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XVI.

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Inhaltsverzeichnis

55. Ich könnte noch viele Annehmlichkeiten der Landwirtschaft anführen; aber schon das Gesagte ist, wie ich merke, zu lang geworden. Ihr werdet es mir aber zugute halten; denn theils habe ich mich durch die Vorliebe für die Landwirtschaft fortreißen lassen, theils ist das Alter von Natur etwas geschwätzig, damit es nicht scheine, als ob ich es von allen Fehlern freisprechen wollte.

Also in dieser Lebensweise brachte Manius Curius 170 nach seinen Triumphen über die Samniten und über den Pyrrhus die letzte Zeit seines Lebens zu; und wenn ich sein Landgut betrachte, – es liegt nicht weit von dem meinigen, – so kann ich theils die Genügsamkeit des Mannes selbst, theils die Sittenzucht damaliger Zeiten nicht genug bewundern. 56. Als einstmals Curius am Herde saß, brachten ihm die Samniten eine große Summe Goldes, wurden aber damit abgewiesen. Denn es scheine ihm, erklärte er, nicht rühmlich Gold zu besitzen, wohl aber über die zu herrschen, welche Gold besäßen. Mußte nicht eine so hohe Gesinnung das Alter erfreulich machen?

Doch ich komme auf die Landleute zurück, um mich nicht von mir selbst zu entfernen. Auf dem Lande lebten damals Senatoren, das heißt Männer aus dem Rathe der Alten. So wurde zum Beispiel dem Lucius Quinctius Cincinnatus 171, als er mit Pflügen beschäftigt war, seine Ernennung zum Dictator verkündet, und auf dieses Dictators Geheiß tödtete der Befehlshaber der Reiterei, Gajus Servilius Ahala, den nach der Königswürde trachtenden Spurius Mälius, indem er ihm vor Ausführung seines Vorhabens zuvorkam. Von ihren Landgütern wurden auch Curius und andere Greise in den Senat herbeigeholt, woher die, welche sie herbeiholten, Landboten 172 genannt wurden. War nun wol das Greisenalter dieser Männer beklagenswerth, die an der Bebauung des Feldes Vergnügen fanden? Nach meiner Meinung wenigstens dürfte wol kein Greisenalter glückseliger sein, und zwar nicht allein wegen des Berufes, weil der Landbau dem gesammten Menschengeschlechte heilsam ist, sondern auch wegen des erwähnten Genusses und wegen des Ueberflusses und der Fülle aller Dinge, die zur Nahrung der Menschen und auch zum Dienste der Götter gehören. So können wir uns also, weil dieß doch Manche wünschen, wieder mit der Sinnenlust aussöhnen. Denn bei einem guten und fleißigen Hausvater ist der Weinkeller, der Oelkeller, auch die Speisekammer immer gefüllt, und sein ganzes Landgut ist wohl bestellt. Es hat Ueberfluß an Schweinen, jungen Ziegen, Lämmern, Hühnern, Milch, Käse, Honig. Ferner nennen die Landleute selbst den Garten die zweite Speckseite 173. Mehr Würze erhalten diese Annehmlichkeiten auch durch den in müßigen Stunden vorgenommenen Vogelfang und die Jagd 174.

57. Was soll ich von dem Grün der Wiesen oder von den Reihen der Bäume oder von der Schönheit der Wein- und Oelgärten weitläufig reden? Ich will mich kurz fassen. Nichts kann weder für den Nutzen ergiebiger noch für den Anblick reizender sein als gut angebautes Feldland, und an seinem Genusse hindert uns das Greisenalter durchaus nicht, ja es ladet vielmehr dazu ein und lockt an. Denn wo kann sich dieses Alter im Sonnenschein oder am Feuer besser erwärmen, oder hinwiederum im Schatten oder im Wasser eine gesündere Abkühlung genießen? Für sich mögen daher die jungen Leute ihre Waffen, für sich ihre Rosse, für sich die Speere, für sich die Keule 175 und den Ball, für sich das Schwimmen und Laufen behalten; uns Greisen mögen sie von ihren vielen Spielen nur das Knöchel- und Würfelspiel übrig lassen, und selbst von diesen beiden nach ihrem Belieben nur eines, weil das Greisenalter auch ohne diese glücklich sein kann.

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