Читать книгу Gesammelte Werke von Cicero - Марк Туллий Цицерон - Страница 27

XII.

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Inhaltsverzeichnis

39. Nun folgt der dritte Tadel des Greisenalters, daß es, wie man sagt, der sinnlichen Vergnügungen entbehre. O welch ein herrliches Geschenk des Alters, wenn anders es von uns das wegnimmt, was am Jünglingsalter das Fehlerhafteste ist! Vernehmt denn, edle junge Männer, eine alte Rede des Tarentiners Archytas 125, eines vorzüglich großen und herrlichen Mannes, die mir mitgetheilt wurde, als ich in meiner Jugend mit Quintus Maximus 126 in Tarentum war.

»Keine verderblichere Pest«, sagte er, »sei den Menschen von der Natur gegeben als die sinnliche Lust; denn die nach ihr gierig strebenden Triebe würden blindlings und zügellos angereizt sich derselben zu bemächtigen. 40. Hieraus entstehe Verrath des Vaterlandes, hieraus Umsturz der Staaten, hieraus heimliche Unterhandlungen mit den Feinden; kurz, es gebe keinen Frevel, keine Uebelthat, zu deren Ausübung die sinnlichen Begierden nicht anreizten; Unzucht aber und Ehebruch und jede derartige Schändlichkeit werde durch keine anderen Lockungen angeregt als durch die der Sinnenlust. Und der Vernunft, welche dem Menschen sei es die Natur, sei es die Gottheit als das Herrlichste verliehen habe, dieser göttlichen Gabe und diesem göttlichen Geschenke, sei Nichts so feind als die Sinnenlust. 41. Denn wo die Sinnenlust herrsche, da sei für Besonnenheit kein Raum, und überhaupt könne im Reiche der Sinnenlust die Tugend nicht bestehen. Um dieß besser begreifen zu können, fordert er auf sich einen Menschen vorzustellen, welcher von der höchsten Sinnenlust, die man genießen könne, gereizt sei. Niemandem, meint er, würde es zweifelhaft sein, daß ein Solcher, so lange er sich dieses Genusses erfreue, Nichts im Verstande überlegen, Nichts mit der Vernunft, Nichts mit den Gedanken erfassen könne. Deßhalb sei Nichts so verabscheuungswürdig und verderblich als die sinnliche Lust, insofern ja dieselbe, wenn sie sehr stark und von sehr langer Dauer sei, das ganze Licht des Geistes auslösche.«

Dieses hat Archytas vor dem Samniten Gajus Pontius 127, dem Vater dessen, von dem die Consuln Spurius Postumius und Titus Veturius in der Kaudinischen Schlacht überwunden wurden, gesprochen, wie unser Gastfreund, der Tarentiner Nearchus 128, der der Freundschaft mit dem Römischen Volke treu geblieben war, von älteren Leuten vernommen zu haben versicherte, da ja diesem Gespräche auch der Athener Plato beigewohnt habe, der, wie ich finde, unter dem Consulate des Lucius Camillus und Appius Claudius 129 nach Tarentum kam.

42. Wozu dieß? Damit ihr einsehet, daß, wenn wir die Sinnenlust mit Hülfe der Vernunft und Weisheit nicht zurückweisen könnten, wir dem Greisenalter großen Dank schuldig wären, da es bewirkt, daß uns nicht nach dem gelüstet, wornach uns nicht gelüsten soll. Denn die Sinnlichkeit ist der Ueberlegung hinderlich, sie ist eine Feindin der Vernunft, sie verblendet, so zu sagen, die Augen des Verstandes und hat keinen Verkehr mit der Tugend. Ungern that ich es, daß ich des so tapferen Titus Flamininus 130 Bruder, den Lucius Flamininus 131, aus dem Senate stieß, sieben Jahre nach seinem Consulate; aber ich hielt es für nothwendig seine Ausschweifung zu rügen. Denn da er als Consul 132 in Gallien war, ließ er sich bei einem Gastmahle von einer Buhlerin erbitten Einen von denen, die, wegen eines peinlichen Verbrechens verurtheilt, in Ketten lagen, mit dem Beile zu enthaupten 133, Er war unter dem Censoramte seines Bruders Titus 134, der zunächst vor mir Censor gewesen war, der Ahndung entschlüpft; ich aber und Flaccus 135 konnten eine so schandbare und heillose Ausschweifung schlechterdings nicht ungestraft hingehen lassen, da sie mit persönlicher Schande auch die Entehrung des Amtes verband.

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