Читать книгу Nice Girls - Louise Boije af Gennäs - Страница 35

11.

Оглавление

Zu Hause stellte Stella die ganze Küche auf den Kopf. Was spielte es für eine Rolle; Benjamin käme ja doch nicht vor morgen früh nach Hause. Sie rührte rasch einen Brei aus Mehl, Butter und Zucker zusammen, den sie in sich hineinstopfte, schnell, schnell, und mit Milch hinunterspülte. Milch war gut zum Auflösen und hielt doch alles zusammen; besser als Wasser, das war zu dünn. Dann schmierte sie Knäckebrotscheiben, viele, schlang sie blitzschnell hinunter und trank noch mehr Milch dazu. Einige Stückchen Schokolade rutschten hinterher, übriggeblieben bei einer Party, die sie vor einem Monat gegeben hatte.

Alles dauerte höchstens eine Viertelstunde.

Stella spürte, wie ihr an so was nicht gewöhnter Magen wie ein Sperrballon herausstand, als sei sie schwanger, schwanger mit Essen. Sie vermochte einfach nicht an den widerwärtigen Zustand zu denken, in dem sie sich befand. Niemals sollte ihr Körper all diese Kalorien behalten dürfen! Was hatte sie sich dabei gedacht, das Pyttipanna in sich hineinzuschaufeln!

Verdammter Jonas, es war seine Schuld. Sie ging hinaus in die Toilette, nahm die Haare mit einem Gummiband im Nacken zusammen, steckte zwei Finger in den Hals und übergab sich.

Erst kam eine knäckebrotartige Masse, gefolgt von der klebrigen, gelben Schmiere aus Mehl, Zucker und Butter. Danach kam das Pyttipanna, bröckchenweise. Ganz zuletzt kamen die halbgeschmolzenen Schokoladenstückchen. Offenbar waren sie am schwersten und landeten deshalb am weitesten unten im Magen.

Stella wunderte sich über ihr wissenschaftliches Interesse an dem Vorgang, ihre Kälte, ihre ungeheure Ruhe, ihre Beobachtungen zur Konsistenz der Speisen. Sie registrierte alles, ihr Gehirn war messerscharf und konzentriert.

Dennoch fühlte sie nichts.

Alle Gefühle standen auf Null.

Als nur noch saurer Magensaft in ihr zu sein schien, Stella sich selbst vor Anstrengung stöhnen hörte und der Schmerz sich in den Bauchmuskeln ausbreitete, richtete sie sich endlich auf und betrachtete sich im Badezimmerspiegel. Ihre Augen waren rot und wäßrig von der Tränenflüssigkeit und Anstrengung, die Mascara saß überall, nur nicht auf den Wimpern, aus dem Mund hingen Speichelfäden, und der Schlund schmerzte von der unsanften Behandlung durch die Nägel.

Dennoch fühlte sie sich merkwürdig erleichtert.

Frei.

Befreit.

Befreit von einer Last, wenigstens zeitweilig.

Stella putzte sich sorgfältig die Zähne, wusch ihr Gesicht erst mit warmem, dann mit kaltem Wasser und bearbeitete danach die Hände mit der Nagelbürste, um den Geruch von den Fingern zu entfernen. Dann nahm sie eine heiße Dusche, bedeckte den ganzen Körper mit weicher, schäumender Seife, trocknete sich ab und zog das Nachthemd über, ein altes verschlissenes aus Flanell, das sie während der Gymnasiumszeit von ihrer Mutter bekommen hatte, doch heute wenig benutzte, weil Benjamin es so überhaupt nicht sexy fand. Dann schließlich zog sie ihren abgewetzten, frischgewaschenen Frotteemorgenrock über, den sie seit der Zeit besaß, als sie noch zu Hause gewohnt hatte.

Draußen war es hell geworden.

Stella saß am offenen Fenster mit ihrer Gitarre und klimperte leise vor sich hin. Die Morgenluft kühlte ihr heißes Gesicht, und die Finger spielten ganz von selbst: ›It’s my party‹. In einigen Stunden würde sie aufstehen, und dann gab es wieder Tee zum Frühstück, genau wie immer. Alles würde weitergehen, genau wie immer. Sogar das hier.

Nice Girls

Подняться наверх