Читать книгу Ein Krokodil für Zagreb - Marina Achenbach - Страница 18

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Das römische Zimmer hält die Sonne draußen. Die Jalousien sind heruntergelassen. Ich strecke mich auf dem Bett aus, eine dunkelblaue seidene Tapete redet mir Kühle ein. Mit den Augen verfolge ich die eingewebten Ornamente. Rom, Ado kannte es schon als Junge, noch vor dem Ersten Weltkrieg. Das Rom, das er sah, war altertümlich, Säulen im Staub, keine Menschenströme, keine Eintrittskarten. Er hatte uns Zeiten voraus, und durch ihn gehören sie auch zu uns.

– Ado, du hast unsere Lebenszeit gedehnt, du hast für uns den Raum vergrößert. Heute ist mir leider sehr übel, ich warte hier, dass sich der Abend abkühlt.

– Meine Dunja, im Moment fühlst du dich unwohl, aber du liegst im schönen, abgedunkelten Zimmer und hörst die Geräusche Roms, bedaure dich nicht, du kennst meine Lebensvorstellung, in jeder Situation auch das Gute zu finden, und natürlich das Veränderbare.

– Ah ja, Epiktet. Der griechische Sklave. Ich war so froh, als ich ihn entdeckte und dich darin erkannte. »Über das eine verfügen wir und über das andere nicht. Blicke auf das, worüber du verfügst.« Aber erst muss ich noch in mich hineinhorchen und die Quelle meiner unerfindlichen Übelkeit suchen, bevor ich meine Lage ganz annehme. Konntest du dein Inneres befragen, Ado?

– Ja, das konnte ich ganz gut.

– Als Seka dir mit ihrer Liebe entgegentrat – hast du dich da befragt?

– Oh ja.

– Und?

– Die Antwort war, dass ich eine so unbedingte Liebe nicht verkümmern lassen dürfte. Das Leben selbst rief danach, dass dieses seltene Gefühl nicht vergeudet werde. Ich liebe, die mich lieben. Ich bin derjenige, der antwortet.

– Sie war sehr jung, genau halb so alt wie du. Als wir klein waren, hat uns das begeistert. Und schön war sie.

– Es war nicht Interesse an ihrer Jugend, nicht dieser Reiz, der mich gelockt hat. Ich habe die klugen, eigenwilligen Frauen geliebt, oft meine Altersgefährtinnen.

– Du warst in Makarska schon einmal für zwei Jahre verheiratet, mit Lela, wir kennen ihren Namen, den du immer sanft aussprachst. Ihr Tod hat auch uns traurig gemacht.

– Meine Ehe mit Lela war etwas anderes als alles sonst. Lela liebte im Grunde ihren Bruder Sascha, ich liebte beide, und sie liebten ihren wunderbaren Vater. Ich wollte zu dieser verschworenen Gemeinschaft gehören – sie Flüchtlinge aus Russland, ich ein Geflohener aus Deutschland. Zwei Jahre lang war ich ein Teil von ihnen, doch als Lela krank wurde, schlossen sie mich wieder aus, noch bevor sie starb.

– Da war auch Sekas Mutter. Du kamst doch gerade zurück von einer Reise mit ihr!

– Ihre Mutter war eine charmante Frau, mit einem bestechend klaren Verstand. Sie war älter als ich und doch verführerisch für mich, da siehst du, dass es mir nicht auf das Erobern einer jungen Frau ankam. Aber – so unerwartet und leuchtend zeigte sich Sekas ungestüme Liebe, eine ungeahnte Dimension im Vergleich mit dem abgemessenen Gefühl der Dame, das ich gerade erlebt hatte. Sekas unvermutete Kühnheit kam wie eine Erscheinung an den Tag. Ich hatte sie als nachdenkliche junge Journalistin kennengelernt. Beim ersten Treffen sah ich: Ein Mensch an seinem guten Anfang. Da war kein Gedanke an Verführung. Ich habe mich von ihr verführen lassen. Und das brachte mir ein Glück, das ich in jener Zeit ausgeschlossen hätte.

Ein Krokodil für Zagreb

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