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X.

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Inhaltsverzeichnis

31. Seht ihr nicht, wie sich Homerus' Nestor 106 so oft seiner Vorzüge rühmt? Denn er lebte schon im dritten Menschenalter 107 und brauchte nicht zu befürchten, wenn er sich wahrer Vorzüge rühme, für zu anmaßend oder zu geschwätzig zu gelten. Denn es entfloß, wie Homerus sagt, seiner Zunge die Rede süßer denn Honig 108. Zu dieser Anmuth bedurfte er keiner Körperkräfte; und doch wünscht jener Heerführer 109

Αὶ γάρ, Ζευ̃ τε πάτερ καὶ ’Αθηναίη καὶ ’Άπολλον

Τοιου̃τοι δέκα μοι συμφράδμονες ει̃εν ’Αχαιω̃ν.

’Ανδρω̃ν αυ̃ μέγ' άριστος έην Τελαμώνιος Αίας,

’Όφρ' ’Αχιλεὺς μήνιεν· ο γὰρ πολὺ φέρτατος η̃εν.

32. Doch ich komme auf mich zurück. Ich stehe jetzt im vierundachtzigsten Jahre. Ich wünschte allerdings ebendasselbe von mir rühmen zu können, was Cyrus von sich rühmt 110; gleichwol kann ich das behaupten, wenn ich auch nicht mehr die Kräfte besitze, die ich als gemeiner Krieger im Punischen Kriege oder als Quästor in dem nämlichen Kriege oder als Consul in Hispanien besaß, oder vier Jahre später, da ich als Kriegstribun unter dem Consul Manius Acilius Glabrio 111 bei den Thermopylen focht; so hat mich doch, wie ihr seht, das Alter nicht ganz entnervt und zu Boden gedrückt. Nicht vermißt meine Kräfte die Curie, nicht die Rednerbühne, nicht die Freunde, nicht die Schutzgenossen, nicht die Gastfreunde. Denn nie habe ich jenem alten und gepriesenen Sprüchworte beigepflichtet, welches mahnt, man müsse früh Greis werden, wenn man lange Greis sein wolle 112. Ich fürwahr wollte weniger lange als vor der Zeit Greis sein. Daher hat sich noch Niemand an mich wenden wollen, für den ich zu beschäftigt gewesen wäre 113.

33. » Aber ich habe weniger Kräfte als Einer von euch Beiden.« Auch ihr habt nicht die Kräfte des Hauptmannes Titus Pontius 114; ist nun wol dieser darum vorzüglicher? Es finde nur eine richtige Mäßigung der Kräfte statt, und es strenge sich Jeder so viel an, als er vermag; dann wird man wahrlich kein großes Verlangen nach mehr Kräften haben. Zu Olympia soll Milo 115, einen lebendigen Ochsen auf den Schultern tragend, durch die Rennbahn einhergeschritten sein. Möchte man sich nun lieber diese Körperkräfte oder des Pythagoras 116 Geisteskräfte wünschen? Kurz, man gebrauche dieses Gut, so lange es da ist; wenn es nicht mehr da ist, so vermisse man es nicht, wenn sich nicht etwa Jünglinge das Knabenalter und die im Alter ein wenig Vorgerückten das Jünglingsalter zurückwünschen sollen.

Das Lebensalter hat seine bestimmte Bahn, und es gibt nur einen Weg der Natur, und zwar einen einfachen; und einem jeden Abschnitte des Lebens ist seine bestimmte Zeitigkeit zugewiesen, indem die Schwäche der Kinder, die Wildheit der Jünglinge, der Ernst des männlichen Alters und die Reife des Greisenalters etwas Naturgemäßes hat, was zu seiner Zeit benutzt werden muß. 34. Du hast, denk' ich, gehört, mein Scipio, was dein großväterlicher Gastfreund Masinissa 117 noch heute in einem Alter von neunzig Jahren thut. Wenn er eine Reise zu Fuß angetreten hat, so besteigt er durchaus kein Pferd; wenn zu Pferde, so steigt er nicht vom Pferde ab; durch keinen Regen, durch keine Kälte läßt er sich bewegen sein Haupt zu bedecken; er besitzt eine ungemeine Trockenheit 118 des Körpers; daher verrichtet er noch alle Pflichten und Geschäfte eines Königs. So können also Uebung und Mäßigkeit auch im Greisenalter Etwas von der vormaligen Rüstigkeit bewahren.

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