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5.

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Anderthalb Stunden später fiel die schwere Tür hinter Lizzie ins Schloß, und sie stand wieder auf der Straße und atmete die Luft in vollen Zügen ein. Die Besprechung war vorüber! Ihr Manuskript unter dem Arm war vollgekritzelt mit Änderungen; von der Originalversion war nicht viel übriggeblieben. Aber was machte das schon? Die nächste Fassung würde hoffentlich besser werden. Und die Hauptsache war, daß die Besprechung vorüber war, daß sie ihren Plastikbecher in den Papierkorb an der Wand des Konferenzraumes hatte werfen und leichtfüßig die Treppe hinunterspringen können.

Raus.

Weg.

Nach Hause.

Wieder draußen und frei!

War sie geeignet, für das Fernsehen zu schreiben? Die Antwort war offenbar nein, vermutlich nicht. Vermutlich war man es nicht, wenn man keine krankhafte Vorliebe für langwierige Verhandlungen hatte, dafür, all seine Originalideen mit der Wurzel ausgerissen zu bekommen, dafür, als seine wichtigste Aufgabe das Wundenlecken der empfindlichen Egos Seelenvoller Schauspieler und Leidender Regisseure anzusehen. Vermutlich war man nicht geeignet, wenn man es nicht liebte, seine Manuskripte nach dem Prinzip zu bearbeiten ›scheiß drauf, ob es mit jeder Bearbeitung besser wird – die Hauptsache ist, es wird anders und wir alle haben eine Chance gehabt, uns einzumischen‹.

Also warum machte sie es dann?

Lizzie dachte nach, während sie sich in dem schneidenden Wind zur Bushaltestelle vorkämpfte. Geld war ein wichtiger Grund, ein sehr wichtiger. Sie hatte ein Vielfaches von dem eingenommen, was sie an Artikeln für die Illustrierten oder sogar für ihren Lyrikband (der sich für den Verlag kaum lohnte) verdient hatte, nur indem sie ein paar solcher Besprechungen durchlitten hatte. Und Geld war kein schlechtes Argument.

Doch genügte es auf die Dauer nicht.

Dennoch war es richtig merkwürdig gewesen, vor der Runde zu stehen und eine weitere Zusammenarbeit abzulehnen, unter dem Vorwand, bald ein Kind zu bekommen. Sie hatten sie alle umhalst und ihr gratuliert, und trotzdem hatte sie im selben Moment, als sie die Worte aussprach, das sonderbare Gefühl gehabt, sich plötzlich aufzulösen. Daß sie durch ihr ›nein danke‹ vor den Augen der anderen gewissermaßen verblaßte, wie eine Kopie, die nicht richtig fixiert war, ehe sie ans Tageslicht gelangte.

Und eigentlich hatte sie ja auch nichts gegen das Schreiben, im Gegenteil. Sie liebte es, liebte es beinahe mehr als alles andere.

Aufgelöst.

Es regnete immer heftiger.

Lizzie hatte einen Traum, manchmal, wenn es nicht regnete und sie atmen und weit sehen konnte. Sie hatte einen Traum von ihrer Begegnung mit Dem guten Regisseur, ihm, der weder seine Sensibilität noch seine Leistungen besonders herausstrich, ihm, der tatsächlich einsah, daß das Fernsehen ein absolut einwandfreies Werkzeug für sein Talent und auch das ihre war, ihm, der einsah, daß ein guter, ordentlich bearbeiteter Text all dem zugrundeliegen mußte, das er in Angriff nahm, ebenso wie auch ihre guten Ideen, so sie diese hatte, nur von einem guten Regisseur gestaltet werden konnten.

In Lizzies Traum fand diese Begegnung wiederholt in ein und demselben Raum statt, ein Raum ohne Konferenzstühle und Thermoskannen. Kein Hefestreifen war in Sicht. Dort saßen sich statt dessen sie selbst und Der gute Regisseur mit Papier und Stift gegenüber, möglicherweise lagen ein paar Nachschlagewerke bereit. Das waren keine Handbücher für Fernsehautoren; es waren geliebte Klassiker und klassische Filmmanuskripte, Bücher voller Poesie und Fragen, Gestaltung und Reflexionen statt voller Paketlösungen, Verallgemeinerungen und kompromißbeladener, einseitiger Antworten. Er zeichnete Szenen vor und erklärte, und sie hörte zu und antwortete. Dann erläuterte sie Texte und Gedankengänge, und er hörte zu und verstand.

Und Lizzie ging wieder nach Hause und schrieb.

Eine Zeitlang trafen sie zusammen, trennten sich und kamen erneut zusammen, und als sie sich zum letztenmal die Hand schüttelten, hatte Lizzie die Bilder Des guten Regisseurs deutlich im Kopf, und er hatte ihren Text, kristallklar und fertig in der Hand, um ihn an die Schauspieler zu verteilen.

Es war ein schöner Traum. Doch jetzt kam ihr Bus.

Und sie würde ein Kind bekommen.

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