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3.2.1 Was ist ein Medien-TextMedientext?

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Nach Burger (2005: 64) bilden den „Objektbereich der MedienlinguistikMedienlinguistik“ „alle Arten von Texten, die in den MassenmedienMassenmedien angeboten werden“; das sind journalistische und fiktionale Texte, Anzeigen, Werbetexte, Rezipienten-Texte (z.B. der Leserbrief in der Presse) usw., die je nach MediumMedium unterschiedliche Rollen spielen. Uneins ist man sich in der Linguistik allerdings darüber, ob zum Forschungsgegenstand der Medienlinguistik auch nichtsprachliche, aber dennoch kommunikative und sinntransportierende (optische und akustische) Zeichen (wie Bilder oder Musik) gehören. Sind diese Teil des Medientextes? Für die vorliegende Arbeit ist diese Frage von hoher Relevanz, da sie darüber entscheidet, ob bei der Analyse der Zeitungsartikel auch die abgedruckten Bilder berücksichtigt werden müssen. Artikel bestehen schon lange nicht mehr nur aus Schlagzeile, Lead und Body, sondern haben sich zu Cluster- oder Hypertexten entwickelt, die aus noch ganz anderen Teiltexten bestehen: Infokästchen, Fotos, Bildunterschriften, Grafiken usw. (vgl. Stegu 2000: 317; siehe auch Abschnitt 3.1.1).

Einige Wissenschaftler beschränken Medientexte auf den verbalen Bereich, andere vertreten die „sehr weitherzige Auffassung, dass alles, was in gedruckter oder elektronisch gesendeter Form vom Rezipienten wahrgenommen werden kann, den ‚Text‘ ausmache“ (also etwa auch alle Geräusche) (Burger 2005: 66). Burger (2005: 66f.) sieht die Wahrheit dazwischen. Ihm erscheint es „ganz eindeutig“,

„dass das Bild beim Fernsehen und auch in der Presse ein integraler Bestandteil des Gesamttextes ist. Dies geht nur schon daraus hervor, dass oft ein TextMedientext nicht ohne das Bild und noch häufiger ein Bild nicht ohne den Text interpretierbar ist […]. Ein Kompromissvorschlag wäre:

alles das als Element des Medientextes aufzufassen,

was vom Produzenten als solches beabsichtigt ist und vom Rezipienten als solches wahrgenommen wird bzw. wahrgenommen werden kann.

Die Grenzen sind natürlich schwer zu ziehen.“

Die Grenzen sind in der Tat schwer zu ziehen. In der Presse abgedruckte Fotos sind grundsätzlich „beabsichtigt“. Dies lässt sich aber nicht über einzelne Fotodetails sagen. Über diese Absichten kann man aus der Rezipientenperspektive (die man auch als ForscherIn innehat) nur Mutmaßungen anstellen.

Bilder als Texte zu betrachten, dafür plädiert auch Stöckl (2000: 327f.) und begründet dies (1) mit ihrer „hohe[n] strukturelle[n] semantische[n] Komplexität“ und ihrer Mehrdeutigkeit, (2) mit ihrer pragmatischen Situierung „als Ko- und Kontexte von Sprache und umgekehrt“ und (3) mit ihren Textualitätsmerkmalen. Der Hinweis auf die Textmerkmale von Bildern taucht in der Forschungsliteratur immer wieder auf, sie sind etwa bei Sandig (2000) genauer ausgeführt (Textfunktion, Unikalität, Kohäsion, Kohärenz, Thema, Situationalität, Materialität). Stegu (2000: 317) stellt in Frage, dass das TextMedientext-Sein eines Bildes mithilfe von Textualitätskriterien wie Kohärenz „bewiesen“ werden kann. Dies sei bereits für sprachliche Texte nicht möglich. Eine Alternative wäre es, Bilder „als außersprachlichen Kontext, auf den sprachlich Bezug genommen werden kann, aber nicht muss“, zu betrachten. Bilder ersetzen sozusagen die Wirklichkeit. Auf ihre Inhalte kann „in gleicher Weise referiert werden wie auf die Realentitäten“ (2000: 318). Doch auch Stegu räumt ein, dass Bilder durch „(Sprach-)Textumgebungen ‚textualisiert‘“ werden, „und die relativ genaue Auseinandersetzung mit ihnen […] in Vielem Lektüre- bzw. Sprachrezeptionsprozessen“ ähnelt. Bilder haben daher „sowohl Eigenschaften von außersprachlicher Wirklichkeit als auch von Texten“ und sind damit „sowohl Texte als auch Nicht-Texte“ (2000: 319). Diesem Zugang kann auch ich einiges abgewinnen. Bilder sind allein deshalb schon mehr als rein außersprachliche Wirklichkeiten, da viele PressefotoPressefotoZeitungsbildZeitungsbilds sehr bewusst gestaltet bzw. ausgewählt werden und Pressefotografen mit Bildern durchaus Botschaften „senden“, die über reine Information hinausgehen und auch BewertungenBewertung beinhalten können, so auch Straßner (2002: 24): „Die BildnachrichtBildnachricht kann […] eine starke Beeinflussung ausüben, manchmal eine stärkere als der Text. Sie kann mehr emotionalisieren und meinungsbildend wirken.“ Stegu (2002: 21) zufolge geben „Bilder die Wirklichkeit nicht bloß [wieder], sondern [drücken] durch Motivwahl, Perspektive, Nachbearbeitung usw. auch eine bestimmte Interpretation [aus]“. Stöckl (2004: 198) spricht diesbezüglich von einer einstellungsmarkierenden Funktion von Bildern, die „mit der Vermittlung von Inhalten zugleich notwendigerweise eine bestimmte Sichtweise offenbar[en]“.

Nicht ganz zehn Jahre später beschreibt Stöckl (vgl. 2012: 20) drei Medientexttypen, die sich in den im Kommunikat vorkommenden Zeichenmodalitäten unterscheiden1:

 Print-Text: Zeichenmodalitäten sind Schrift, Bild und Typographie.

 Audio-Text: Zeichenmodalitäten sind gesprochene Sprache, Musik und Geräusch.

 Audiovisueller Text: Zeichenmodalitäten sind geschriebene und gesprochene Sprache, Typographie, statische und dynamische Bilder, Musik und Geräusch.

Dass Texte aus verschiedenen Zeichenmodalitäten bestehen und nicht auf Sprache im engeren Sinn beschränkt sind, ist inzwischen selbstverständlich geworden.

Die katholische Kirche im Pressediskurs

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