank und machen krank. Ich lebe mit diesen Veränderungen von Woche zu Woche. Im Rückblick sehe ich dann ab und zu, was sich wieder verändert, was sich verschlimmert hat. Katrin versucht inzwischen zwanghaft, allem aus dem Wege zu gehen, was für unseren Sohn Niklas gefährlich werden könnte.

Es ist kaum zu glauben, was aus ihrer Sicht alles als gefährlich eingestuft wird! Erschreckend viel. Die Vogelgrippe könnte schließlich überall sein. Das ist nicht lustig. Jeder Kotfleck eines Vogels könnte der Ursprung einer Ansteckung sein. Jedes weiße Restchen auf einer Mauer, auf einem Handlauf, irgendwo – es könnte ein Rest Vogelkot sein. Und was ist das für ein Fleck auf der Jacke? Die Angst ist immer da. Katrin ängstigt sich ständig vor der Ansteckung. Und ich? Ich habe Angst davor, dass uns irgendwas Unerwartetes passiert. Denn dann wird Katrin wieder panisch penibel putzen, was das Zeug hält. Das schafft ihr das Gefühl, die Gefahr abzuwenden. Schließlich beruhigt sie das Putzen schlussendlich.

Jede Faszination des Augenblicks wird mit dem Putzen zerstört wird mit einem Desinfektionstuch und allem was dazugehört weggewischt und ausgelöscht. Egal, ob es gerade lustig ist, oder romantisch. Egal, ob wir eigentlich dringendere Dinge zu tun hätten, oder vielleicht sogar etwas mit Niklas machen wollten. Die Sauberkeit, die Hygiene, der Schutz vor Ansteckung hat ständig Vorrang.

Draußen war Sommer...

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