Читать книгу Achims Ring - Manfred Peter Oebel-Herrmann - Страница 4
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ОглавлениеDas war Unabhängigkeit, wie Achim sie sich vorstellte. Ihm gefiel es ausnehmend gut, dass die Sonne im Französischen männlich war.
Le soleil. Das war ihm wichtig, weil er männlich mit Kraft verband. Oft fügte er französische Ausdrücke und Zitate in sein Deutsch ein, und es machte ihm viel Freude zu erleben, dass sich seine Schwiegermutter ärgerte, weil sie nichts verstand.
Seine Stimmung besserte sich. Er begrüßte Hanni und ihre Mutter mit einem „Hallo“. Die Schwiegermutter giftete „Du bist spät.“ „Ich bin nicht mit dir verabredet“ dachte er und „ich dir wirklich keine Erklärung schuldig sei.
Lächelnd sagte er „Madame, quelle seriöse, et quäl plaisir.“
„Lass den Quatsch und rede deutsch mit mir, hier bei uns wird deutsch geredet!“
Achim war zufrieden mit seinem Auftritt und schaute Hanni gerade in die Augen; ruhig und fest begegnete sie seinem Blick und schüttelte leicht den Kopf. Jetzt wusste er, dass Hanni nichts für die Anwesenheit ihrer Mutter konnte.
Ute, die Bedienung, brachte die Speisekarte. Möglichst unauffällig musterte er seine Schwiegermutter und genierte sich.
Ein grellrot bemalter Mund, ein geblümtes Kleid (force de fleurs) umhüllte sie wie ein Zelt, die Füße steckten in weißen Sandalen. „Grauenhaft!“
Natürlich bestellte sie zuerst und zwar etwas Fettes, etwas Handfestes, wie sie es nennt. Grützwurst – eine Spezialität, die man auf Usedom nicht nur in der kalten Jahreszeit schätzt, sondern auch im Sommer. Und ein großes Lübzer Pils dazu musste auch sein.
Hanni entschied sich für eine halbe Portion gedünsteter Aal und Achim bestellte gebratenen Zander. Er liebte Zander besonders, wenn er in der Haut kross gebraten war.
Achim fragte Hanni ob sie sich bei einer Flasche Pinot Grigio anschließen würde. „Oh ja, sehr gerne“ strahlte sie.
Zu seiner Schwiegermutter sagte er scheinheilig „schade kannst du beim Wein nicht mithalten aber der Pinot passt wirklich nicht zur Grützwurst“.
Achim gab die Bestellung an Ute weiter. „Die Getränke bitte jetzt und das Essen in circa einer halben Stunde. Danke.“
Er wollte ein bisschen französische Lebensart, Savoir-vivre, in ihr Leben bringen; zuerst in Ruhe der Apéritif und dann das Essen. Und nicht immer alles um Punkt zwölf.