Читать книгу Näher als du denkst - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 25

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Knutas hatte sich für die Mittagspause ein Paket mit dänischen Butterbroten zurechtgemacht. Sein Schwiegervater war erst kürzlich zu Besuch gewesen und hatte die ganze Familie mit Delikatessen aus dem südlichen Nachbarland erfreut. Die drei dunklen Roggenbrotschreiben waren unterschiedlich belegt: mit Leberpastete mit einer Art Kürbis, der an eine Gurke erinnerte, mit Frikadellen und Rotkohl und mit der dänischen Wurst »Rullepølse«, die Knutas besonders gern aß. Zu dieser ganzen Herrlichkeit genehmigte er sich ein eiskaltes Bier.

Er wurde beim Essen gestört, weil jemand an die Tür klopfte. Norrby schaute herein.

»Hast du einen Moment Zeit?«

»Natürlich.«

Norrby faltete seinen fast zwei Meter langen Körper in einem von Knutas’ Besuchersesseln zusammen.

»Ich habe mit einer Nachbarin gesprochen, die etwas Interessantes erzählen konnte.«

»Lass hören.«

»Anna Larsson ist eine ältere Dame, die genau über Dahlström wohnt. Am Montagabend gegen halb elf hat sie gehört, wie er aus der Wohnung ging. Er trug seine alten Pantoffeln, die auf eine ganz besondere Weise über den Boden schleifen.«

Knutas runzelte die Stirn.

»Wie konnte sie das von ihrer Wohnung aus hören?«

»Ja, das ist eine gute Frage, aber es ist so, dass ihre Katze Durchfall hatte.«

»Ach?«

»Anna Larsson wohnt allein und hat keinen Balkon. Und als sie gerade ins Bett gehen wollte, hat ihre Katze auf den Boden gekackt. Es stank so bestialisch, dass sie die Tüte mit der Scheiße nicht in der Wohnung behalten konnte. Sie trug schon ihr Nachthemd und wollte nicht zum Müllschlucker nach unten gehen, aus Angst, irgendwelchen Nachbarn zu begegnen. Deshalb hat sie die Tüte solange vor ihre Tür gestellt. Sie dachte, sie könnte sie ja ganz früh am Morgen wegwerfen, dann würde niemand etwas bemerken.«

»Ja, ja«, sagte Knutas ungeduldig.

Norrbys Hang zu epischer Breite ging ihm bisweilen auf die Nerven.

»Na ja, und in dem Moment, in dem sie die Tür öffnet, hört sie, dass Dahlström in seinen Pantoffeln aus der Wohnung kommt. Er schließt die Tür ab und geht die Kellertreppe hinunter.«

»Okay«, sagte Knutas und klopfte auf dem Tisch die Pfeife aus.

»Frau Larsson denkt nicht weiter darüber nach, sondern geht ins Bett und schläft ein. Mitten in der Nacht wird sie davon geweckt, dass die Katze jammert. Und jetzt hat das Tier auf den Schlafzimmerboden gekackt. Es hatte sich wirklich gründlich den Magen verdorben.«

»Mmm.«

»Frau Larsson steht auf, macht sauber und muss eine weitere Tüte mit Katzenscheiße vor ihre Tür stellen. Als sie die Tür aufmacht, hört sie, dass jemand eine Treppe tiefer herumgeht und vor Dahlströms Tür stehen bleibt. Und dabei hört sie nicht Dahlströms schlurfende Pantoffeln, sondern eine Person mit festen Schuhen. Sie wird neugierig, wartet und horcht. Der Unbekannte klingelt nicht, aber die Tür wird geöffnet, und er geht hinein; Stimmen sind dabei jedoch nicht zu hören.«

Nun war Knutas’ Interesse geweckt. Die Pfeife erstarrte mitten in der Luft.

»Und dann?«

»Dann ist weiterhin alles still. Nicht ein Mucks.«

»Hatte die Frau den Eindruck, dass jemand in der Wohnung war und die Tür geöffnet hat oder dass der Mensch mit den Schuhen das war?«

»Sie glaubt, dass es der Mensch mit den Schuhen war.«

»Warum hat sie das nicht schon längst erzählt?«

»Sie ist an dem Abend vernommen worden, an dem Dahlström tot aufgefunden worden war. Es war stressig und hektisch, fand sie, und deshalb hat sie nur erwähnt, dass sie gehört hat, wie er in den Keller gegangen ist. Ich habe mich gefragt, wieso sie da so sicher sein konnte. Und deshalb habe ich sie noch einmal vernommen.«

»Gut gemacht«, lobte Knutas. »Möglicherweise hat sie da den Mörder gehört, es kann sich aber auch um Dahlström gehandelt haben, der ein weiteres Mal weggegangen war. Es war doch mehrere Stunden später?«

»Das schon, aber es ist doch ziemlich unwahrscheinlich, dass er noch einmal weggegangen ist, oder?«

»Mag sein. Hat diese Frau noch mehr beobachtet, nachdem der Mann in die Wohnung gegangen war?«

»Nein, dann ist sie ins Bett zurückgegangen und wieder eingeschlafen.«

»Na gut. Die Frage ist also, ob der Mann einen Schlüssel hatte, wenn es nicht Dahlström war.«

»Das Schloss scheint jedenfalls nicht aufgebrochen worden zu sein.«

»Vielleicht war es jemand, den Dahlström kannte.«

»Das kann man durchaus annehmen.«

Näher als du denkst - Ein Schweden-Krimi

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