Читать книгу Achims Ring - Manfred Peter Oebel-Herrmann - Страница 13

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Ein Knabe saß am Klavier und versuchte sich an alten Schlagern. Ein uniformierter Subalterner des Hotels stand bei einem Gast am Tisch und sonderte eine Lobeshymne auf das Können des Knaben ab. Aus dem Verhalten des Angestellten schloss Achim, dass es sich bei dem Knaben um einen Abkömmling des Hotelbesitzers oder einer höheren Charge handeln müsse. Das Kind hatte keine Ahnung vom Klavierspiel. Entweder war es zu faul zum Lernen und Üben oder aber es war gnadenlos unbegabt. Achim neigte zur letzteren Annah-me. Die katastrophale Darbietung ging ihnen dermaßen auf den Geist, dass sie die Terrasse verließen und zum Lokal von Elke Lau dislozierten. An einem sonnigen Platz genossen sie ein Köstrizer.

„Ist auch schwarz wie Espresso“ meinte Hanni.

Sie räkelten sich wohlig in der Sonne; plötzlich war es für den Bruchteil einer Sekunde ganz still, als ob alles den Atem anhielt. Ein eisiger Windhauch war zu spüren. Und schon war der Spuk vorüber und die Sonne wärmte wieder.

Gelächter und Stimmengewirr bestimmten wieder die Szene. Sie sahen sich an; sie wussten was das gerade Erlebte zu bedeuten hat: Der Herbst hat sich angekündigt. Dieses Phänomen wiederholte sich jedes Jahr und wurde nur von Einheimischen wahrgenommen.

Sie schlürften genüsslich ihr Köstrizer. Hanni mochte Bier gern, sie benutzte immer den Deminutiv „Bierchen“. „Was hältst du von einem Bierchen?“ war eine häufig gestellte Frage.

Hanni sagte, dass sie demnächst zu ihrem traditionellen Besuch nach Thüringen aufbrechen wolle. Achim nickte. Hanni besuchte jedes Jahr nach der Sommersaison im September ihre Freundin Gerda. Eine Schulfreundin, an die er sich nur flüchtig erinnern konnte. Nachdem sie auf die Insel zurückgekehrt waren, hatte Hanni Gerda zufällig getroffen und, was für Achim völlig unverständlich war, beide hatten sich nach fast einem halben Jahrhundert sofort wieder-erkannt. Gerda hatte ins Thüringsche geheiratet und Hanni und Achim zu einem Besuch in Mahnebach eingeladen. Zu Achims Erstaunen sagte Hanni ohne Umschweife zu. Sie freue sich riesig sagte sie und meinte es auch so. Achim empfand die Einladung als Belästigung und Eingriff in seine Privatsphäre beziehungsweise seinen geplanten Jahresablauf.

„Ich freue mich ebenfalls“ heuchelte Achim und täuschte als Entschuldigung ein Riesenpensum Arbeit vor, so dass man meinen könnte er sei ein Großunternehmer.

Achims Ring

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