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IX.

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Inhaltsverzeichnis

27. Auch vermisse ich, jetzt wenigstens, nicht die Kräfte des Jünglings, – das war nämlich der zweite Punkt unter den Fehlern des Greisenalters – ebenso wenig, als ich in meiner Jugend die Kräfte eines Stieres oder Elephanten vermißte. Was man hat, das soll man benutzen, und was man auch thun mag, nach Maßgabe seiner Kräfte thun. Denn kann wol eine Aeußerung verächtlicher sein, als die des Krotoniaten Milo 97? Als dieser schon ein Greis war und Wettkämpfer sich auf der Rennbahn üben sah, soll er seine Arme angeschaut und weinend gesagt haben: »Ach, diese sind schon abgestorben!« Nein, nicht diese, sondern vielmehr du selbst, Schwätzer. Denn niemals bist du durch dich berühmt geworden, sondern durch deine Brust und deine Arme. Dieß kann man nicht von Sextus Aelius 98 sagen, nicht viele Jahre zuvor von Tiberius Coruncanius 99, nicht vor Kurzem von Publius Crassus 100: Männern, welche den Bürgern Gesetze vorschrieben, und deren Staatsklugheit bis zum letzten Lebenshauche fortschritt.

28. Der Redner, fürchte ich, dürfte im Alter erschlaffen; denn sein Beruf erheischt nicht allein Geist, sondern auch eine gute Brust und Leibeskräfte. Allerdings tritt jenes Wohltönende der Stimme, ich weiß nicht wie, auch noch im Greisenalter deutlich hervor; wenigstens hab' ich es noch nicht verloren, und ihr seht meine Jahre; indeß beruht bei dem Vortrage eines Greises die Würde auf einer ruhigen und gelassenen Rede, und sehr oft verschafft sich schon allein der geschmückte und sanfte Vortrag eines beredten Greises Gehör. Und kann man selbst auch dieses nicht mehr leisten, so kann man doch einem Scipio und Lälius Vorschriften ertheilen. Denn gibt es wol etwas Erfreulicheres, als einen Greis zu sehen, der von wißbegieriger Jugend umringt ist?

29. Oder wollen wir dem Greisenalter nicht einmal die Kräfte überlassen Jünglinge zu belehren, zu unterrichten und zu jeder Berufspflicht auszurüsten? Und kann wol Etwas herrlicher sein als ein solches Geschäft? Mir erscheinen in der That Gnäus und Publius Scipio 101 und deine beiden Großväter, Lucius Aemilius 102 und Publius Africanus 103, in der Umgebung edler Jünglinge beglückt, und alle Lehrmeister der edlen Wissenschaften sind für glücklich zu achten, so sehr auch ihre Körperkräfte gealtert und abgenommen haben; indeß ist selbst diese Abnahme der Kräfte öfter eine Folge von Jugendsünden als von Gebrechen des Greisenalters; denn eine wollüstige und unmäßige Jugend überliefert dem Greisenalter einen entkräfteten Körper.

30. Cyrus wenigstens erklärt bei Xenophon 104 in der Rede, die er in hohem Alter auf dem Sterbebette hielt, er habe niemals gefühlt, daß sein Alter schwächer geworden sei, als sein Jünglingsalter gewesen wäre. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, daß Lucius Metellus 105, der vier Jahre nach seinem zweiten Consulate Hoher Priester geworden war und zweiundzwanzig Jahre diesem Priesteramte vorstand, bei so guten Kräften in der letzten Zeit seines Lebens war, daß er seine Jugend nicht vermißte. Ich habe nicht nöthig von mir selbst zu sprechen, wiewol dieß der Greise Art ist und unserem Alter zugutegehalten wird.

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