Читать книгу Näher als du denkst - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 26

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Als sich das Ermittlungsteam an diesem Nachmittag wieder versammelte, berichteten Karin und Wittberg als Erstes von ihrem Gespräch mit Doris Johnsson und dem, was Bengans Mutter über den Renngewinn erzählt hatte.

»Dann haben wir doch immerhin ein Motiv«, endete Karin.

»Das erklärt, warum die Wohnung durchsucht worden ist«, sagte Knutas. »Der Mörder wusste offenbar, dass Dahlström beim Rennen gewonnen hatte.«

»Das Geld fehlt noch immer«, fügte Sohlman hinzu. »Also hat der Täter es vermutlich an sich genommen.«

»Da liegt doch der Gedanke an Bengt Johnsson nahe«, sagte Karin. »Ich finde, wir sollten nach ihm fahnden lassen.«

»Da es hier um einen Mord geht, muss ich dir natürlich zustimmen.« Knutas wandte sich an Norrby. »Wir haben neue Zeugenaussagen vorliegen.«

Der Kollege erzählte von Anna Larsson und ihrer magenkranken Katze in der Wohnung über Dahlströms.

»O verdammt«, sagte Wittberg. »Das lässt doch vermuten, dass der Täter einen Schlüssel hat. Und das untermauert unseren Verdacht gegen Johnsson.«

»Wieso denn?«, widersprach Karin. »Der Täter kann Dahlström doch auch ermordet, sich dann die Schlüssel geschnappt haben und in die Wohnung hochgegangen sein.«

»Oder er hat das Schloss aufgebrochen«, schlug Sohlman vor. »Dahlström hatte nur ein ganz normales Zylinderschloss. Ein richtiger Einbrecher kann so eins knacken, ohne Spuren zu hinterlassen. Wir haben bei der ersten Untersuchung nichts entdeckt, aber wir sollten uns das Schloss noch einmal ansehen.«

»Ich finde, Wittberg hat Recht«, sagte Norrby. »Ich tippe auf Bengt Johnsson. Er war Dahlströms bester Freund und kann durchaus einen Wohnungsschlüssel gehabt haben. Falls Dahlström nicht mitten in der Nacht beschlossen hatte, noch einmal die Wohnung zu verlassen. Und diesmal mit richtigen Schuhen an den Füßen.«

»Das kann schon möglich sein. Aber wenn es nun Bengan war, warum hat er dann den Hausmeister verständigt?«, fragte Karin skeptisch.

»Um den Verdacht von sich selbst abzulenken natürlich«, erwiderte Norrby gereizt.

»Wenn die Aussage dieser Nachbarin zutrifft, dann hat Dahlström am Tag des Rennens in seiner Wohnung gefeiert und auch am Tag darauf noch gelebt«, sagte Knutas. »Er wurde also nicht auf diesem Fest ermordet. Vermutlich ist der Mord am späten Montagabend oder in der Nacht zum Dienstag geschehen. Bestimmt wird die Gerichtsmedizin uns bald einen genaueren Todeszeitpunkt liefern.«

»Übrigens haben wir noch eine weitere Zeugenaussage, die interessant sein kann«, fügte Norrby hinzu. »Ich habe doch heute noch einmal mit den Nachbarn gesprochen. Eine Nachbarin, die zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause war, hat mich später angerufen.«

»Ja?«

Knutas stützte den Kopf in die Hände und machte sich auf eine weitere umständliche Darstellung gefasst.

»Es handelt sich um eine Gymnasiastin von der Säveschule. Auch sie hat am späten Montagabend im Treppenhaus jemanden gehört. Und zwar einen gewissen Arne Haukas, der ihr gegenüber im Erdgeschoss wohnt, also im selben Stock wie Dahlström. Er ist Sportlehrer und geht abends joggen. Normalerweise macht er das so gegen acht, aber am Montagabend hat sie gehört, dass er seine Wohnung gegen elf verlassen hat. Sie hat ihn auch vom Fenster aus gesehen.«

»Ach, wie kann sie so sicher sein, was Zeitpunkt und Tag angeht?«

»Sie hatte ihre ältere Schwester aus Alva zu Besuch. Sie haben lange geplaudert und ferngesehen. Dieses Mädchen behält den Lehrer so gut im Auge, weil sie ihn für eine Art Spanner hält. Er glotzt in ihr Fenster, wenn er vorüberjoggt. Sie bildet sich ein, dass er abends joggt, um spannen zu können.«

»Kann sie diese Behauptungen irgendwie belegen?«

»Nein. Ihr ist das selber sogar ein wenig peinlich. Sie hat gesagt, sie sei nicht sicher, es sei einfach nur ein Gefühl.«

»Ist dieser Haukas verheiratet?«

»Nein, er lebt allein. Es ist ja möglich, dass das Unbehagen der Kleinen gerechtfertigt ist. Ich habe gleich in der Solbergaschule angerufen, wo er arbeitet. Der Rektor, den ich privat kenne, sagt, dass Arne Haukas vor einigen Jahren vorgeworfen wurde, dass er die Mädchen belauert, wenn sie sich nach dem Sportunterricht umziehen. Die Schülerinnen haben damals gesagt, dass er immer wieder in den Umkleideraum kam, um unnötige Fragen zu stellen. Vier von ihnen fanden das so unangenehm, dass sie sich beim Rektor beschwert haben.«

»Und was ist dann passiert?«

»Der Rektor hat mit Haukas gesprochen, der alles abstritt, und damit war die Sache aus der Welt. Es ist offenbar nicht wieder passiert. Jedenfalls haben sich keine weiteren Schülerinnen beklagt.«

»In diesem Treppenhaus scheinen ja ziemlich finstere Figuren zu wohnen«, warf Wittberg dazwischen. »Säufer, magenkranke Katzen, Spanner ... da fragt man sich doch, was das überhaupt für ein Irrenhaus ist!«

Eine gewisse Munterkeit machte sich am Tisch breit. Knutas hob abwehrend die Hand.

»Auf jeden Fall suchen wir hier keinen Sexualverbrecher, sondern einen Mörder. Aber dieser Sportlehrer kann natürlich etwas gesehen haben, wo er doch am Mordabend draußen rumgelaufen ist. Ist er schon vernommen worden?«

»Nein, sieht nicht so aus«, antwortete Norrby.

»Dann sollten wir das heute noch erledigen.«

Knutas wandte sich an Karin.

»Gibt’s was Neues über Dahlström?«

»Er hat als Fotograf für Gotlands Tidningar gearbeitet, aber das wisst ihr ja, dann hat er 1980 gekündigt und eine Firma namens Master Pictures aufgemacht. Das Unternehmen lief in den ersten Jahren sehr gut, 1987 aber ging es hoch verschuldet in Konkurs. Seitdem hat Dahlström offenbar nicht mehr gearbeitet, sondern Sozialhilfe bezogen, bis er 1990 aus Krankheitsgründen in Frührente gehen konnte.«

»Und wo leben seine ehemalige Frau und seine Tochter heute?«, fragte Knutas.

»Seine Exfrau wohnt noch immer in der alten Wohnung in der Signalgata. Die Tochter lebt in Malmö. Allein stehend und kinderlos, jedenfalls ist nur sie unter dieser Adresse gemeldet. Ann-Sofie Dahlström, also die Exfrau, war auf dem Festland, kommt aber heute am späten Nachmittag zurück. Sie hat versprochen, vom Flughafen direkt herzukommen.«

»Sehr gut«, sagte Knutas. »Wir müssen auch die Tochter herbestellen. Und wir müssen Bengt Johnsson sofort zur Fahndung ausschreiben lassen. Wir müssen seinen ganzen Bekanntenkreis befragen, wo er sein kann. Sohlman, du lässt das Schloss noch einmal untersuchen. Die Frage ist, wer alles von diesem Renngewinn weiß. Alle, die auf der Rennbahn dabei waren, müssen zur Vernehmung geholt werden. Aber wer sonst noch?«

»In diesen Kreisen verbreiten sich solche Nachrichten sicher wie ein Lauffeuer«, sagte Wittberg. »Von denen, mit denen wir in der Stadt gesprochen haben, hat niemand auch nur einen Mucks gesagt, aber die haben vielleicht ihre Gründe.«

»Auch die müssen noch einmal vernommen werden, genau wie alle anderen«, sagte Knutas. »Das mit dem Wettgewinn gibt der ganzen Sache doch einen völlig neuen Aspekt.«

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