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Großvater Vukobegović holt seine jüngste Enkelin Seka in der Kutsche ab. Er lebt allein auf einem Landgut bei Brčko, in Nebenhäusern wohnen zwei Schwestern, die nicht geheiratet haben und für ihn sorgen. Ihm gehören die Felder und Wälder rundum, es wird gepflügt, gepflanzt, geerntet, alles ist in Bewegung, doch nie erlebt Seka dort jemanden in Unmut oder Zorn, als ob unter der Weisheit des Großvaters alles zur Ruhe komme. Im Haus besteht die untere Etage aus den beiden Minderluk-Zimmern, in denen rundum Wollmatratzen an den Wänden liegen, darauf Kelims mit ihren verwunschenen Ornamenten. Für Gäste werden die Matratzen nachts ausgebreitet. Hinter geschnitzten Holztüren, die eine ganze Wand einnehmen, sind Betten und Decken zusammengerollt. In der oberen Etage schläft der Großvater. Und auch Seka. Niemand sonst.

Im Sommer stellt der Großvater zwei Kanapees in den Garten, dort plaudert er im Schatten der Baumkronen mit seinen Besuchern, raucht, trinkt Tee, liest. In einen Baum hängt er einen Topf mit einer roten Geranie. Wie sich das Rot und das Grün gegenseitig stärken, darauf weist er die Enkelin hin. Er nimmt sie ernst, seit sie miteinander sprechen können.

In einem der unteren Zimmer liest der Großvater mit drei Freunden jede Woche im Koran. Die Folianten liegen aufgeschlagen vor ihnen in leichten Holzgestellen. Seka schaut ihnen von der Treppe aus zu, wie sie sitzen und sich versenken. Sie hoffen, erklärt ihr der Großvater, dass sie etwas bislang Übersehenes entdecken werden.

Im Nebenraum steht ein aufklappbares Tischchen mit Filzbelag und Goldrand, auf dem der Großvater Patiencen auslegt. Er spielt die Große Napoleon, bei der er in komplizierten Zahlenreihen rechnen muss. Er ist immer besorgt, seine Patience könnte vom Wind, von den Katzen, vom Personal durcheinandergebracht werden, aber wenn es geschieht, kann er sie rekonstruieren. Er spielt sie wochenlang, und wenn sie aufgeht, ist er glücklich, schickt sogar Briefe mit dieser Nachricht herum. Die Kleine Napoleon bringt er der Enkelin bei.

Vor langer Zeit ist seine Frau auf der Reise bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben. Die Kutschen rollten aus Istanbul, dem prachtvollen Mittelpunkt der unermesslichen islamischen Welt, heim nach Bosnien und hatten schon Bulgarien fast durchquert, da setzten bei ihr die Wehen ein. Vier Tage kämpfte sie um ihr Leben, am Ende war sie verblutet. Das Kind lebte. Sie fuhren in der Kutsche weiter: der Vater mit dem Kind und einer Amme, die es stillte. Und mit der Toten, um sie zu Hause zu begraben.

Er erzog seine Tochter selbst, heiratete nicht wieder, widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit, liebte sie verschwenderisch. Als sich ihr klarer Verstand zeigte, suchte er für sie die beste Schule in der Gegend. Es war ein Kloster der Franziskaner, er zögerte nicht, sie dorthin zu geben, für ihn waren Christentum und Islam einander nah. Als sie zu einer eifrigen Katholikin wurde, tat es seiner Liebe zu ihr keinen Abbruch. Er verzieh ihr alles.

Diese Tochter des Großvaters ist Sekas Mutter. Über ihr herrisches Gebaren können beide gemeinsam klagen.

Ein Krokodil für Zagreb

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