Читать книгу Näher als du denkst - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 7
ОглавлениеNach dem hektischen Tag auf der Rennbahn war Ruhe eingekehrt. Nur das Streichen des Besens über den Stallboden war zu hören und die Kiefer der Pferde, die den Abendhafer zermahlten. Fanny Jansson fegte mit kurzen, rhythmischen Strichen. Ihr Körper schmerzte nach der harten Arbeit, und als sie fertig war, ließ sie sich auf den Futterkasten vor Reginas Box sinken. Das Pferd schaute von der Krippe auf. Fanny schob die Hand durch das Gitter und streichelte die weiche Nase.
Das schmächtige Mädchen mit dem dunklen Teint war mittlerweile allein im Stall. Sie hatte es abgelehnt, die anderen ins nahe gelegene Restaurant zu begleiten, um den Abschluss der Saison zu feiern. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie hoch es hergehen würde. Schlimmer noch als sonst. Sie war einige Male mitgegangen, doch es hatte ihr nicht gefallen. Manche Pferdebesitzer tranken zu viel und versuchten, mit Fanny herumzuschäkern. Sie nannten sie »Prinzessin«, legten den Arm um sie und kniffen sie heimlich in den Hintern.
Einige wurden frecher, je mehr sie tranken, kommentierten Fannys Körper, mit Worten und mit Blicken. Sie waren einfach alte Schweine.
Fanny gähnte, hatte aber auch keine Lust, ihr Rad zu nehmen und nach Hause zu fahren. Noch nicht. Ihre Mutter hatte frei, und da war die Gefahr groß, dass sie betrunken war. Wenn sie allein zu Hause war, saß sie sicher mit unzufrieden verzogenem Mund und der Weinflasche auf dem Sofa. Wie immer würde Fanny dann ein schlechtes Gewissen haben, weil sie den Tag mit den Pferden verbracht hatte und nicht mit ihrer Mutter. Ihre Mutter zeigte kein Verständnis dafür, dass an einem Renntag jede Menge Arbeit anfiel. Sie begriff auch nicht, dass Fanny bisweilen aus dem Haus musste. Der Stall war Fannys Rettungsring. Ohne die Pferde wäre sie untergegangen.
Sie wurde unruhig, als sie sich eine noch schlimmere Szene vorstellte: dass ihre Mutter vielleicht nicht allein zu Hause war. Wenn ihr so genannter Freund Jack bei ihr wäre, würden sie sich beide gemeinsam voll laufen lassen, und Fanny würde nicht einschlafen können.
Am nächsten Tag musste sie früh in der Schule sein, und deshalb brauchte sie ihren Schlaf. Die achte Klasse war eine Qual, die sie möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Zu Beginn des Schuljahrs hatte sie sich alle Mühe gegeben, aber inzwischen lief es immer schlechter. Sie litt unter Konzentrationsschwierigkeiten und schwänzte recht häufig, hatte ganz einfach keine Lust auf die Schule.
Schließlich hatte sie auch so schon genug Probleme.